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Celinas Tochter

Celinas Tochter

Titel: Celinas Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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diesem Züchter in Kentucky telefoniert. Er ist beinah entschlossen, das Fohlen von Artful Dodger und Little Bit More zu kaufen.«
    Â»Ja, was hat er gesagt?«
    Â»Daß er ernsthaft darüber nachdenkt.«
    Angus erhob sich strahlend aus seinem Sessel. »Die Neuigkeit lob ich mir, Sohn. Der Alte ist ein harter Brocken, ein Kumpel von Bunky Hunt. Füttert seine Pferde mit Kaviar und solchem Mist, wenn sie gewonnen haben.« Er schlug seinem Sohn auf den Rücken und fuhr ihm durchs Haar, wie einem Dreijährigen, und nicht wie einem Mann von dreiundvierzig.
    Â»Aber«, sagte Angus und runzelte wieder die Stirn, »das bestätigt einmal mehr, wieviel wir hier verlieren können, wenn die Rennbahnkommission beschließt, unsere Lizenz zurückzuziehen, noch bevor die Tinte darauf trocken ist. Ein Hauch von Skandal genügt, und wir sind draußen. Also, was sollen wir mit Alexandra machen?«
    Â»Machen?«
    Angus humpelte zum Kühlschrank, um sich noch ein Bier zu holen. »Wir können es nicht beim Wünschen belassen, daß sie verschwindet. So wie ich das sehe«, sagte er und öffnete die Flasche, »müssen wir sie davon überzeugen, daß wir unschuldig sind. Ehrbare Bürger.« Er hob die Schultern. »Und nachdem wir genau das sind, sollte uns das wohl nicht schwerfallen.«
    Junior wußte genau, wann sein Vater etwas plante. »Wie werden wir das bewerkstelligen?«
    Â»Nicht wir – du! Indem du das machst, was du am besten kannst.«
    Â»Du meinst...«
    Â»Sie verführen.«

    Â»Sie verführen!« rief Junior. »So wie ich sie einschätze, ist die nicht so leicht rumzukriegen. Und außerdem bin ich überzeugt, daß sie uns zum Kotzen findet.«
    Â»Dann müssen wir das zuallererst ändern... du mußt dich ändern. Bring sie einfach erst einmal dazu, dich zu mögen. Ich würde es selber machen, wenn ich die richtige Ausrüstung dazu hätte.« Er grinste seinen Sohn an. »Glaubst du, du wirst mit einer so unangenehmen Aufgabe fertig?«
    Junior erwiderte sein Grinsen. »Die Gelegenheit, es zu versuchen, möchte ich nicht versäumen.«

6
    Die Tore des Friedhofs standen offen. Alex fuhr hinein. Sie war nie zuvor am Grab ihrer Mutter gewesen, wußte aber die Grabnummer. Sie befand sich bei den offiziellen Papieren, die sie gefunden hatte, als sie ihre Großmutter in das Pflegeheim brachte.
    Der Himmel sah kalt und unfreundlich aus. Die Sonne hing wie eine riesige Orangenscheibe direkt über dem westlichen Horizont, strahlend, aber blechern. Grabsteine warfen lange Schatten über das tote Gras.
    Mit Hilfe diskreter Wegweiser fand Alex die richtige Reihe, parkte den Wagen und stieg aus. Soweit sie beurteilen konnte, war sie die einzige Besucherin. Hier im Außenbezirk der Stadt blies der Nordwind stärker, sein Heulen klang bedrohlicher. Sie schlug ihren Kragen hoch und machte sich auf den Weg.
    Obwohl sie nach dem Grab suchte, war sie auf dessen Anblick in keinster Weise vorbereitet, er traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. Am liebsten wäre sie davongerannt, als wäre sie mit einer Abscheulichkeit zusammengestoßen, mit etwas Entsetzlichem, Abstoßendem.
    Der rechteckige Grabstein war kaum sechzig Zentimeter hoch. Ohne den Namen hätte sie ihn gar nicht bemerkt.
Außer dem Namen standen da nur Geburtsdatum und Todestag ihrer Mutter – sonst nichts. Kein Grabspruch. Kein obligatorisches: »In liebevoller Erinnerung«, nur die nackten statistischen Fakten.
    Die Sparsamkeit der Inschrift brach Alex das Herz. Celina war so jung und hübsch gewesen, so vielversprechend und hier zu nichtssagender Anonymität reduziert.
    Sie kniete sich neben das Grab. Es lag abseits von den anderen, allein am Kamm eines flachen Hügels. Die Leiche ihres Vaters war von Vietnam in sein heimatliches West Virginia überführt worden, auf Kosten der United States Army. Großvater Graham war in Celinas Mädchenjahren gestorben und in seiner Heimatstadt begraben. Celinas Grab lag einsam da.
    Der Grabstein fühlte sich kalt an. Sie zeichnete die eingemeißelten Buchstaben des Vornamens ihrer Mutter mit der Fingerspitze nach, dann drückte sie die Hand auf das dürre Gras davor, als suche sie nach einem Puls.
    Sie hatte sich törichterweise ausgemalt, sie könne mit ihr telepathisch kommunizieren, spürte aber nur das stoppelige Gras, das in ihre Handfläche

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