Celinas Tochter
an. Sein Brustkorb bebte, als müsse er sich gleich übergeben. Sarah Jo schluchzte lauter und schlug sich die Hände vors Gesicht. »Mutter, bitte, laà uns ins Haus zurückgehn.« Junior legte einen Arm um ihre Taille und zog sie weg. Angus lieà seine Hand fallen. Mutter und Sohn gingen langsam den Gang hinunter.
Sie waren fast bei Alex angelangt, bevor sie sie bemerkten. Sobald Sarah Jo sie sah, schrie sie auf und hob eine Faust. »Du, du hast uns das angetan!«
Alex wich erschrocken zurück. »Ich...«
»Es ist deine Schuld, du boshaftes, zänkisches Miststück!«
»Mutter«, sagte Junior, nicht vorwurfsvoll, sondern mitfühlend. Sarah Jo lehnte sich erschöpft von ihrem Ausbruch an ihn. Er warf Alex einen Blick zu, weniger anklagend als ratlos. Dann gingen die beiden stumm weiter, Sarah Jo stützte sich schwer auf ihren Sohn.
»Was ist passiert, Ely?« fragte Reede, der das andere Drama scheinbar nicht registriert hatte.
»Ein Balken muà direkt auf ihn gestürzt sein. Er ist gefallen und hat sich die Schulter gebrochen«, sagte der Mann namens Ely leise. Zweifellos war er der Veterinär.
»Gib ihm, um Himmels willen, ein Schmerzmittel.«
»Das hab ich schon. Es ist stark, aber das kann ihn nicht betäuben.« Er warf einen Blick auf das leidende Tier. »Sein Oberschenkel ist auch zerschmettert; was die inneren Verletzungen angeht, kann ich nur Vermutungen anstellen. Selbst wenn ich ihn zusammenflicken würde, bliebe er immer kränklich und nutzlos als Deckhengst für dich.«
Sie standen einen Augenblick schweigend da und lauschten auf die herzzerreiÃenden Töne, die das Tier von sich gab. SchlieÃlich sagte Angus: »Danke, Ely. Wir wissen, daà du dein Bestes getan hast.«
»Tut mir leid, Angus, Reede«, sagte der Veterinär und meinte es aufrichtig. »Geht jetzt alle hier raus. Ich muà schnell in die Praxis und das Zeug holen, dann komm ich zurück und geb ihm die Spritze.«
»Nein«, krächzte Reede heiser. »Ich mach es.«
»Das solltest du nicht. Die Spritze ist...«
»Ich kann ihn nicht so lange warten lassen.«
»Ich brauch höchstens zehn Minuten.«
»Ich hab gesagt, ich werd es tun«, schrie Reede ungeduldig.
Angus mischte sich ein. Er klopfte dem wohlmeinenden Veterinär auf die Schulter, um jedes weitere Argument zu unterbinden. »Geh nach Hause, Ely. Tut mir leid, daà ich dich deswegen rausholen muÃte.«
»Was für ein Jammer! Ich hab Double Time behandelt, seit er auf der Welt ist.«
Alex schlug sich entsetzt die Hand vor den Mund. Double Time war Reedes angebetetes Rennpferd. Der Veterinär verlieà den Stall durch eine andere Tür. Er hatte Alex nicht gesehen.
Von drauÃen war das Geschrei der Feuerwehrmänner zu hören. Andere Pferde schnaubten ängstlich in ihren Boxen und trampelten aufgeregt hin und her. Diese Geräusche schienen weit entfernt und entrückt von der Tragödie in diesem Stallabteil.
»Reede, schaffst du das, Junge?«
»Ja. Kümmer dich um Sarah Jo. Ich kümmer mich um das hier.«
Der Ãltere wollte etwas erwidern, aber schlieÃlich wandte er sich ab. Er warf Alex einen scharfen Blick zu, als er an ihr vorbeistapfte, sagte aber nichts.
Sie wollte weinen, als sie sah, wie Reede sich ins Stroh kniete. Er rieb die Nüstern des leidenden Pferdes. »Du warst
gut â der Beste«, flüsterte er leise. »Du hast alles gegeben, was du hattest, und noch mehr.« Das Tier wieherte leise, wie eine Bitte.
Reede richtete sich langsam auf und griff nach der Pistole in seinem Halfter. Er zog sie heraus, prüfte, ob die Kammer geladen war, und richtete sie dann auf sein Geschöpf.
»Nein!« Alex rannte vor und packte seinen Arm. »Reede, nicht! Laà es jemand anders tun.«
Sie hatte abgebrühte Verbrecher gesehen, die nach ihrer Verurteilung zum Tode dem Ankläger, dem Richter, den Geschworenen Rache geschworen hatten, bis über das Grab hinaus.
Aber sie hatte noch nie eine so tödliche Entschlossenheit in einem Gesicht gesehen wie jetzt in Reedes. Seine Augen waren glasig vor Tränen und HaÃ. Mit unheimlicher Schnelligkeit packte er sie um die Taille und zog sie mit dem Rücken an sich. Sie wehrte sich. Er fluchte und packte sie noch fester.
Jetzt nahm er ihre rechte Hand und schloà ihre widerwilligen Finger mit Gewalt um die Pistole,
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