Celinas Tochter
drauÃen auf der Ranch zu suchen?«
Er hatte seine überraschte Reaktion auf diese Frage schnell wieder im Griff. »Das hab ich vergessen. Hören Sie, ich muÃ...«
»Ich bezweifle, daà Sie je irgend etwas vergessen, Reede Lambert, auch wenn Sie mir das gerne einreden möchten. Was hatte sie da zu suchen? Bitte sagen Sieâs mir.«
Er stand auf. Alex ebenfalls. »Junior hatte sie zum Abendessen eingeladen, mehr nicht.«
»War es ein spezieller Anla�«
»Fragen Sie ihn.«
»Ich frage Sie. Was war der Anla� Und erzählen Sie mir nicht, Sie könnten sich nicht erinnern.«
»Er hatte Mitleid mit ihr.«
»Mitleid? Warum?«
»Weil sie an dieses Kind gekettet war, nicht mehr unter die Leute kam. Ihr gesellschaftliches Leben war gleich Null. Mein Gott, sie war erst achtzehn.« Er ging um sie herum in Richtung Tür.
Alex war nicht bereit, sich damit abspeisen zu lassen. Die Antwort war zu glatt. Sie packte ihn am Arm und zwang ihn, ihr in die Augen zu sehen. »Waren Sie auch bei diesem Abendessen dabei?«
»Ja, war ich.« Er entrià ihr seinen Arm.
»Den ganzen Abend?«
»Ich bin vor dem Nachtisch gegangen.«
»Warum?«
»Ich mag keinen Kirschkuchen.«
Sie stöhnte frustriert. »Antworten Sie, Reede. Warum sind Sie gegangen?«
»Ich hatte eine Verabredung.«
»Mit wem? Lebt sie noch hier in der Stadt?«
»Herrje, was hat das damit zu tun?«
»Sie ist Ihr Alibi. Ich würde gern mit ihr reden.«
»Vergessen Sieâs. Ich würde sie nie da mit reinziehen.«
»Sie müssen es vielleicht, oder Gebrauch von Ihrem Recht auf Aussageverweigerung machen.«
»Geben Sie denn niemals auf?« fragte er mit zusammengebissenen Zähnen.
»Niemals. Sind Sie an diesem Abend zur Ranch zurückgekehrt?«
»Nein.«
»Gar nicht?«
»Nein.«
»Nicht mal zum Schlafen?«
»Ich habâs Ihnen doch gesagt, ich hatte eine Verabredung.« Sein Gesicht rückte dem ihren so nahe, daà sie seinen Atem spüren konnte. »Und sie war heiÃ.«
Er nickte kurz, dann wandte er sich zum Gehen. »Ich muà aufs Gericht. Machen Sie die Tür hinter sich zu, ja?«
18
»Miss Gaither?«
»Ja?«
Alex war nicht nach Besuch zumute. Nach ihrer letzten Auseinandersetzung mit Reede fühlte sie sich ausgepumpt. Und nach gestern abend waren auch ihre Nerven schwer angeschlagen. Weder Reedes geschickte Erklärung des Mordes an diesem Hickam noch ihre eigene Vernunft hatten sie davon überzeugen können, daà keine Gefahr für sie bestand.
Also hatte sie sich sehr vorsichtig der Tür ihres Motelzimmers genähert, als jemand klopfte, und erst einmal durch den Spion geschaut. Ein fremdes, aber offensichtlich harmloses Pärchen stand davor. Sie öffnete die Tür und sah die beiden erwartungsvoll an.
Der Mann streckte ihr linkisch seine Hand entgegen. Alex erschrak und wich zurück. »Reverend Fergus Plummet.« Alex kam sich wie ein Idiot vor, als sie ihm die Hand schüttelte. »Hab ich Sie erschreckt? Das tut mir furchtbar leid, das wollte ich nicht.«
Das Verhalten des Reverends war so unterwürfig, sein Tonfall so mitfühlend, daà er wohl kaum eine Bedrohung darstellte. Er war von schmächtiger Statur und ungewöhnlich klein, aber er hielt sich kerzengerade, fast militärisch. Sein schwarzer Anzug glänzte schon an einigen Stellen und war zu dünn für die Jahreszeit. Er trug keinen Mantel und
nichts auf seinen lockigen, dunklen Haaren, die länger waren, als es momentan die Mode wollte. In einer Gemeinde, in der jeder Mann über zwölf entweder einen Cowboyhut oder eine Schildmütze trug, war es komisch, einen Mann barhäuptig zu sehen.
»Das ist meine Frau, Wanda.«
»Hallo, Mrs. Plummet. Reverend.«
Mrs. Plummet war eine stattliche Dame mit einem beachtlichen Busen, den sie unter einer traurig olivfarbenen Strickjacke zu verstecken versuchte. Die Haare waren zu einem strengen Knoten gedreht, und sie hielt den Kopf bescheiden gesenkt. Ihr Ehemann hatte sie so unpersönlich vorgestellt, als wäre sie ein überflüssiges Möbel.
»Woher wissen Sie meinen Namen?« fragte Alex. Dieses Ehepaar machte sie neugierig.
»Den kennt doch jeder«, er deutete ein Lächeln an. »Die ganze Stadt redet über Sie.«
Der Priester hatte eine Bibel unter dem Arm. Alex hatte
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