Cato 11 - Die Garde
vorbeigekommen, doch es hatte ihm nicht gefallen. Der See lag in sumpfigem Gelände, wo es von Mücken und anderen Insekten wimmelte, weshalb das Land für Bauern nutzlos war. Reisende waren gezwungen, um das betroffene Gebiet einen weiten Bogen zu machen. Die Trockenlegung war längst überfällig gewesen, und Claudius hatte das Projekt endlich in Angriff genommen.
»Das ist auch so ein Bauvorhaben, das der Kaiser auf den Weg gebracht hat « , antwortete Cato. »Wie’s aussieht, hat sich in unserer Abwesenheit in Rom einiges geändert. Erst der neue Hafen, dann der See und außerdem eine neue Kaiserin samt Stiefsohn .«
»Aber immer noch derselbe alte Narcissus « , brummte Macro verdrießlich. »Zieht im Hintergrund die Strippen. Manche Dinge ändern sich nie .«
Hinter den anderen Männern her gingen sie vom Paradegelände zu ihrer Unterkunft. Fuscius war schon da und hängte gerade seine gereinigte Rüstung und seine Waffen an den Haken. Er nickte Macro und Cato grüßend zu, als sie die Schilde abstellten und sich ebenfalls entkleideten.
»Verfluchte Marschiererei « , klagte Fuscius. »Mir reichen schon die Patrouillen in der Stadt. Ich krieg allmählich Blasen in den verdammten Stiefeln .«
»Ha, du bist eben zu weich, Mann « , entgegnete Macro. »Warte mal, bis du das richtige Kriegshandwerk kennenlernst, so wie Capito und ich. Dann weißt du auch, was es heißt zu marschieren .«
Fuscius glotzte ihn an. »Verschon mich mit diesem Gefasel. Ich hab die Schnauze voll von den verfluchten Aufrührern in der Stadt. Und jetzt machen sie mir das Leben noch schwerer, weil der Kaiser die Aufmerksamkeit des Pöbels unbedingt auf die großen Vorhaben lenken will, die er zum Wohle der Allgemeinheit in Angriff genommen hat. Pah, das ist doch bloßes Getue. Ich bin froh, wenn sich alles wieder beruhigt hat .«
»Falls es dazu jemals kommt « , meinte Cato.
»Oh, das wird es« , erwiderte Fuscius. »Ich habe gehört, der Kaiser hätte sizilianisches Getreide abgezweigt. Sobald das die Stadt erreicht, wird es den Pöbel eine Zeitlang besänftigen. In der Zwischenzeit kann man weitere Vorräte herbeischaffen .«
»Und von wem hast du das ?«
Fuscius tippte sich an die Nase. »Von Freunden von Freunden .«
Macro schnaubte und schüttelte den Kopf. »Als ob du Beziehungen nach ganz oben hättest … «
Cato spitzte die Lippen. »Hoffen wir, du behältst recht. Der Kaiser braucht Zeit .«
Fuscius hängte seinen Schwertgürtel an den Haken. »In der Messe wird gewürfelt. Wollt ihr mitkommen ?«
»Klar « , antwortete Macro. »Sobald wir hier fertig sind .« Er klopfte auf den Geldbeutel, der an seinem Gürtel befestigt war, und lächelte. »Eine Gelegenheit, den Vorschuss, den wir ausgezahlt bekommen haben, sinnvoll einzusetzen .«
»Oder alles zu verlieren .« Fuscius lachte. »Ihr solltet euch die Würfel genau angucken, bevor ihr setzt. Ein paar von den Burschen haben’s drauf angelegt, frische Rekruten über den Tisch zu ziehen .«
»Ich bin doch kein Frischling mehr .« Macro reckte die Faust. »Meinetwegen sollen sie’s ruhig probieren, wenn sie sich trauen .«
Als Fuscius weg war, wandte Macro sich an Cato. »Was sollen wir mit Lurco machen? Du hast gemeint, du hättest einen Plan .«
Cato vergewisserte sich mit einem Blick zur Tür, dass niemand in Hörweite war, dann sagte er: »Centurio Lurco amüsiert sich gern. Er verbringt die Nacht häufiger außerhalb als in der Kaserne. Wir brauchen ihm nur zu folgen und abzuwarten, bis wir ihn allein erwischen .«
»Und dann ?«
»Dann schildern wir ihm die Lage .«
Macro schnaubte. »Na großartig. Du meinst, er wird in aller Ruhe mit uns plaudern, wenn er von zwei seiner Leute angepöbelt wird? Mal angenommen, er will nicht mit uns reden. Was dann ?«
»Dann schaffen wir ihn gewaltsam in die konspirative Wohnung, und Septimus sorgt dafür, dass er so lange von der Bildfläche verschwindet, bis die Verschwörung zerschlagen ist .«
»Und wann steigt das Ganze? Heute Abend ?«
»Nein. Wir warten, bis wir den Kaiser eskortiert haben. Wenn Lurco heute Abend verschwindet, besteht die Gefahr, dass eine andere Centurie zum Schutz des Kaisers abkommandiert wird und wir nach Lurco suchen müssen. Wir müssen in der Nähe des Kaisers bleiben. Unsere wichtigste Aufgabe ist es, Claudius vor weiteren Anschlägen zu schützen .«
Sie schlossen sich den Würfelspielern in der Messe an. Man hatte ein paar Tische und Bänke beiseitegeschoben, um Platz für die
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