Celaenas Geschichte 03 - Throne of Glass
die Mädchen um sich herum betätschelte.
Die Musik wechselte, wurde lebhafter und die Stimmen der Zwillinge verschafften sich in gespenstischer Harmonie Gehör. »Und jetzt, wo ich habe, weshalb ich hergekommen bin, will ich tanzen«, verkündete Celaena. »Also trink aus, Sam Cortland. Heute Abend waschen wir unsere Hände nicht in Blut.«
Sie tanzte und tanzte. Die schönen jungen Leute aus Melisande hatten sich an der Bühne versammelt, auf der die Zwillingssängerinnen standen, und dort zog es Celaena hin. Champagnerflaschen gingen von Hand zu Hand und Mund zu Mund. Sie trank aus allen.
Gegen Mitternacht wechselte die Musik von braven, eleganten Tänzen zu ungestümen, lustvollen Klängen, die sie mit Händeklatschen und stampfenden Schritten begleitete. Die Melisander konnten gar nicht genug davon bekommen, sich der Musik hinzugeben. Wenn die Wildheit und Unbekümmertheit und Unsterblichkeit der Jugend sich in Musik und Bewegungen Ausdruck verschafften, dann hier, auf dieser Tanzfläche.
Doneval blieb auf seinen Kissen sitzen und trank Flasche um Flasche, ohne auch nur ein einziges Mal in ihre Richtung zu sehen; für wen auch immer er Dianna Brackyn gehalten hatte, jetzt war sie vergessen. Gut.
Celaena schwitzte am ganzen Körper. Glücklich, sich der Musik hinzugeben, riss sie die Arme hoch und warf den Kopf zurück. Eine der Kurtisanen auf den Schaukeln schwebte so tief vorbei, dass sich ihre Finger streiften. Die Berührung elektrisierte sie. Das hier war mehr als eine Party: Es war eine Inszenierung, eine Orgie, ein Ruf zum Altar der Ausschweifung. Und Celaena war ein williges Opfer.
Die Musik wechselte wieder, ein Aufruhr aus hämmernden Trommeln und dem Stakkato der Zwillinge. Sam hielt respektvolle Distanz – er tanzte allein und entwand sich gerade den Armen eines Mädchens, das sein schönes Gesicht entdeckt hatte und ihn für sich zu erobern versuchte. Celaena verkniff sich das Grinsen, als sie beobachtete, wie er dem Mädchen freundlich, aber bestimmt einen Korb gab.
Viele der älteren Gäste waren längst gegangen und hatten die Tanzfläche den Jungen und Schönen überlassen. Celaena richtete den Blick so lange in Donevals Richtung, bis sie ihn wieder entdeckte –und sah Arobynn mit Bardingale in einem der angrenzenden Séparées sitzen. Ein paar andere leisteten ihnen Gesellschaft und obwohl ihr Tisch voller Weingläser stand, hielten alle den Blick gesenkt und die Lippen zusammengepresst. Während Doneval hergekommen war, um das Vermögen seiner Exfrau in vollen Zügen zu verprassen, schien die Gastgeberin eine ganz andere Vorstellung davon zu haben, wie sie ihre Party genießen wollte. Wie viel innerer Stärke hatte es bedurft, um einzusehen, dass die Ermordung ihres Exmannes der letzte Ausweg war? Oder war es nicht Stärke, sondern Schwäche?
Die Uhr schlug drei – drei! Wie konnten so viele Stunden vergangen sein? Aus den Augenwinkeln registrierte Celaena an der großen Flügeltür am oberen Ende der Treppe ein wenig Bewegung. Dort standen vier maskierte junge Männer und musterten die Menge. Sie brauchte keine zwei Sekunden, um in dem Schwarzhaarigen den Anführer auszumachen und sie an der edlen Kleidung und den Masken als Adlige zu erkennen. Wahrscheinlich wollten sie einer öden Veranstaltung entfliehen und die Wonnen von Rifthold genießen.
Die maskierten Unbekannten stolzierten die Treppe herab, wobei einer sich dicht neben dem Schwarzhaarigen hielt. Celaena bemerkte, dass er ein Schwert trug, und aus seinen angespannten Schultern schloss sie, dass er nicht nur zu seinem Vergnügen hier war. Doch der Anführer trug ein Lächeln auf den Lippen, während er sich unter die Menge mischte. Bei allen Göttern, selbst mit der Maske, die sein halbes Gesicht verdeckte, sah er umwerfend aus.
Während sie weitertanzte, beobachtete sie ihn, und als hätte er ihre Anwesenheit schon die ganze Zeit gespürt, trafen sich ihre Blicke quer durch den Saal. Celaena lächelte ihn an und drehte sich dann absichtlich zu den Sängerinnen zurück, ihre Tanzbewegungen nun ein wenig bedachter, ein wenig einladender. Sie bemerkte, dass Sam sie böse ansah, und reagierte mit einem Achselzucken.
Der maskierte Unbekannte benötigte mehrere Minuten – und ein wissendes Lächeln von ihr, um zu signalisieren, dass sie ihn ebenfalls im Auge behielt –, und bald spürte sie eine Hand, die sich um ihre Hüfte legte.
»Was für eine Party«, flüsterte der Unbekannte ihr ins Ohr. Als sie sich umdrehte,
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