Celinas Tochter
Der Platz war mit einem kleinen Schild für ihn reserviert. Er sperrte die Tür auf, half Alex in die Fahrerkabine des Geländewagens und stieg selber ein. Er fuhr nur ein paar StraÃen, dann blieb er vor einem kleinen Haus stehen. »Das ist es«, sagte er.
»Was?«
»Hier hat Ihre Mutter gewohnt.« Alex drehte sich rasch zu dem Holzhaus. »Das Viertel ist nicht mehr das, was es war, als sie hier lebte. Es ist total runtergekommen. Früher stand hier ein Baum, wo sich der Gehsteig senkt.«
»Ja, ich hab Fotos davon gesehen.«
»Der Baum ist vor ein paar Jahren abgestorben und muÃte umgesägt werden«, sagte er und legte den Gang wieder ein. »Ich dachte, Sie würden es gern sehen.«
»Danke.«
Er fuhr los, aber Alexâ Blick blieb auf das Haus gerichtet. Die weiÃe Farbe war verwittert. Die heiÃe Sommersonne vieler Jahre hatte die braunen Markisen über den Vorderfenstern ausgebleicht. Es war kein sehr ansprechendes Haus, aber sie schaute hin, bis es aus der Sichtweite verschwand.
Dort hatte sie also zwei kurze Monate mit ihrer Mutter verbracht. In diesen Räumen hatte Celina sie gefüttert, sie gebadet, gewogen und ihr Wiegenlieder vorgesungen. Dort hatte sie nachts gehorcht, ob Alex weinte. Diese Wände hatten die geflüsterten Liebeserklärungen ihrer Mutter an ihr Baby gehört. Alex konnte sich natürlich nicht erinnern, aber sie wuÃte, daà es so gewesen sein muÃte.
Sie unterdrückte ihre aufkeimenden Gefühle und nahm das Gespräch wieder an der Stelle auf, wo es im B & B unterbrochen worden war. »Warum ist diese geplante Rennbahn so wichtig für die Mintons?«
Er sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren. »Geld. Was sonst.«
»Soviel ich gehört habe, haben sie davon ja reichlich.«
»Keiner kann je genug Geld haben«, bemerkte er mit heruntergezogenen Mundwinkeln. »Und nur jemand, der so arm war wie ich, kann das sagen. Sehen Sie sich doch um.« Er deutete auf die leeren Läden entlang der HauptstraÃe, durch die sie jetzt fuhren. »Sehen Sie die zugenagelten Geschäfte und Konkursanzeigen? Die Wirtschaft dieser Stadt ist mit dem Ãlmarkt zusammengebrochen. Praktisch alle haben in einem Beruf gearbeitet, der mit Ãl zu tun hatte.«
»Das ist mir völlig klar.«
»Wirklich? Das bezweifle ich«, sagte er verächtlich. »Diese Stadt braucht die Rennbahn, um zu überleben. Was wir nicht brauchen, ist eine blauäugige Anwältin mit Eierschalen hinter den Ohren, die herkommt und alles durcheinanderbringt.«
»Ich bin hier, um einen Mord zu untersuchen«, konterte sie, empört über diese unerwartete Beleidigung. »Die Rennbahn, die Glücksspiellizenz und die hiesige Wirtschaftslage sind dabei nicht von Belang.«
»Von wegen. Wenn Sie die Mintons ruinieren, ruinieren Sie Purcell County.«
»Wenn sich die Mintons als schuldig erweisen, haben sie sich selbst ruiniert.«
»Hören Sie, Lady, Sie werden keine neuen Fakten über den Mord an Ihrer Mutter ausgraben. Sie werden nur eine Menge Ãrger verursachen, denn Sie kriegen keine Hilfe von unseren Leuten. Keiner wird ein Wort gegen die Mintons sagen, weil die Zukunft dieses Bezirks vom Bau dieser Rennbahn abhängt.«
»Und Sie führen die Liste der Loyalen und Schweiger an.«
»Da können Sie Gift drauf nehmen!«
»Warum?« drängte sie ihn. »Haben die Mintons etwas gegen Sie in der Hand? Hat einer von ihnen Sie in dem Stall gesehen, bevor Sie die Leiche meiner Mutter âºentdecktâ¹ haben? Was hatten Sie überhaupt um diese Zeit dort zu suchen?«
»Das, was ich jeden Tag machte. Ich hab Mist aus den Ställen geschaufelt. Ich hab damals für Angus gearbeitet.«
Sie war überrascht. »Oh, das hab ich nicht gewuÃt.«
»Es gibt vieles, was Sie nicht wissen. Und dafür sollten Sie dankbar sein.«
Er steuerte den Blazer in eine Parklücke vor dem Gerichtsgebäude und bremste so heftig, daà sie mit dem Gurt vorwärts rückte.
»Sie sollten die Vergangenheit lieber ruhen lassen, Miss Gaither.«
»Danke, Sheriff. Ich werde das unter âºRatschlägeâ¹ abheften.«
Sie stieg aus dem Jeep und knallte die Tür hinter sich zu.
Reede sah ihr leise fluchend nach, wie sie sich entfernte. Er wünschte, er könnte einfach nur entspannt ihren Anblick genieÃen, die Form ihrer Waden,
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