Caylebs Plan - 6
schließlich hatte Koryn ja diese Wachposten entlang der Küste aufstellen lassen.«
»Ich bin ganz Ihrer Meinung, Mein Prinz«, sagte nun Tartarian. Der Admiral schüttelte den Kopf. »Ich verstehe immer noch nicht, wie es Cayleb gelingen konnte, die Signalkette derart vollständig zu durchbrechen!«
»Bedauerlicherweise haben die Ahrmahks die unschöne Tendenz, höchst fähige Könige hervorzubringen, Taryl«, erwiderte Hektor mit einem frostigen Lächeln. »Häufig genug passiert es, dass sie, kaum ist man den einen fähigen Mistkerl endlich losgeworden, plötzlich mit einem noch fähigeren Kopf aufwarten.«
»Caylebs Fähigkeiten hin oder her, Mein Prinz«, warf nun Raimynd ein, »ich muss Graf Tartarian Recht geben: Auch ich verstehe nicht, wie Cayleb das geschafft hat.«
»Fast möchte man glauben, Clyntahn hätte doch Recht mit dem, was er über die Ketzer sagt: Shan-wei scheint sich um die ihren zu kümmern, was?« Hektors leises Lachen hatte nichts Belustigtes.
»So weit zu gehen bin ich nicht bereit, Mein Prinz«, gab Tartarian zurück. »Aber ich gestehe sehr wohl ein, dass er zumindest Shan-weis sprichwörtliches Glück sein Eigen zu nennen scheint.«
»Das wohl. Doch im Augenblick ist viel weniger von Belang, wie er das geschafft hat, als vielmehr, dass er es geschafft hat. Und dass wir so richtig im Arsch sind.«
Lange sagte niemand ein Wort. Schließlich rutschte Anvil Rock unruhig in seinem Sessel hin und her.
»Ich fürchte, Ihr habt Recht, Mein Prinz«, sagte er offenkundig schweren Herzens. »Nachdem Koryns Streitmacht für uns verloren ist, werden wir mindestens drei oder vier Monate benötigen, um eine neue Armee aufzustellen. Und alles, was wir in diesem Zeitraum zusammenstellen könnten, wäre deutlich schlechter ausgestattet - und schlechter ausgebildet - als die Armee, die wir gerade verloren haben. Aber wir haben nicht einmal diese drei oder vier Monate.
Laut unseren jüngsten Berichten lässt Cayleb bereits drei große Kolonnen von den Dark Hills aus quer durch Manchyr marschieren. Was von Windshares Kavallerie noch übrig ist, versucht ihn zwar zu behindern, ist dabei aber nicht sonderlich erfolgreich. Ich gehe davon aus, dass Cayleb innerhalb eines Fünftages die Hauptstadt erreichen wird. Die Garnison, die wir hier haben, kann zumindest eine Zeit lang die Befestigungen halten. Aber wir haben damit gerechnet, dass wir auch auf Koryns Truppen zurückgreifen könnten, insbesondere auf seine Artillerie und seine Musketiere. Wenn Cayleb bereit ist, einen hohen Blutzoll zu zahlen, könnte er die Befestigungen in einem Sturmangriff erobern. Lässt er sich hingegen auf eine Belagerung ein, könnten wir vielleicht mehrere Monate durchhalten. Solange jedenfalls sollten die zusammengetragenen Vorräte für Garnison und Bevölkerung der Stadt reichen - sofern wir jetzt sofort damit beginnen, alles zu rationieren. Und wir müssen so rasch wie möglich so viele Zivilisten aus der Stadt schaffen, wie das nur machbar ist.«
»Seine Navy hat die Manchyr Bay vollständig abgeriegelt«, setzte Tartarian grimmig hinzu. »Selbst wenn der Tempel in der Lage wäre, uns Entsatz zu schicken, wüsste ich trotzdem nicht, wie man diese Truppen an der Charisian Navy vorbeischaffen könnte.«
»Nichts von dem, was Sie hier vorbringen, ist mir neu«, seufzte Hektor. »Ich denke, wir werden auf Zeit spielen müssen. Vielleicht täuschen wir uns ja - vielleicht hat der Tempel eine Entsatzflotte bereits losgeschickt, schlagkräftig genug, um tatsächlich etwas ausrichten zu können. Ich will damit nicht sagen, ich würde glauben, dem sei so. Ich sage nur, dass es durchaus möglich ist. Und ich will verdammt sein, wenn ich nach so langer Zeit jetzt einfach vor Cayleb Ahrmahk kapituliere, solange das nicht absolut unumgänglich ist.«
Das Schweigen, das sich nach diesem letzten Satz im Ratssaal ausbreitete, war beachtlich.
»Mein Prinz«, ergriff Raimynd schließlich wieder das Wort, »ich denke, wir könnten Euch immer noch aus der Stadt bringen. Solange Ihr noch in der Lage seid, den Adel zusammenzurufen, wäre es möglich, dass ...«
»Nein, Lyndahr!« Hektor schüttelte den Kopf. »Wie Rysel gerade schon angemerkt hat, befinden sich praktisch sämtliche unserer neuen Waffen zusammen mit Koryn in der Hand des Feindes. Ihm jetzt Truppen entgegenzuschicken, die bloß mit Piken und Luntenschlossgewehren ausgestattet sind, wäre gänzlich nutzlos. Und die Verluste, die wir würden hinnehmen müssen, wären
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