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Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Pollmann
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gewesen, zumindest zu diesem Zeitpunkt.
    „So haben wir sie im Blick! Verteilen wir sie über die ganze Centurie, vergiften sie uns die ganze Einheit!“
    Zu seiner Überraschung hatte ihm Drusillus beigepflichtet: „Ein fauler Apfel verdirbt das ganze Fass! Die meisten unserer Legionäre sind junge Burschen und anfällig für dummes Geschwätz!“
    Lucius dachte daran, wie die Neuen seine Geduld immer wieder auf die Probe gestellt hatten. Sie hatten ihre Arbeiten und Dienste nur mit erkennbar größtem Widerwillen ausgeführt und sich gedrückt, wo es nur ging. Auch vor Cambodunum hatten sie ihre Arbeit langsam und schlampig erledigt.
    Lucius stellte zuerst Voluminius zur Rede, der äußerst gelangweilt zuhörte und danach keinen Deut schneller arbeitete. Drusillus schlug einige Male mit dem Stock auf die Neuen ein, aber das schien sie nicht zu beeindrucken.
    „Los, ihr faules Pack!“, brüllte er und versetzte ihm einen weiteren Schlag mit der Vitis.
    „Optio!“, rief Lucius scharf. „Lass das! Hör auf, die Männer zu misshandeln!“
    Drusillus wirbelte herum und starrte Lucius fassungslos an. Sein Gesicht war aber nichts im Vergleich zu dem Gesicht, das Petilius machte. Er hörte mit der Imitation des Grabens auf, die er gerade aufführte, und starrte mit blödem Ausdruck zu Lucius herauf. Drusillus lief dunkelrot an und Lucius befürchtete, dass ihn gleich der Schlag treffen würde.
    „Das ist der falsche Weg!“
    „Ach, je!“, flüsterte Voluminius laut. „Jetzt führen sie hier guter Centurio, böser Optio auf! Für wie dumm halten die uns eigentlich?“
    „Für sehr dumm“, versetzte Lucius, „wenn du schon fragst!“, und fuhr dann an Drusillus gewandt fort: „Optio! Man hat uns diese acht Männer geschickt, damit sie hier bei uns ihren letzten Feldzug abdienen und noch einmal ein bisschen Beute ergattern können. Du weißt, es sind alte, verbrauchte Soldaten, die nicht mehr für richtige Kämpfe taugen.“
    Es war still geworden und Drusillus’ Gesicht hatte wieder eine normale Farbe angenommen, ja, es zeigte sogar den Anflug eines Lächelns.
    „Centurio“, erwiderte er trotzdem grimmig, das Spiel mitspielend, „sie geben den jungen Legionären ein schlechtes Beispiel!“
    „Sie zu schlagen wäre ein noch schlechteres Beispiel!“, entgegnete Lucius bestimmt. „Du würdest auch nicht auf ein altes Pferd einprügeln, um ein junges zu beeindrucken!“
    Er schüttelte energisch den Kopf und fuhr mit sanftmütiger Stimme fort: „Nein, unsere Aufgabe ist es, Geduld und Einsicht mit ihnen zu haben und sie durch ihren letzten Feldzug zu geleiten!“
    Jetzt hatten alle Legionäre um sie herum mit dem Graben aufgehört und starrten ihn erstaunt an. Geduld und Einsicht war die letzte Eigenschaft, die man von einem Centurio erwartete.
    Voluminius ließ sich nicht so leicht irritieren. Er spuckte verächtlich aus und hackte weiter gelangweilt mit seiner Dolabra auf dem Boden herum.
    Lucius spürte, wie er beobachtet wurde, und als er verstohlen die Umgebung musterte, zuckte er innerlich zusammen. Hinter ihnen standen der Legat und sein Stab und verfolgten das Gespräch mit großer Aufmerksamkeit. Da war Valens wohl auch nicht weit, und richtig: „Centurio!“, donnerte plötzlich die bekannte, verhasste Stimme.
    Nein, nicht jetzt, ihr Götter, habt ein Einsehen, flehte Lucius stumm, da er zu wissen glaubte, was nun kommen würde. Valens würde ihn – mal wieder – vor allen Männern zur Rede stellen.
    „Warum wird hier nicht gearbeitet?“, brüllte Valens laut und sofort setzte hektische Betriebsamkeit ein.
    Jetzt näherten sich auch Varus und sein Stellvertreter Quirinius. Lucius erinnerte sich kurz daran, wie sehr er Varus bei seiner ersten Begegnung mit ihm unterschätzt hatte. Varus war auf diesem Feldzug bislang von einer nie zu bremsenden Energie gewesen. Mal zu Pferd, mal zu Fuß hatte er seine Truppen begleitet. Er war bei den Hilfstruppen aufgetaucht, um nach dem Rechten zu sehen, oder ein Stück des Weges mit den Legionären marschiert. Rot im Gesicht, außer Atem, aber verbissen und hartnäckig, hatte er den Legionären Respekt abgenötigt.
    Musste er aber ausgerechnet jetzt auftauchen und dann auch noch zusammen mit Valens, den die Erde verschlingen sollte? Die acht Neuen schauten amüsiert nach oben, auch sie erwarteten ein unterhaltsames Schauspiel.
    „Sind das die acht?“, fragte Valens barsch. Lucius war so verdattert über die Frage, dass er nicht antwortete.
    „Ja

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