Celinas Tochter
um diese Tageszeit hier gemacht?«
»Ich hab meistens so gegen sieben mit dem Ausmisten begonnen. An diesem speziellen Morgen hab ich mir Sorgen um eine Stute gemacht.«
»Oh ja, um die, die am Tag zuvor gefohlt hatte. Sie wollten also nachschauen, wieâs ihr und dem Baby geht?«
»Richtig.«
Tränen schimmerten in ihren Augen, als sie langsam den Blick zu ihm hob. »Wo waren Sie am Abend zuvor?«
»Unterwegs.«
»Den ganzen Abend?«
»Nach dem Abendessen, ja.«
»Allein?«
Sein Mund wurde schmal vor Wut. »Wenn Sie mehr Antworten wollen, Counselor, müssen Sie den Fall vor Gericht bringen.«
»Das habe ich vor.«
Als sie versuchte, an ihm vorbei die Tür zu erreichen, packte er ihren Arm und zog sie an sich. Er fühlte sich hart, sehr kraftvoll und männlich an. »Miss Gaither«, knurrte er böse.
»Sie sind clever. Lassen Sie das fallen. Wenn nicht, wird wahrscheinlich jemandem weh getan.«
»Zum Beispiel wem?«
»Ihnen.«
»Wie?«
Er bewegte sich eigentlich nicht, neigte nur seinen Körper näher zu ihrem.
»Da gibt es verschiedene Möglichkeiten.«
Es war eine unverhohlene Drohung. Körperlich war er fähig eine Frau umzubringen, aber emotional?
Scheinbar hatte er von Frauen grundsätzlich eine schlechte Meinung, hatte aber, laut Junior, Celina Graham geliebt. Da war eine Zeit gewesen, in der sie Reede heiraten wollte. Vielleicht hatten alle, einschlieÃlich ihm selbst, es als abgemacht verstanden, daà sie heiraten würden, bis Celina Al Gaither nahm und mit Alex schwanger wurde.
Alex wollte nicht glauben, daà Reede Celina hätte töten können, egal unter welchen Umständen, und noch viel weniger wollte sie glauben, daà er Celina ihretwegen getötet hatte.
Er war ein Chauvinist, arrogant und reizbar wie eine Klapperschlange. Aber ein Mörder? So sah er nicht aus. Oder lag es nur daran, daà sie immer schon eine Schwäche für dunkelblondes
Haar, grüne Augen, enge, gebleichte Jeans und abgetragene Jacken mit Pelzkragen hatte, für Männer, die Cowboystiefel tragen konnten, ohne albern auszusehen, Männer, die so absolut männlich gingen, sprachen und rochen?
Reede Lambert erfüllte all diese Kriterien.
Seine Wirkung auf sie machte ihr mehr Sorgen als seine warnenden Worte. Sie befreite ihren Arm mit einem Ruck und wich zur Tür zurück.
»Ich habe nicht die Absicht, diese Ermittlungen einzustellen, bis ich weiÃ, wer meine Mutter getötet hat, und warum. Das wollte ich mein ganzes Leben lang rausfinden und werde mich jetzt nicht davon abbringen lassen.«
10
Kaum hatte Alex den Stall verlassen, fing Reede an laut und sehr einfallsreich zu fluchen. Pasty Hickam hatte sie von seinem Versteck in einer rückwärtigen Box aus belauscht.
Er hatte nicht vorgehabt, dieses Gespräch mitzubekommen. Als er vorhin in den Stall gekommen war, hatte er nur nach einem Platz gesucht, wo es dunkel, warm und verschwiegen war, wo er in Ruhe seinen verletzten Stolz pflegen konnte, den Ãrger auf seinen ehemaligen Arbeitgeber und an einer Flasche billigen Fusels nuckeln konnte, als wäre es Muttermilch.
Jetzt aber war seine schlechte Laune wie weggewischt, und er schmiedete einen schändlichen Plan. Nüchtern war Pasty nur ein Nörgler, betrunken war er zu jeder Gemeinheit fähig.
Er hatte sich kaum zurückhalten können, als er hörte, was dieses Mädel aus Austin zum Sheriff gesagt hatte, und umgekehrt. Heiliger Strohsack, sie war Celina Gaithers Tochter, gekommen, um den Mord an ihrer Mutter zu untersuchen.
Dank ihr und einem gütigen Gott, an den er eigentlich nicht glaubte, hatte man ihm diese Gelegenheit, sich an Angus
und seinem Sohn zu rächen, auf einem silbernen Tablett serviert.
Er hatte sich hier den Arsch aufgerissen, für einen Hungerlohn gearbeitet und manchmal gar nichts gekriegt, wenn Angus so pleite war, daà er ihn nicht bezahlen konnte; aber er hatte ausgeharrt. Er war mit diesem Schweinehund durch dick und dünn gegangen, und was bekam er zum Dank dafür? Einen Tritt in den Hintern und den Rauswurf aus dem Schlafhaus, das seit über dreiÃig Jahren sein Zuhause gewesen war.
Aber diesmal war Pasty Hickam endlich das Glück hold. Wenn er seine Trümpfe richtig ausspielte, dann hätte er endlich das Geld für seine Pensionskasse. Ruby Faye, seine augenblickliche Geliebte, lag ihm
Weitere Kostenlose Bücher