Celinas Tochter
Lächeln war
herausfordernd. »Oder sind Sie nicht alt genug, um den Unterschied zu erkennen?«
»Nicht aus diesem Winkel.«
»Sie heiÃt Fancy Pants.«
»Niedlich.«
»Es paÃt zu ihr. Sie glaubt, sie wär raffinierter als ich, raffinierter als alle anderen. Fest steht, daà sie raffinierter ist, als ihr guttut. Sie geht zu weit, zu schnell, und am Ende vom Lied verletzt sie sich.« Er nahm eine Handvoll Hafer und lieà das Pferd aus seiner Hand fressen.
»Oh, ich hab verstanden. Das ist eine versteckte Anspielung auf mich.« Er nickte unumwunden. »Soll ich das als Drohung verstehen?«
»Das können Sie nehmen, wie Sie wollen.«
Wieder diese Doppeldeutigkeit. Aber diesmal nahm sie den Köder nicht an. »Was für ein Pferd ist sie?«
»Ein schwangeres. Das ist der Stutenstall.«
»Sie werden alle hier gehalten?«
»Ja, getrennt von den anderen.« Die Stute knabberte an seiner Brust, er lächelte und kraulte sie hinter den Ohren. »Mamas und Babys bringen Chaos in einen Stall.«
»Warum?«
Er hob die Schultern. »Wahrscheinlich ist das wie auf einer Kinderstation im Krankenhaus. Alle drehen durch, wennâs Neugeborene gibt.«
Er strich mit der Hand über den glatten Bauch der Stute. »Das ist ihr erstes Fohlen, und Mutterwerden macht sie nervös. Neulich, als wir unterwegs waren, hat sie ein biÃchen über die Stränge geschlagen und ihren Mittelfuà verletzt.«
»Wann wird sie fohlen?«
»Im Frühling. Sie hat noch eine Weile Zeit. Geben Sie mir Ihre Hand.«
»Was?«
»Ihre Hand.« Er spürte ihre Zurückhaltung und zog sie ungeduldig in den Stall, dicht neben sich. »Fühlen Sie.«
Er legte seine Hand über die ihre und drückte sie flach auf
das glänzende Fell der Stute. Das Haar war grob und kurz, und sie konnte die Vitalität und Kraft der Muskeln darunter spüren. Das Tier schnaubte und machte zögernd einen Schritt nach vorn, aber Reede hielt sie zurück. Die Box schien mit einem Mal eng und viel zu warm. Der Geruch von neuem wachsenden Leben durchdrang die viereckige Umfriedung. »Sie ist warm«, bemerkte Alex und rang nach Luft.
»Das kann man wohl sagen.«
Reede trat noch näher heran und führte Alexâ Hand den Körper der Stute entlang bis zu ihrem geschwollenen Unterbauch. Alex stieà einen leisen Ãberraschungsschrei aus, als sie eine Bewegung spürte.
»Das Fohlen.« Reede war ihr so nahe, daà sein Atem ihre Haarsträhnen hob, und sie roch sein Toilettenwasser, gemischt mit dem Stallgeruch.
Alex lachte vor Entzücken, als sie plötzlich einen sanften Kick gegen ihre Hand spürte; dabei wich sie ein Stück zurück und stieà an Reede. »So aktiv.«
»Sie trägt mir einen Sieger aus.«
»Sie gehört Ihnen?«
»Ja.«
»Und was ist mit dem Vater?«
»Ich hab ein Vermögen für seine Dienste bezahlt, aber er war es wert. Gutaussehender Hengst aus Florida. Fancy Pants ist gleich auf ihn angesprungen. Ich glaube, sie trauerte, als es vorbei war. Vielleicht müÃte ich mir keine Sorgen machen, daà sie über die Stränge schlägt, wenn er immer da wäre.«
Der Druck auf Alexâ Brust war so groÃ, daà sie kaum atmen konnte. Am liebsten hätte sie ihre Wange an die Flanke der Stute gelehnt und hätte weiter Reedes Singsang gelauscht. Glücklicherweise übernahm ihre Vernunft wieder die Führung, ehe sie etwas so Törichtes tun konnte.
Sie zog ihre Hand unter seiner heraus und drehte sich um. Er stand so dicht hinter ihr, daà sie den Kopf zurück an das Pferd lehnen muÃte, um ihm ins Gesicht zu sehen.
»Haben alle Besitzer Zugang zu den Stallungen?«
Reede trat zurück und machte ihr Platz, so daà sie zur Tür gehen konnte.
»Nachdem ich früher mal für die Mintons gearbeitet habe, nehmen sie wohl an, sie können mir vertrauen.«
»Was für ein Pferd ist sie?« fragte Alex noch einmal.
»Ein Quarter-Horse.«
»Ein Quarter, ein Viertel? Von was?«
»âºEin Viertel von was?â¹Â« Er warf den Kopf zurück und lachte. Fancy Pants tänzelte zur Seite. »He, das ist wirklich gut. Ein Viertel von was?« Er löste die Kette, mit der er die Stute an einem Metallring festgemacht hatte, verlieà die Box und schloà sorgfältig die Tür hinter sich. »Sie wissen nicht
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