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Celinas Tochter

Celinas Tochter

Titel: Celinas Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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»Das habe ich heute morgen mit der Post gekriegt. Es war an mich im Motel adressiert.«
    Reede überflog rasch den Brief und gab ihn ihr zurück. Sie war fassungslos. »Das scheint Sie nicht sonderlich zu berühren, Sheriff Lambert.«
    Â»Ich hatte ihn bereits gelesen.«
    Â»Was? Wann?«
    Â»Vorgestern, wenn ich mich recht erinnere.«
    Â»Und Sie haben zugelassen, daß er abgeschickt wird?«
    Â»Warum nicht? Er ist nicht obszön. Ich denke sogar, der Postminister würde das als ordnungsgemäßen Brief durchgehen lassen. Er ist ausreichend frankiert. Und soweit ich das beurteilen kann, ist der Inhalt nicht ungesetzlich.«
    Alex hätte nur allzu gerne die Hand ausgestreckt und dieses selbstzufriedene Lächeln mit einer Ohrfeige ausgelöscht. Der Drang war so heftig, daß sie die Hand zu einer Faust ballen mußte, um es nicht zu tun.

    Â»Haben Sie auch zwischen den Zeilen gelesen? Die Leute, die das unterschrieben haben, alle...«, sie unterbrach, um die Unterschriften zu zählen, »alle vierzehn haben gedroht, mich aus der Stadt zu jagen.«
    Â»Aber ganz gewiß nicht, Miss Gaither.« Er tat gespielt entsetzt. »Sie leiden nur ein bißchen unter Verfolgungswahn, weil Sie Pasty gefunden haben. Dieser Brief unterstreicht lediglich, was ich Ihnen schon die ganze Zeit sage. Angus und Junior Minton bedeuten sehr viel für diese Stadt. Genau wie die Rennbahn.
    Sie wecken das Interesse von Leuten viel schneller, wenn Sie sie ins Bankkonto treten anstatt in die Eier«, fuhr er fort. »Sie haben einige beachtliche Investitionen in Gefahr gebracht. Haben Sie erwartet, daß die Leute einfach tatenlos mitansehen, wie ihre Träume den Bach runtergehen, nur wegen Ihrer Rachsucht?«
    Â»Ich bin nicht rachsüchtig. Ich führe eine legitime und längst überfällige Untersuchung eines schweren Justizirrtums durch.«
    Â»Verschonen Sie mich.«
    Â»Der Bezirksstaatsanwalt von Travis County hat meine Ermittlung abgesegnet.«
    Sein Blick schweifte beleidigend über ihre Figur, und er sagte: »Im Austausch wofür?«
    Â»Oh, das ist gut. Sehr professionell, Sheriff. Wenn Ihnen die echte Munition ausgeht, beschränken Sie sich darauf, meinen Charakter zu besudeln.«
    Sie stopfte den Brief wütend in den Umschlag zurück, steckte ihn in die Handtasche und klappte sie zu.
    Â»Ich bin nicht verpflichtet, Ihnen meine Motive zu erläutern. Aber eins sollten Sie sich merken«, verkündete sie, »ich werde nicht aufgeben, bis ich einige logische Erklärungen zum Tod meiner Mutter gefunden habe.«
    Â»Also, ich würde mir an Ihrer Stelle keine Sorgen machen, daß Sie überfallen werden«, sagte Reede mit gelangweilter Stimme. »Wie ich schon sagte, die Menschen, die diesen Brief
geschrieben haben, sind Säulen unserer Gemeinde – Banker, Geschäftsleute. Wohl kaum die Art Leute, die Ihnen in dunklen Gassen auflauern würden. Trotzdem«, fuhr er fort, »würde ich Ihnen raten, sich nicht in solchen Pinten rumzutreiben, wo Sie die letzten beiden Abende verbracht haben. Wenn Sie’s aber unbedingt brauchen, dann gibt’s ein paar Typen, die ich Ihnen empfehlen könnte.«
    Sie schnaubte verächtlich. »Verachten Sie alle berufstätigen Frauen oder nur mich im speziellen?«
    Â»Sie im speziellen.«
    Seine Grobheit war ein Affront. Sie war versucht, ihn daran zu erinnern, daß sein Kuß gestern nicht gerade von Verachtung gezeugt hatte, aber sie verkniff es sich. Sie wollte sich selbst nicht daran erinnern – hoffte, es vergessen zu können, sich einreden zu können, es wäre nie passiert, aber es gelang ihr nicht. Der Kuß hatte sie unwiderruflich verändert.
    Nein, sie konnte ihn nicht vergessen. Sie konnte bestenfalls darauf hoffen, daß sie mit der Erinnerung daran fertig werden würde und mit dem unstillbaren Hunger, den er ausgelöst hatte.
    Seine Bemerkung hatte sie tief getroffen. Sie hörte sich fragen: »Warum mögen Sie mich nicht?«
    Â»Weil Sie sich einmischen. Ich mag Menschen nicht, die sich in die Angelegenheit anderer einmischen.«
    Â»Aber das ist meine Angelegenheit.«
    Â»Wie kann das sein? Sie haben noch in die Windeln gemacht, als Celina getötet wurde«, schrie er.
    Â»Ich bin froh, daß Sie das zur Sprache bringen. Nachdem ich ja damals erst zwei Monate alt war – was hatte sie denn an diesem Abend

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