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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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seien das Papier nicht wert, auf das sie gedruckt sind. Es würde mich überhaupt nicht überraschen, wenn ein paar von denen sie mit auf die Herzhäuschen nähmen, Euer Majestät.«
    »Ich verstehe.«
    Merlin verriet Rohzhyrs Gesichtsausdruck ebenso wie seine Körpersprache vor allem eines: Der Mann hielt Caylebs Bestrebung für weltfremd, die Bewohner eines Landes, mit dem man sich gerade im Krieg befand, für kriegsbedingte Unannehmlichkeiten zu entschädigen. Wahrscheinlich erschien das Ganze Rohzhyr etwa so widernatürlich wie Inzest. Natürlich würde er das in Caylebs Gegenwart niemals laut aussprechen. Er war jedoch ganz offenkundig der Ansicht, wenn die Corisandianer sich dafür entschieden, diese Quittungen nicht anzunehmen oder wegzuwerfen, sei das ganz allein deren Problem, nicht das der Krone von Charis.
    »Hören Sie mir genau zu, Colonel!«, ergriff Cayleb nach kurzem Schweigen wieder das Wort. »Die Politik der Imperial Navy und der Imperial Marines wird es weiterhin sein, dass wir zivile Eigentümer für Konfisziertes entschädigen. Ich spreche hier von zivilen Eigentümern, Colonel! Ich werde keinem gierigen charisianischen Spekulanten auch nur eine einzige Mark auszahlen, sondern ausschließlich den Leuten, denen wir tatsächlich etwas genommen haben.«
    »Euer Majestät, das verstehe ich, aber ...«
    »Ich war noch nicht ganz fertig, Colonel!«
    Rohzhyr schloss den Mund so rasch, dass Merlin meinte, die Zähne des Offiziers aufeinander klacken zu hören. Cayleb schenkte seinem Gegenüber ein äußerst frostiges Lächeln.
    »Ich fürchte, Ihre Buchhalter haben gerade eben deutlich mehr Arbeit bekommen«, fuhr der Kaiser fort. »Von jetzt an sind jegliche Quittungen über konfisziertes Privateigentum nicht mehr übertragbar. Sie sind ausschließlich durch die Person einlösbar, der sie ursprünglich ausgestellt wurde, oder, im Falle von deren Ableben, deren rechtmäßige Erben. Haben Sie mich verstanden?«
    »Jawohl, Euer Majestät! Aber ... wie wollen wir beweisen, dass die Person, die eine Quittung einreicht, tatsächlich diejenige ist, der sie ursprünglich ausgestellt wurde? Und was geschieht, wenn jemand seine Quittung verliert?«
    »Genau deswegen kommt ja auf Ihre Buchhalter deutlich mehr Arbeit zu, Colonel! Zunächst einmal wünsche ich, dass von jeder Quittung, die wir ausstellen, eine vollständige Abschrift angefertigt wird - mit Datum, Uhrzeit und Ortsangabe. Diese Abschriften sind durch den jeweilige Beschaffungstrupp noch am gleichen Tag zu archivieren. Selbstverständlich wird es auch entsprechende Einträge im Hauptbuch geben. Und ich möchte, dass die Namen von jeweils mindestens zwei Personen verzeichnet werden, die bezeugen können, dass der Name des jeweiligen Individuums, dem eine Quittung ausgestellt wurde, auch tatsächlich korrekt auf dieser Quittung angegeben wurde. Genau diese beiden Zeugen müssen notfalls in der Lage sein, besagtes Individuum vor einem der für die Auszahlung eingesetzten Offiziere zweifelsfrei zu identifizieren, sollte sich das als notwendig erweisen.«
    Rohzhyrs Gesicht war länger und länger geworden, als er sich vorstellte, wie viel Arbeit das für ihn und seine Leute bedeutete. Der Gesichtsausdruck des Kaisers aber warnte ihn eindringlich davor, gegen diese Entscheidung Einwände vorzubringen. Einige Momente lang ließ Cayleb den Offizier im eigenen Saft schmoren. Dann lehnte er sich in seinem Klappstuhl wieder zurück und neigte den Kopf zur Seite.
    »Gibt es sonst noch irgendetwas, das wir zu besprechen hätten, Colonel?«, fragte er freundlich.
    Beinahe schon krampfartig schüttelte Rohzhyr den Kopf, und sein Kaiser lächelte.
    »Dann, Colonel, werde ich Sie nicht weiter aufhalten. Sie haben gewiss noch viel zu tun.«

.X.
 
Königlicher Palast, Tellesberg,
Königreich Charis
 
    »Hältst du das wirklich für eine gute Idee, Sharleyan?«
    Kaiserin Sharleyan hielt inne, das Weinglas halb erhoben. Sie neigte den Kopf und blickte mit nachdenklich zu Schlitzen verengten Augen Herzog Halbrook Hollow an.
    Im Laufe der letzten Monate hatte sich die Beziehung Sharleyans zu ihrem Onkel nicht verbessert. Diese Beziehung litt sozusagen an wechselseitiger Erschöpfung. Der Herzog verbarg immer noch nicht, dass er die Eheschließung seiner Nichte ebenso missbilligte wie ihre Entscheidung, den Kampf des Königreichs Charis gegen den Tempel zu ihrem eigenen zu machen. Beide machten sich in dieser Sache nichts vor: Diese Missbilligung war der Grund dafür

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