Celinas Tochter
sie kurz. Alex gefiel diese intime Geste gar nicht. Es war unverschämt und, angesichts der Umstände, mehr als unangebracht. »Geh ich recht in der Annahme, daà Sieâs ins Footballteam geschafft haben?« fragte sie, nachdem sie beschlossen hatte, seine Berührung einfach zu ignorieren.
»Ja. Aber ich hab nicht gespielt, in keinem einzigen Spiel, bis auf das allerletzte. Da gingâs um die Bezirksmeisterschaft.«
Er senkte den Kopf und lächelte bei der Erinnerung. »Wir lagen vier Punkte hinten. Ein Feldtor hätte uns gar nichts genutzt. Es waren nur noch ein paar Sekunden zu spielen. Wir hatten den Ball, aber kaum eine Chance. Die beiden Fänger waren in den vorherigen Spielabschnitten verletzt worden.«
»Mein Gott.«
»Ich habâs Ihnen ja gesagt. Football ist ein blutrünstiger Sport. Aber, wie dem auch sei, gerade wurde also der Hauptstürmer
vom Feld gekarrt, als der Coach zur Bank schaute und meinen Namen schrie. Ich hab mir fast in die Hosen gemacht...«
»Was ist passiert?«
»Ich hab mich aus meinem Poncho geschält und bin losgerannt, ins Team, das sich gerade während einer Auszeit zusammendrängte. Ich hatte das einzige saubere Hemd auf dem Spielfeld. Der Quarterback...«
»Reede Lambert.« Alex wuÃte das aus den Zeitungsberichten.
»Ja, mein Ãber-Ich. Er stöhnte hörbar auf, als er mich kommen sah, und noch lauter, als er hörte, welchen Spielzug mir der Coach aufgetragen hatte. Er sah mir direkt in die Augen und sagte: âºWenn ich den verdammten Ball werfe, Schnösel, dann fang ihn gefälligst.â¹Â«
Einen Moment lang schwieg Junior, abgetaucht in die Vergangenheit. »Ich werde das mein Leben lang nicht vergessen. Reede hat die Bedingungen klar dargelegt.«
»Die Bedingungen?«
»Dafür, daà wir Freunde werden. Ich sollte hier und jetzt beweisen, daà ich seiner Freundschaft würdig wäre.«
»War das denn so wichtig?«
»Da können Sie Ihren Hintern drauf verwetten. Ich war lange genug in der Schule, um zu wissen, daà ich keinen Pfifferling taugte, wenn ich mich nicht mit Reede arrangierte.«
»Sie haben den PaÃball gefangen, nicht wahr?«
»Nein, hab ich nicht. Aus Fairneà muà ich das zugeben. Reede hat ihn direkt hierher geworfen«, sagte er und deutete auf seine Brust, »direkt zwischen die Zahlen auf meinem Trikot. FünfunddreiÃig Yards. Ich muÃte nur meine Arme um den Ball legen und ihn über die Ziellinie tragen.«
»Aber es hat gereicht, nicht wahr?«
Sein Grinsen breitete sich übers ganze Gesicht. »Jawohl. Und damit fing alles an.«
»Ihr Vater muà ganz aus dem Häuschen gewesen sein.«
Junior warf den Kopf zurück und lachte schallend. »Er
sprang über den Zaun, flankte über die Bank und stürmte auf das Spielfeld. Er hat mich einfach hochgehoben und ein paar Minuten lang herumgetragen.«
»Und Ihre Mutter?«
»Meine Mutter! Die hätte man nicht mal im Sarg auf ein Footballfeld gebracht. Sie findet das Spiel barbarisch.« Er kicherte und zupfte sich am Ohrläppchen. »Sie hat verdammt recht. Aber mir war völlig schnuppe, was irgend jemand von mir dachte, ausgenommen Dad. Er war so stolz auf mich an diesem Abend.« Seine blauen Augen glänzten vor Nostalgie. »Er war Reede nie zuvor begegnet, aber hat ihn ebenfalls umarmt, mitsamt seiner dreckigen Ausrüstung. An diesem Abend begann auch ihre Freundschaft. Kurz danach ist Reedes Dad gestorben, und er ist zu uns auf die Ranch gezogen.«
Einige Augenblicke lang schwelgte er in seiner Jugend, und Alex lieà ihm Zeit dazu. SchlieÃlich hob er den Kopf und schreckte sichtlich zusammen.
»Du lieber Himmel, eben haben Sie genau wie Celina ausgesehen«, flüsterte er. »Nicht so sehr Ihr Gesicht, sondern der Ausdruck. Sie haben dieselbe Art zuzuhören.« Er streckte die Hand aus und berührte ihr Haar. »Sie hat gerne zugehört. Wenigstens hat sie dem, der redete, dieses Gefühl vermittelt. Sie konnte stundenlang still dasitzen und schweigen.« Er zog seine Hand zurück, aber sichtlich ungern.
»Und das hat Sie zuerst an ihr fasziniert?«
»Nee, ganz bestimmt nicht«, sagte er anzüglich. »Das, was mich sofort an ihr faszinierte, war die pubertäre Begierde eines NeuntkläÃlers. Als ich Celina das erste Mal sah, hat es mir den Atem verschlagen, so hübsch war
Weitere Kostenlose Bücher