Celinas Tochter
das verlockende Wiegen ihrer Hüften und alles andere, was ihm sofort aufgefallen war, als sie gestern nachmittag Pat Chastains Büro betreten hatte. Aber ihr Name hatte ihm ihre unbestreitbare Attraktivität gründlich vergällt.
Celinas Tochter, dachte er jetzt und schüttelte verärgert den Kopf. Kein Wunder, daà er Alex so verdammt anziehend fand. Ihre Mutter war seine Seelenfreundin gewesen, nach jenem Tag in der Grundschule, an dem irgendein freches Gör sie verspottet hatte, weil sie keinen Daddy mehr hatte, nachdem ihr Vater plötzlich an einem Herzinfarkt gestorben war.
Reede kannte den Schmerz, wenn man wegen seiner Eltern geneckt wurde, und er war ihr zu Hilfe geeilt. Er hatte diese Schlacht für sie geschlagen und viele mehr in den folgenden Jahren. Mit Reede als ihrem Bannerträger hatte es keiner mehr gewagt, sie auch nur schief anzuschauen. Die beiden waren unzertrennlich geworden. Ihre Freundschaft galt als einzigartig und exklusiv, bis Junior auftauchte und der Dritte im Bunde wurde.
Es sollte ihn daher nicht überraschen, daà die stellvertretende Staatsanwältin aus Austin solche Gefühle in ihm aufgewühlt hatte. Höchstens ihre Intensität könnte ihn beunruhigen. Obwohl Celina ein Kind zur Welt gebracht hatte, war
sie noch ein junges Mädchen gewesen. Alexandra war die Verkörperung der Frau, die sie damals zu werden versprach.
Er hätte sein Interesse gerne als rein nostalgisch abgetan, eine Erinnerung an seine Kindheitsliebe. Aber das wäre Selbstbetrug. Wenn er bei der Deutung seines Interesses Hilfe brauchte, muÃte er sich nur eingestehen, welch warmer Druck sich in seinen Jeans ausgebreitet hatte, als er ihr beim Zuckerlecken ihrer Finger zugesehen hatte.
»Herrje«, fluchte er. Diese Frau löste denselben Zwiespalt in ihm aus wie damals ihre Mutter, kurz bevor man sie tot im Stall gefunden hatte.
Wie konnten zwei Frauen im Abstand von fünfundzwanzig Jahren seinem Leben solche Schläge verpassen? Die Liebe zu Celina hatte ihn fast ruiniert. Ihre Tochter war eine genauso groÃe Bedrohung. Wenn sie anfinge in der Vergangenheit herumzuwühlen, würde sie in alle möglichen Wespennester stechen.
Er hatte vor, seinen Job als Sheriff gegen einen einzutauschen, der ihm Reichtum und Status brächte. Und dabei konnte er verdammt noch mal keine Ermittlungen über ein altes Verbrechen brauchen.
Reede hatte sich nicht all die Jahre den Hintern aufgerissen, um sich schlieÃlich den Lohn entgehen zu lassen. Jetzt, wo der Respekt, den er immer gewollt hatte, zum Greifen nahe war, würde er nicht tatenlos zusehen, wie Alexâ Ermittlungen die Leute an seine Herkunft erinnerten. Diese arrogante Anwältin könnte ihn ruinieren, wenn sie nicht gebremst wurde.
Die Leute, die behaupteten, materieller Besitz wäre nicht wichtig, hatten einfach genug von allem. Er hatte nie etwas besessen. Bis jetzt. Und er würde vor nichts zurückschrecken, um das zu schützen.
Er stieg aus seinem Wagen, ging langsam auf das Gerichtsgebäude zu und verfluchte den Tag, an dem Alex Gaither geboren war, genau wie den heutigen Tag. Gleichzeitig lieà ihn aber der Gedanke nicht los, ob dieser gewitzte Mund nicht
für etwas anderes gut wäre, als Beschuldigungen und Rechtsklauseln auszuspucken.
Ganz sicher, darauf würde er seinen nächsten Gewinn beim Rennen setzen.
4
Richter Joseph Wallace war der beste Maaloxankunde des Prairie-Drugstores. Als er sich vom Mittagstisch erhob, wuÃte er, daà er zwei oder drei Schluck davon brauchen würde, bevor der Nachmittag herum war. Seine Tochter Stacey hatte ihm etwas gekocht â wie jeden Wochentag auÃer Sonntag, da gingen sie zum Buffet in den Country Club. Staceys KlöÃchen, leicht und duftig wie immer, waren wie Golfbälle in seinem Magen gelandet.
»Irgendwas nicht in Ordnung?« Sie bemerkte, daà ihr Vater sich gedankenverloren den Bauch rieb.
»Nein, alles okay.«
»Huhn mit KlöÃchen ist doch eine deiner Lieblingsspeisen.«
»Das Essen war köstlich. Ich hab heute nur einen nervösen Magen.«
»Nimm ein Pfefferminz.« Stacey reichte ihm eine kristallene Bonbonschale, die bequem erreichbar auf einem glänzend polierten Couchtisch aus Kirschbaum stand. Er wickelte eins der rotweià gestreiften Bonbons aus und steckte es in den Mund. »Gibt es einen Grund für deinen nervösen Magen?«
Stacey
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