Celinas Tochter
sein â sie könnte einem Geschworenengericht gar keine Beweise vorlegen, weil es keine gäbe. Gooney Bud war der Täter.« Der Richter richtete sich auf. »Und keiner kann mein Urteil in Frage stellen, wonach der Mann nicht verhandlungsfähig war.«
»Das möchte ich wohl meinen«, sagte Stacey, immer bereit, seine Partei zu ergreifen. »Du hattest keine andere Wahl, du muÃtest ihn in diese Anstalt einweisen.«
»Ich hab jedes Jahr seine Krankenberichte durchgelesen, mit den Ãrzten geredet, die ihn behandelten. Diese Anstalt ist keine Schlangengrube, weiÃt du. Sie ist eins der besten zuständigen Häuser im Staat.«
»Daddy, keiner zeigt mit dem Finger auf dich. Gütiger Himmel, die brauchen sich doch nur deine Leistungen als Richter anzusehen. Dein Ruf ist seit über dreiÃig Jahren makellos.«
Er strich sich mit der Hand über sein schütteres Haar. »Es ist mir nur zuwider, daà das ausgerechnet jetzt zur Sprache kommt. Vielleicht sollte ich in den Vorruhestand treten und nicht warten bis zu meinem Geburtstag nächstes Jahr.«
»Du wirst nichts dergleichen tun, Euer Ehren. Du bleibst Richter, bis du reif für die Pension bist und keinen Tag früher. Du wirst dich nicht von so einem Naseweis frisch von der juristischen Fakultät vertreiben lassen.«
So überzeugt Stacey auch klang, ihre Augen verrieten das Gegenteil. »Hat Angus gesagt, wie das Mädchen... wie sie aussieht? Sieht sie Celina ähnlich?«
»Ein biÃchen.« Der Richter ging zur Haustür und zog sie
auf. Auf dem Weg nach drauÃen murmelte er betreten über die Schulter: »Angus hat gesagt, sie wäre hübscher.«
Stacey blieb noch lange, nachdem der Richter gegangen war, starr auf der Sofalehne sitzen und starrte ins Leere. Den Abwasch vom Mittagessen vergaà sie total.
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»Hallo, Richter Wallace. Mein Name ist Alex Gaither. Freut mich, Sie kennenzulernen!«
Es war völlig unnötig, daà sie sich vorstellte. In der Sekunde, in der er sein Büro betreten hatte und seine Sekretärin, Mrs. Lipscomb, in Richtung eines Stuhls an der gegenüberliegenden Wand genickt hatte, hatte er sie erkannt. Er drehte sich zu der jungen Frau um â fünfundzwanzig war sie, wenn seine Berechnungen stimmten â, die mit geradem Rücken auf ihrem Stuhl saÃ. Das hatte sie von ihrer Mutter.
Persönlich hatte er nicht viel Umgang mit Celina Gaither gehabt, aber durch Stacey wuÃte er alles über sie. Sie waren elf Jahre lang in dieselbe Klasse gegangen. Er hatte zwar Staceys typisch kindliche Eifersucht ignoriert, sich aber trotzdem ein wenig schmeichelhaftes Bild von einem Mädchen gemacht, das wuÃte, daà sie schön und beliebt war, und alle Jungen in der Klasse am Gängelband hatte, einschlieÃlich der beiden wichtigsten, Junior Minton und Reede Lambert.
Zahllose Male war Staceys Herz wegen Celina gebrochen gewesen. Allein schon aus diesem Grund hatte der Richter sie verachtet. Und nachdem diese junge Frau deren Tochter war, widerte sie ihn auf Anhieb an.
»Guten Tag, Miss Gaither.«
Richter Wallace schüttelte die ihm dargebotene Hand, aber nur solange, wie es der Anstand verlangte. Er hatte Schwierigkeiten, sich diese modisch gekleidete junge Frau im College vorzustellen. Ihm waren Anwälte in weiÃen Hemden und ordentlichen Wollanzügen lieber als mit schicken, kurzen Röcken und im Pelz. Ernstzunehmende Mitglieder dieses Berufsstands sollte ein Hauch von Zigarrenrauch und ledergebundenen Wälzern umgeben, nicht von Parfum.
»Hat Bezirksstaatsanwalt Chastain Sie über den Grund meines Hierseins aufgeklärt?«
»Ja, heute morgen. Aber ich habâs gestern abend schon von Angus gehört.«
Sie neigte den Kopf, als wolle sie sagen, diese Information sei interessant und müsse in Zukunft noch genauer untersucht werden. Er hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen, weil er so unklug war, sie freiwillig preiszugeben.
In Wirklichkeit jedoch war er ziemlich beeindruckt. Angus Minton hatte recht, Alexandra Gaither sah noch besser aus als ihre Mutter.
Wenn sie ihren Kopf bewegte, brachte ein Sonnenstrahl, der durch die Jalousien fiel, ihr rötliches Haar zum Glänzen. Der Kragen ihrer Pelzjacke streifte ihre Wange und lieà ihre Haut so frisch und köstlich aussehen wie reife Aprikosen. Stacey besaà eine ähnliche Jacke, aber ihre Haut sah darin
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