Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Celaenas Geschichte 4 - Throne of Glass

Celaenas Geschichte 4 - Throne of Glass

Titel: Celaenas Geschichte 4 - Throne of Glass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Maas
Vom Netzwerk:
salzige Brise vom Avery zerzauste ihr wieder die Haare. Sie musste in Bewegung bleiben. Vielleicht … vielleicht hatten sie die falsche Leiche geschickt. Vielleicht hatte Arobynn sich getäuscht. Vielleicht log er.
    Sie merkte, dass Arobynn ihr folgte, ein paar Meter hinter ihr blieb, während sie durch die Stadt ging. Sie merkte auch, dass sich ihnen irgendwann Wesley anschloss, der immer auf Arobynn aufpasste, immer auf der Hut war. Die Stille kam und ging. Manchmal setzte sie lange genug aus, dass Celaena das Wiehern eines vorbeitrabenden Pferdes oder das Rufen eines Straßenhändlers oder Kinderlachen hörte. Dann wieder konnte keines der Geräusche zu ihr durchdringen.
    Es musste ein Versehen sein.
    Sie sah weder die Assassinen an, die das schmiedeeiserne Tor der Villa bewachten, noch die Haushälterin, die ihr das Eichenportal öffnete, noch die Assassinen, die in der prächtigen Eingangshalle umherliefen und sie mit einer Mischung aus Wut und Trauer ansahen.
    Sie hielt kurz inne, damit Arobynn – gefolgt von Wesley – vor sie treten und sie das letzte Stück führen konnte.
    Die Stille zog sich zurück und Gedanken strömten ein. Es war ein Versehen gewesen. Und sobald sie herausgefunden hatte, wo sie Sam festhielten, wo sie ihn versteckten, würde sie vor nichts haltmachen, bis sie ihn gefunden hatte. Und sie dann alle abschlachten.
    Arobynn führte sie zur Steintreppe am anderen Ende der Eingangshalle –der Treppe, die in die Kellerräume, in die Gefängniszelle und in die geheimen Versammlungsräume hinabführte.
    Das Knirschen von Stiefeln auf Stein. Arobynn vor ihr, Wesley hinter ihr.
    Tief nach unten, dann durch den schmalen, dunklen Gang. Zur Tür gegenüber der Zelle. Sie kannte diese Tür. Kannte den Raum dahinter. Den Raum, wo sie ihre Mitglieder aufbahrten, bis … Nein, es war ein Versehen gewesen.
    Arobynn zückte einen Schlüsselbund und schloss die Tür auf, zögerte jedoch, sie zu öffnen. »Bitte, Celaena. Es ist besser, wenn du ihn nicht siehst.«
    Sie stieß ihn beiseite und stürmte hinein.
    Der kleine rechteckige Raum wurde von zwei Fackeln erhellt. Genug Licht, um zu sehen …
    Um zu sehen …
    Jeder Schritt brachte sie näher zu dem Leichnam auf dem Tisch. Sie wusste nicht, wo sie zuerst hinsehen sollte.
    Zu den Fingern, die sich in die falsche Richtung bogen, zu den Brandwunden und den akkuraten, tiefen Schnitten in seinem Fleisch, zum Gesicht, seinem Gesicht, das sie noch erkannte, obwohl man so viele Dinge getan hatte, um es bis zur Unkenntlichkeit zu entstellen.
    Der Boden wankte unter ihren Füßen, aber sie hielt sich aufrecht, während sie vollends bis zum Tisch ging und auf den nackten, verstümmelten Körper hinabsah, den sie …
    Den sie …
    Farran hatte sich Zeit genommen. Und obwohl das Gesicht zerstört war, verriet es nichts von dem Schmerz und der Verzweiflung, die er erlitten haben musste.
    Das hier war ein Traum oder sie war am Ende doch in der Hölle gelandet, denn es konnte nicht sein, dass sie in derselben Welt lebte,in der man ihm das angetan hatte und in der sie die ganze Nacht wie eine Idiotin auf und ab gegangen war, während er gelitten hatte, während Farran ihn gefoltert hatte, während er ihm die Augen ausgerissen hatte und …
    Celaena erbrach sich auf den Boden.
    Schritte, dann waren Arobynns Hände auf ihrer Schulter, um ihre Hüfte, und zogen sie weg.
    Er war tot.
    Sam war tot.
    Sie würde ihn nicht so liegen lassen, in diesem kalten, dunklen Raum.
    Sie befreite sich aus Arobynns Griff. Wortlos löste sie ihren Umhang und breitete ihn über Sam, bedeckte die Verletzungen, die man ihm so sorgsam zugefügt hatte. Sie kletterte auf den Holztisch und legte sich neben ihn, schlang einen Arm um ihn und hielt ihn fest.
    Der Leichnam roch noch schwach nach Sam. Und nach der billigen Seife, die sie ihm hingelegt hatte, weil sie ihm ihre Lavendelseife nicht gegönnt hatte.
    Sie vergrub das Gesicht an seiner kalten, starren Schulter. Es war ein merkwürdiger moschusartiger Geruch an ihm – ein Geruch, der so klar nicht Sam war, dass sie sich beinahe noch einmal übergeben hätte. Er hing in seinen goldbraunen Haaren, an seinen aufgerissenen bläulichen Lippen.
    Sie würde ihn nicht verlassen.
    Schritte in Richtung Tür, dann das Klicken, als Arobynn sie hinter sich schloss.
    Celaena machte die Augen zu. Sie würde ihn nicht verlassen.
    Sie würde ihn nicht verlassen.

9
    C elaena wachte in einem Bett auf, das einmal ihres gewesen war, sich aber irgendwie nicht

Weitere Kostenlose Bücher