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Catwalk in den Tod

Catwalk in den Tod

Titel: Catwalk in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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die Beine anfangen.
    »Verdammte Schweinerei«, sagt ein Polizist in Zivil. »Schaff die Leute hier weg. Zum Affen können wir uns auch alleine machen.«
    »Da ist noch was«, sagt sein Kollege und bückt sich. An dem Gestell ist ein Tau verknotet. Der Mann zieht und bekommt es nicht so recht los. Etwas Schweres wartet da noch im Wasser. Zwei Uniformierte packen mit an. Plötzlich taucht noch eine Hand aus der Alster auf. Und diesmal hat sie eine ganz andere Farbe. Ist blass und die Fingernägel sind lackiert. Den Ring erkenne ich sofort.
    »Absperrung vergrößern«, sagt einer der Kriminalpolizisten und steigt in einen grünen Overall. Zwei Uniformierte drängen uns sachte zurück.
    Für ein paar Sekunden liegt sie da ganz allein auf dem Rasen. Ihr Haar glänzt jetzt nicht mehr. Und auch ihr Lachen hat sich auf und davon gemacht. Die Augen sind gebrochen und das Wasser der Alster tropft aus dem roten Mantel auf den Boden.
    Ich seh mich nach den Kindern um, aber warum sollten die hier sein?
    Omen, denk ich, halt dich da raus. Du bist nur ein Penner. Das geht dich nichts an.
    »Seht zu, dass die Leute von der Spurensicherung in Ruhe arbeiten können. Niemand trampelt hier auf den Spuren rum«, sagt ein Kriminalpolizist zu seinen Kollegen.
    Ein Polizeifotograf schiebt ein Blitzlicht auf seine Kamera und zwei Polizisten heben eine Decke vor die Leiche.
    Ja, die Aufführung ist zu Ende. Hast kein Glück gehabt in der großen weiten Welt. Auch du bist deinem Stern gefolgt und jetzt bist du davon geflogen. In den Himmel, wo die Prinzessinnen wohnen. Mit Daunenbetten und Rosenmarmelade zum Frühstück.
    Ich stopf meine Hände in die Tasche und klimper mit den Geldstücken. Eines davon fühlt sich seltsam an. Außerdem ein bisschen wärmer. Wie Indianergeld. »So-Fort« merkt das sofort.
    Ich seh mir das zur Sicherheit noch einmal genauer an und tatsächlich: Ein mexikanisches Zehn-Peso-Stück. Hinter mir drängelt jemand und ich werde nach vorn gestoßen. Irgendetwas verbeißt sich in meiner Hüfte. Ist schon komisch, aber weh tut es immer erst später. Muss ein ziemlich gieriges Insekt gewesen sein. Ich will den Schmerz ein wenig verreiben, da rinnt etwas Warmes meine Finger entlang. Und ist ganz rot. Das Hemd wird feuchter, und das Geldstück in meinem Mantel brennt. Auch der Fetzen Papier hat ein paar Tropfen Blut abbekommen. Ist wohl so eine Art Blutsbrüderschaft, die ich da gerade mit der toten Maria geschlossen habe.
    Der Sanitäter im Krankenwagen findet das nicht. »Messerstich«, sagt er. Und: »Glück gehabt. Fingerbreit an der der Niere vorbei.«
    Da hab ich mir Feinde gemacht und weiß noch nicht einmal, warum. Und untertauchen kannst du als Penner schließlich auch nicht. Wer soll denn die Arbeit erledigen?
    Wenn unsereins ausfällt, leidet doch gleich die ganze Stadt. Das schafft ein graues Klima. So von Mensch zu Mensch. Warum? Wenn all die Leute mit einer kleinen Spende nicht mal was Gutes tun können, dann geht ihre Laune noch mehr in den Keller. Wer weiß, was da alles passieren kann, wenn die finsteren Gedanken sich einfach so auf der Straße anrempeln können und kein Penner stellt sich dazwischen, dem man was Gutes tun kann.
     Hilft aber alles nichts, ich muss in eine ganz andere Welt abtauchen. Als Obdachloser hast du eine Verpflichtung. Ich muss meine Suite im Hotel zu den Tausend Sternen verlassen. Ist ja nur für ein paar Tage. Und so ein Dach über dem Kopf wird mich schließlich nicht gleich umbringen. Hoff ich jedenfalls.
     
    *
     
    Im Waschsalon mustert mich ein junger Mann. Sicher, kommt nicht alle Tage vor, dass da einer mit einem blutverkrusteten Hemd sitzt und seinen Mantel wäscht. Aber er erklärt mir gleich, wie das mit dem Weichspüler funktioniert. Ich bin wirklich dankbar. Der Mensch will’s schließlich ein wenig kuschelig haben.
    Auf einer der schleudernden Maschinen vibriert ein Hamburger Abendblatt. Der Leichenfund in der Alster ist den Redakteuren eine kurze Meldung auf der Seite eins und eine halbe Seite im Lokalteil wert. Die Frau wurde erstochen und der Leichnam mit der Schaufensterpuppe beschwert. Sollte im Schlamm der Alster vermodern, aber so ein Fluss hat seinen eigenen Kopf. Besonders die Alster. Eine hübsche Frauenleiche? Nicht mit mir, sagt die Alster und spuckt sie wieder aus. Alster ist Alster und Ohlsdorf ist Ohlsdorf.
    Niemand kennt die Frau, es gebe keine Ähnlichkeit mit Vermissten. Ein Sexualdelikt liege nicht vor und man glaubt, dass sie aus Südamerika

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