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Cato 11 - Die Garde

Cato 11 - Die Garde

Titel: Cato 11 - Die Garde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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schweren Stiefel von neulich trug er jetzt solche aus weichem Leder, die bis zur Wadenmitte reichten, die Art Stiefel, die Macro als weibisch bezeichnet hätte.
    Cato setzte die Verfolgung fort. Vor ihm lag der Tiber, eingefasst vom massigen Kapitolshügel zur Rechten und dem Palast zur Linken. Auch auf dem Boarium herrschte weit weniger Getriebe als sonst, und höchstens ein Drittel der sonst üblichen Zahl an Verkaufsständen war aufgebaut worden. Hier waren weniger Soldaten zu sehen, die meisten drängten sich vor den Büros von Steuereintreibern und Geldverleihern, da viele von deren Räumlichkeiten von Plünderern heimgesucht worden waren. Cestius ging bis ans Ufer des Tiber weiter, wo die Cloaca Maxima in den Fluss mündete, dann wandte er sich nach links zum Lagerhausdistrikt.
    Ein fürchterlicher Gestank von menschlichen Ausscheidungen erfüllte dort die Luft, wo sich ein dunkler Strom von Scheiße, Pisse und Unrat in die Fluten des Tiber ergoss. Ein Leichnam hatte sich am Bug eines vertäuten Lastkahns verfangen, und zwei Ratten nagten sich emsig durch die nasse Kleidung, um an das faulende Fleisch heranzukommen. Ein Bootsmann ruderte bereits zu der Stelle, um den Toten zu bergen und ihn auf einen kleinen Haufen anderer Leichen zu legen, die man hier an der Mündung der Kloake aus dem Wasser gefischt hatte – die übliche Ausbeute an leichtsinnigen Betrunkenen, Mordopfern und Unfalltoten. Cato war der Anblick vertraut, denn als Junge war er mit seinem Vater öfters zum Hafen gegangen. Wenn eine Wagenladung Leichen beisammen war, würde man sie zu einem Massengrab vor der Stadtmauer karren.
    Er wandte sich von dem schaurigen Anblick ab und bekam gerade noch mit, wie Cestius ein paar Worte mit einem dicken, kahlköpfigen Mann in hellgelbem Umhang und grüner Tunika wechselte. Zwei muskulöse Männer mit schweren Knüppeln standen schweigend hinter dem Kahlköpfigen, während er mit Cestius redete. Der Kahlköpfige klopfte Cestius lächelnd auf den Arm, dann gingen sie auseinander. Cato musterte den Mann diskret, als er sich ihm näherte, und bemerkte, dass er eine Goldkette um den Hals und Juwelenringe an den Fingern trug. Offenbar war der Mann zumindest wohlhabend und hatte keine Bedenken, seinen Reichtum in der Öffentlichkeit zur Schau zu stellen, jedenfalls solange er von zwei Leibwächtern begleitet wurde, die den Eindruck machten, als könnten sie jeden auseinandernehmen, der es wagte, nach dem Geldbeutel ihres Herrn zu greifen.
    Cato ließ die Gruppe in sicherem Abstand passieren und folgte weiter dem Bandenanführer. Cestius ging noch ein Stück weiter, dann blickte er sich schnell um. Da er sich offenbar unbeobachtet wähnte, begab er sich zum Eingang eines der Lagerhäuser. Er nickte dem Mann am Tor zu, der den Besucher einließ und das Tor sogleich wieder schloss. Cato fürchtete, den Anschluss an sein Opfer zu verlieren. Er blieb gegenüber dem Tor stehen, ging in die Hocke, schnürte sich den Stiefel neu und beobachtete währenddessen das Lagerhaus. Neben dem Tor verkündete ein Schild, dass die Lagerhäuser von Gaius Frontinus vermietet würden. Interessenten wurden aufgefordert, sich an dessen Büro im Boarium zu wenden.
    Cato atmete tief durch und ging zum Tor. Der Wachmann regte sich und verstellte ihm den Weg. Er war untersetzt und hatte ein vernarbtes Gesicht. Cato vermutete, dass er früher als Gladiator gearbeitet hatte, bevor man ihn freigelassen oder ausgemustert hatte.
    »Was willst du ?« , kam der Wächter ohne Umschweife zur Sache.
    »Ich soll mich hier mit meinem Meister treffen, Herr « , antwortete Cato. »Er ist gerade eben eingetreten .«
    »Tatsächlich? Und wie heißt er ?«
    Cato öffnete den Mund, besann sich aber im letzten Moment. Wenn Cestius sich verkleidet hatte, benutzte er vermutlich auch einen falschen Namen. Wenn Cato den richtigen Namen nannte, würde der Wächter ihm den Eintritt verwehren. Vielleicht würde er Cestius beim Hinausgehen sogar darauf ansprechen, und dann wüsste er, dass ihm jemand gefolgt war.
    Der Wächter war zu einer Entscheidung gelangt. »Hab ich mir gedacht. Du bist ein Schwätzer. Und jetzt zieh Leine, sonst mach ich dir Beine .« Er tätschelte den mit Beschlagnägeln besetzten Knüppel, der an seinem Gürtel baumelte.
    Es hatte keinen Sinn, eine Prügelei zu provozieren. Cato wich ein paar Schritte zurück, dann machte er kehrt und ging zurück zum Boarium. Als ihm der Gedanke kam, dass es doch noch etwas Sinnvolles herauszufinden galt,

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