Catriona
glänzte.
»Ich bin recht froh, ein Wort mit Euch allein zu sprechen, weil in unserer ersten Unterredung einige Ausdrücke fielen, die Ihr mißverstanden habt und die ich lang schon aufzuklären beabsichtigte. Meiner Tochter Ehre ist über jeden Zweifel erhaben. Die Eure auch; ich bin bereit, das mit meinem Degen gegen alle Widersacher zu bezeugen. Aber, mein lieber David, diese Welt ist eine tadelsüchtige Welt – wer wüßte das besser als ich, der ich seit dem Tode meines seligen Vaters – Gott schenk ihm die ewige Ruh! – geradezu in einem Meer von Verleumdungen gewatet habe? Wir müssen dem entgegentreten; Ihr und ich müssen das berücksichtigen; wir müssen das berücksichtigen.« Hier schüttelte er sein Haupt mit der Miene eines Geistlichen auf der Kanzel. »Inwiefern, Mr. Drummond?« fragte ich. »Ich wäre Euch sehr verbunden, wenn Ihr zur Sache sprechen wolltet.« »Ha, ha,« meinte er lachend, »das sieht Euch wahrhaftig ähnlich! Das ist gerade der Charakterzug, den ich am meisten an Euch bewundere. Aber die Sache, mein guter Junge, ist ein wenig heikel.« Er schenkte sich ein Glas Wein ein. » Obwohl es natürlich zwischen guten Freunden, wie wir es sind, gar nicht vieler Worte bedarf. Die Sache betrifft, wie ich Euch wohl kaum erst zu sagen brauche, meine Tochter. Vorausschicken möchte ich, daß ich Euch keineswegs tadele. Unter den damaligen unglücklichen Verhältnissen konntet Ihr wirklich kaum anders handeln. Ich wüßte wahrhaftig nicht, wie Ihr sonst hättet handeln sollen.« »Ich danke Euch für dieses Wort«, sagte ich, scharf auf dem Quivive. »Ich habe außerdem Euren Charakter studiert«, fuhr er fort. »Eure Talente sind recht anständig; Ihr scheint ein mäßiges Auskommen zu besitzen, was nie schaden kann; kurz, alles in allem bin ich sehr froh, Euch mitteilen zu können, daß ich mich für den zweiten der beiden mir offenstehenden Wege entschieden habe.« »Ich fürchte, ich bin ein wenig schwer von Begriff«, sagte ich. »Von welchen Wegen redet Ihr?«
Er runzelte ungemein drohend die Stirn und schlug die Beine übereinander. »Sir,« sagte er, »ich glaube, ich brauche sie einem Gentleman Eures Standes nicht erst zu beschreiben: entweder ich schneide Euch den Hals durch oder Ihr heiratet meine Tochter.«
»Endlich habt Ihr die Gewogenheit, Euch deutlich auszudrücken«, bemerkte ich. »Ich glaube, ich war von Anfang an recht deutlich«, rief er polternd. »Ich bin ein fürsorglicher Vater, Mr. Balfour, aber, Gott sei Dank, ein geduldiger, bedachtsamer Mann. Manch ein Vater, Sir, hätte Euch auf der Stelle entweder zum Altar oder auf den Kampfplatz geschleppt. Meine Achtung vor Eurem Charakter ...« »Mr. Drummond,« unterbrach ich ihn, »wenn Ihr überhaupt irgendwelche Achtung vor mir habt, bitte ich Euch, Eure Stimme zu dämpfen. Es ist vollkommen überflüssig, einen Gentleman, der im selben Zimmer mit Euch sitzt und der Euch seine volle Aufmerksamkeit schenkt, derart anzufahren.«
»Wahr, wahr«, sagte er, sofort in einen anderen Ton verfallend. »Ihr müßt die Aufregung eines Vaters entschuldigen.« »Ich habe also zu verstehen,« fuhr ich fort – »ich ignoriere die zweite Alternative, die zu erwähnen vielleicht bedauerlich war – ich habe zu verstehen, Ihr würdet mich, für den Fall, daß ich Euch um Eurer Tochter Hand bitte, unterstützen?«
»Unmöglich könnte man meine Absicht besser ausdrücken«, sagte er. »Ich sehe, wir werden uns noch trefflich verstehen.« »Das bleibt abzuwarten«, entgegnete ich. »Aber ich brauche kein Geheimnis draus zu machen, daß ich der betreffenden Dame die zärtlichsten Gefühle entgegenbringe; selbst im Traume vermöchte ich mir kein größeres Glück vorzustellen, als ihr Gatte zu werden.« »Ich wußte es ja, ich war Eurer sicher, David«, rief er und streckte mir die Hand entgegen.
Ich übersah sie. »Ihr geht zu schnell, Mr. Drummond«, sagte ich. »Es sind da noch einige Bedingungen zu erfüllen; auf meinem Wege liegt ein Hindernis, von dem ich augenblicklich nicht sehe, wie wir es überwinden wollen. Ich habe Euch gesagt, daß meinerseits kein Bedenken gegen die Heirat vorliegt, aber ich habe guten Grund zu glauben, daß auf Seiten der jungen Dame um so größere bestehen.«
»Das steht nicht zur Diskussion,« sagte er, »ich verbürge mich für ihr Jawort.« »Ich glaube, Ihr vergeßt, Mr. Drummond,« warf ich ein, »daß Ihr Euch bereits in den Verhandlungen mit mir zu zwei, drei unschmackhaften Ausdrücken habt
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