Celinas Tochter
traumatischer Aufregung ausgesetzt.
Angusâ Erklärung klang so verdammt plausibel und arglos. Die Bezahlung der Beerdigungskosten, die Erledigung aller Arrangements waren ein Akt der Nächstenliebe gewesen, um ihrer GroÃmutter die schreckliche Verantwortung und finanzielle Ãberforderung abzunehmen. Doch für sie als Ermittlerin stellte es wieder eine Sackgasse dar und bestärkte sie in dem Verdacht, daà da etwas unter den Teppich gekehrt worden war.
»Und, sind Sie fertig? Können wir in die Stadt zurückfahren, oder was?«
Reede lehnte in der Tür und kaute an einem Zahnstocher. Er hatte zwar gefrühstückt, aber seine miese Laune beibehalten.
»Ja, ich bin fertig. Wenn Sie so nett wären und mich zurückbrächten?«
»Gut. Je früher ich wieder an die Arbeit komme, desto besser. Jemand muà ja auf die Irren aufpassen, die bei diesem Wetter mit dem Auto rumstreunen.«
»Wenn Sie schon mal hier drauÃen sind, warum bleiben Sie nicht da und verbringen den Tag am Kamin?« schlug Junior Alex vor. »Wir könnten Popcorn zubereiten. Celina hat das wahnsinnig gern gemacht. Vielleicht könnten wir auch Lupe dazu überreden, uns ein paar Pralinen zu stiften. Ich fahre Sie dann später, wenn die StraÃen geräumt sind, heim.«
»Das klingt wunderbar, Junior, danke, aber auf mich wartet Arbeit.«
Er setzte seinen ganzen Charme ein, um sie zu überreden, aber sie blieb fest. Die Mintons brachten sie und Reede zur Tür. Sarah Jo lieà sich nicht blicken. Selbst wenn sie gemerkt hatte, daà Gäste im Haus waren, machte sie sich nicht die Mühe, sich zu zeigen.
Angus zog Alexâ Arm durch den seinen, während sie den Korridor entlanggingen. Er sagte leise: »Ich weiÃ, wie schwer das für Sie ist, Mädchen.«
»Ja, das ist es.«
»Haben Sie etwas von Ihrer GroÃmutter gehört?«
»Ich rufe jeden Tag im Pflegeheim an, aber bis jetzt gab es keine Veränderung.«
»Na, dann schreien Sie einfach, wenn Sie etwas brauchen, ja?«
Alex sah ihn verwirrt an. »Angus, warum sind Sie so nett zu mir?«
»Wegen Ihrer Mama, weil ich Sie mag und hauptsächlich, weil wir nichts zu verheimlichen haben.«
Wenn er lächelte, sah man gleich, woher Junior seinen Charme hatte, merkte Alex jetzt. Junior und Reede waren in ein Gespräch vertieft, und Alex hörte, wie er sagte: »Hab gestern eine von deinen alten Freundinnen im Last Chance getroffen.«
Der Name des Lokals, in dem sie heute eine Verabredung hatte, lieà sie aufhorchen.
»Ach ja«, sagte Junior. »Welche denn?«
»Gloria irgendwie. Hab ihren Nachnamen vergessen. Lockige schwarze Haare, dunkle Augen, groÃe Titten.«
»Gloria Tolbert. Und wie sah sie aus?«
»Spitz.«
Junior lachte dreckig. »Das ist Gloria. Wer die befriedigen will, braucht âne Menge Kraft.«
»Du müÃtest es wissen«, lachte Reede.
»Na, was ist denn gestern passiert, du Glückspilz? Hast du ein zufriedenes Lächeln auf Glorias Gesicht gezaubert?«
»Du weiÃt, daà ich nie über mein Liebesleben rede.«
»Das ist eine deiner Angewohnheiten, die mich zur WeiÃglut bringen.«
Alex drehte sich um und sah gerade noch, wie Junior Reede einen spielerischen Magenschwinger verpaÃte. Seine Faust prallte ab, als hätte er gegen eine Trommel geschlagen.
»Ist das alles, was du zu bieten hast, Alter?« sagte Reede spöttisch. »Gibâs zu, Minton, du läÃt nach.«
»Von wegen.« Junior zielte mit einer Faust auf Reedes Kopf, der dieser mühelos auswich. Reede versuchte, Junior mit einem FuÃhaken in die Kniekehle umzulegen, wobei beide gegen den Tisch im Eingang krachten und dabei fast eine Keramikvase umwarfen.
»Das reicht, Jungs. Hört auf, bevor etwas zu Bruch geht«, tadelte Angus zwinkernd, als ob er mit zwei Schülern redete.
Alex und Reede zogen ihre Jacken an, und er öffnete die Tür. Ein eisiger Wind wirbelte herein. Junior sagte: »Sind Sie sicher, daà Sie nicht bleiben wollen, woâs warm und gemütlich ist?«
»Es geht leider nicht«, erwiderte Alex.
»Scheibenkleister. Na ja, dann auf ein Wiedersehn!« Er nahm ihre Hand zwischen seine und küÃte sie auf die Wange.
Vater und Sohn beobachteten, wie Reede Alex über den vereisten Weg zu seinem Blazer half. Er setzte sie in den Pick-up, dann ging er zur
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