Celaenas Geschichte 03 - Throne of Glass
…? Oder vielleicht sehen wir Euch an dem Abend einfach im Theater.«
Er blieb stumm und sie fragte sich, ob er Verdacht schöpfte. Rasch schlug sie kokett die Augen nieder und drückte die Oberarme in die Seiten, sodass sich ihre Brüste etwas mehr aus dem Ausschnitt wölbten. Diesen Trick hatte sie oft genug angewendet, um zu wissen, dass er funktionierte. »Ich würde sehr gern Tee mit Euch trinken«, sagte er schließlich, »aber nach meinem Dinner werde ich auch im Theater sein.«
Sie strahlte ihn an. »Würdet Ihr gern in unsere Loge kommen? Mein Onkel wird in Begleitung von zwei seiner Verbindungsleute vom Hof in Fenharrow sein, aber ich weiß einfach, dass es eine Ehre für ihn wäre, Euch ebenfalls bei uns zu haben.«
Doneval reckte den Kopf und Celaena konnte die kalten, berechnenden Überlegungen hinter seinen Augen regelrecht wirbeln sehen. Komm schon , dachte sie, beiß an … Kontakt mit einem vermögenden Geschäftsmann und Fenharrows Hof zu bekommen, sollte verlockend genug sein.
»Es wird mir ein Vergnügen sein«, sagte er und schenkte ihr ein Lächeln, dem man den geübten Charme anmerkte.
»Bestimmt habt Ihr eine schöne Kutsche, die Euch ins Theater bringt, aber wir wären doppelt geehrt, wenn Ihr unsere benutzen würdet. Sollen wir Euch vielleicht nach Eurem Dinner abholen?«
»Mein Dinner wird leider eher spät stattfinden – es wäre mir nicht recht, wenn du oder dein Onkel zu spät ins Theater kämen.«
»Oh, das wäre kein Problem. Um welche Zeit fängt Euer Dinner denn an? Oder wann ist es zu Ende – das ist wohl die bessere Frage!« Ein Glucksen. Ein Blitzen in ihren Augen, das Neugier auf das nahelegte, was ein Mann wie Doneval einem unerfahrenen Mädchen bereitwillig zeigen würde. Er beugte sich noch weiter vor. Sie hätte am liebsten die Haut zerkratzt, die er so begehrlich anblickte.
»Das Essen sollte nach einer Stunde vorbei sein«, sagte er gedehnt, »oder sogar noch früher; nur ein kurzes Dinner mit einem alten Freund von mir. Warum kommt ihr nicht um halb neun bei mir vorbei?«
Dieses Mal war Celaenas Lächeln echt. Halb acht also. Um diese Zeit würde die Übergabe stattfinden. Wie konnte er derartig dumm und aufgeblasen sein? Schon allein dafür, dass er so verantwortungslos war, hatte er den Tod verdient – sich so leicht von einem Mädchen ködern zu lassen, das viel zu jung für ihn war.
»Oh ja!«, erwiderte sie. »Sehr gern.« Sie rasselte Details über die Geschäfte ihres Onkels herunter und wie gut sie sich verstehen würden, und kurz darauf knickste sie wieder und gestattete ihm noch einen tiefen Blick in ihr Dekolleté, bevor sie wegging. Die Kurtisanen funkelten sie immer noch böse an und sie konnte Donevals gierigen Blick auf ihrer sich entfernenden Gestalt spüren, bis die Menge sie verschluckte. Sie ging für alle Augen gut sichtbar zum Büfett hinüber, wobei sie den Anschein des zurückhaltenden Mädchens beibehielt, und als Doneval sie schließlich nicht mehr beobachtete,stieß sie einen Seufzer aus. Das war wirklich gut gelaufen. Sie lud sich einen Teller mit Essen voll, bei dem ihr das Wasser im Mund zusammenlief – Wildschweinbraten, Beeren und Sahne, warmer Schokoladenkuchen …
Nicht weit entfernt stand Leighfer Bardingale und beobachtete sie. Ihre dunklen Augen waren auffallend traurig. Voller Mitleid. Oder war es Bedauern über das, wofür sie Celaena angeheuert hatte? Bardingale kam näher, streifte auf ihrem Weg zum Büfett Celaenas Röcke, aber Celaena entschied sich, keine Notiz von ihr zu nehmen. Was auch immer Arobynn der Frau über sie erzählt hatte, es war ihr egal. Gewusst hätte sie allerdings gern, welches Parfüm Bardingale benutzte: Sie duftete nach Jasmin und Vanille.
Urplötzlich stand Sam neben ihr; er hatte eine Art, still und leise wie der Tod aufzutauchen. »Hast du erreicht, was du wolltest?« Er folgte Celaena, während sie sich den Teller noch voller lud. Leighfer nahm ein paar Löffel Beeren und einen Klacks Sahne, bevor sie wieder in der Menge verschwand.
Celaena sah grinsend zu dem Séparée, wo Doneval sich nun wieder seinen bezahlten Begleiterinnen zugewandt hatte, und stellte ihren Teller auf den Tisch. »Na klar. Offenbar ist er an dem Tag um halb acht abends unabkömmlich.«
»Dann haben wir die Uhrzeit für die Übergabe«, sagte Sam.
»Sieht ganz so aus.« Sie wandte sich ihm mit einem triumphierenden Grinsen zu, doch Sam beobachtete nun Doneval und seine Miene verdüsterte sich, als der Mann wieder
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