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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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der ranghöchste Marine seinem Lieutenant, und dieser wandte sich wieder Harys zu.
    »Also gut«, sagte er und überreichte ihm die Schiffspapiere, »dann war es das wohl, Captain. Ich danke Ihnen für Ihre Kooperationsbereitschaft und bitte Sie erneut im Namen meines Captain um Entschuldigung für die Umstände, die wir Ihnen gemacht haben.«
    »Ist ja nichts passiert«, gestand Harys ein wenig grummelig ein. Dann schüttelte er den Kopf und verzog das Gesicht. »Um die Wahrheit zu sagen, Lieutenant: Ich kann es Ihnen oder Ihrem Captain nicht verdenken. Ich gebe zwar zu, dass ich der Ansicht bin, sämtliche Charisianer hätten den Verstand verloren. Aber unter den gegebenen Umständen hätte ich an Ihrer Stelle wohl genau das Gleiche getan.«
    »Ich bin froh, dass Sie Verständnis für unsere Lage haben, Sir.« Der Lieutenant deutete eine Verbeugung an, dann deutete er mit dem Kinn auf die Marines. Kurz nahm der Sergeant Haltung an, dann scheuchte er seine Männer wieder zur Barkasse hinunter.
    »Ich wünsche Ihnen und Ihrem Schiff eine sichere Überfahrt zur Shwei Bay, Captain«, sagte der Lieutenant noch, dann folgte er seinen Marines.
    Harys stand am Schanzkleid, schaute zu, wie an Bord der Barkasse die Ruder ins Wasser abgesenkt wurden. Kurz darauf hielt das kleine Boot mit kräftigen Riemenschlägen wieder auf den Schoner zu. In gewisser Weise hatte er Mitleid mit dem jungen Lieutenant: Der junge Mann hatte tatsächlich saubere Arbeit geleistet. Er hatte an genau den richtigen Stellen nachgeschaut, und er hatte auch genau die richtigen Dokumente und die richtige Fracht gefunden. Aber wer hätte denn auch vermutet, dass jemand einen derart aufwändigen Täuschungsversuch unternahm, bloß um drei Passagiere in die Shwei Bay zu bringen? Die Vorstellung war doch einfach ungeheuerlich!
    Wie ungeheuerlich das wirklich ist, hängt ja wohl ganz davon ab, um welche Passagiere es hier geht, nicht wahr? Zhoel Harys gestattete sich ein wölfisches Grinsen und musste feststellen, dass er zum ersten Mal ganz und gar zufrieden damit war, nur der Kommandant der Schwinge und nicht der Entermesser zu sein.

.VI.
 
Palast des Erzbischofs, Tellesberg,
Kaiserreich Charis
 
    »Euer Eminenz«, sagte Pater Bryahn, »Madame Dynnys ist hier.«
    »Ah, gut, Bryahn!«
    Erzbischof Maikel erhob sich und trat um seinen Schreibtisch herum. Er lächelte freundlich, als Ushyr sich verneigte und Adorai Dynnys durch die Tür des Arbeitszimmers führte. Maikel streckte ihr die Hand entgegen, und Erayk Dynnys' Witwe erwiderte sein Lächeln, als sie seine Hand ergriff. Seit sie hier in Tellesberg eingetroffen war, hatte Maikel sie deutlich besser kennen lernen dürfen. Daher war nicht erstaunt, als sie sich auf die Zehenspitzen stellte und ihm einen Kuss auf die Wange hauchte.
    »Danke, dass Ihr Euch bereit erklärt habt, mich zu empfangen«, sagte sie, während er sie am Ellenbogen fasste und sie zu einem der Sessel in seinem Arbeitszimmer dirigierte. »Mir ist wohl bewusst, dass es nicht gerade einfach ist, jemanden, der so viel zu tun hat wie Ihr, derart kurzfristig aufzusuchen. Vor allem jetzt, da die ganzen Details dieses neuen Parlaments zu regeln sind.«
    Es entging Staynair nicht, dass sie zu der Liste seiner derzeitigen Pflichten nicht noch hinzugefügt hatte: all die Details der Verschmelzung des Reiches mit diesen anderen Ketzern aus Chisholm - sehr taktvoll von ihr.
    »Für Sie Zeit zu erübrigen, sollte nie ein Problem sein«, erklärte er galant. »Naja, hin und wieder kann es wohl doch ein wenig schwierig werden. Aber es wird nie eine unwillkommene Schwierigkeit sein.«
    »Ich danke Euch«, sagte sie, und er blickte sie nachdenklich, aber gänzlich unaufdringlich an.
    Sorge und Trauer zeichneten ihr Gesicht deutlich weniger auffällig als zuvor. Gänzlich verschwinden würden sie wohl nie. Doch Adorai Dynnys hatte sich in ihr neues Leben in Tellesberg deutlich besser eingefunden, als Staynair vorauszusagen gewagt hätte. Es war durchaus möglich, dass Caylebs und Sharleyans Entscheidung, sie im Palast unterzubringen und zu einem offiziellen Mitglied ihres Hofes zu machen, etwas damit zu tun hatte. Staynair vermutete allerdings, wichtiger sei gewesen, dass sie sich zum ersten Mal in ihrem ganzen Leben offen dem korrupten System entgegenstellen konnte, das für die Inhaftierung und Hinrichtung ihres Gemahls verantwortlich zeichnete. Adorai Dynnys hatte die Kirche von Charis lautstark und effektiv gegen die Anführer der Kirche des

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