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Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Pollmann
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mochte glauben, dass er ein kleiner Beamter, ein Quästor, war. Vielleicht auch ein schrulliger, harmloser ältlicher Römer, der den Sitten der Vorfahren nacheiferte und sich auf das schlichte Leben beschränkte. Wer ihm aber in die Augen sah, spürte die Kraft und die Intelligenz, die in diesem Mann steckten, und konnte sich nur schwer seiner Ausstrahlung entziehen. Doch wer seinen Unwillen erregte und sich von den hellen grauen Augen durchbohrt fühlte, den fröstelte es und dem fiel wieder ein, wie Augustus sich an die Spitze gekämpft, intrigiert und gemordet und die Republik endgültig zerstört hatte.
    Und er, Tiberius Claudius Nero, Mitglied einer der ältesten Patrizierfamilien Roms, war hier, um ihm Bericht zu erstatten. Die meisten Informationen referierte Tiberius aus dem Kopf, nur ab und zu zog er seine Listen zu Rate. Am Ende seines Vortrages nickte Augustus anerkennend: „Gute Arbeit. Deine Legionen sind in bestem Zustand! Wie ist der Ausbildungsstand?“
    Tiberius rieb sich müde die Augen. „Die XIX Augusta steht hier in Lugdunum und hat alle Rekruten zugeteilt bekommen. Eigentlich besteht sie zur Hälfte aus Rekruten. Die Grundausbildung ist aber jetzt abgeschlossen und wir werden die Rekruten auf die anderen Kohorten verteilen. Die XVI Gallica ist unterdessen in Basilia. Sie bessert Straßen aus, baut Brücken und schlägt Holz.“
    „Du siehst müde aus!“, stellte Augustus fest. „Wann hast du das letzte Mal eine Pause gemacht?“
    „Eine Pause?“, brummte Tiberius nachdenklich. „Zum Mittagsimbiss habe ich die Arbeit kurz unterbrochen!“
    Augustus lächelte. „Nein! Ich meine eine richtige Pause. Du weißt, so etwas mit Zerstreuung, vielleicht ein kleines Fest, ein Besuch im Theater.“
    „Ach so, eine richtige Pause meinst du!“ Tiberius tat so, als ob ihm eine Erleuchtung gekommen wäre. „Lass mich mal überlegen! Wer ist gerade Konsul?“ Sie lachten, dann reckte sich Tiberius. „Ich kann mich kaum erinnern, wann ich das letzte Mal ausgeschlafen habe. Dieses Jahr jedenfalls nicht, das muss letztes Jahr gewesen sein!“ Er wurde wieder ernst. „Im Moment wird die Gallica von ihrem obersten Tribun Gaius Asinius Gallus kommandiert. Ich erwarte mit Ungeduld den neuen Legaten der Augusta und seinen Stellvertreter. Sobald Publius Quintilicius Varus und Publius Sulpicius Quirinius eingetroffen sind, kann ich mich um andere Dinge kümmern. Derzeit habe ich zwei Legionen, für die ich verantwortlich bin, und zu wenige Tribune, an die ich die Arbeit delegieren kann.“
    „Wie kommst du mit der Umwandlung der
foederati
in reguläre Einheiten voran? Hast du schon bei allen Einheiten damit angefangen?“
    „Nur bei einigen Reitereinheiten. Da dies die altbekannte Schwachstelle der Legion ist, haben wir diese zuerst in Angriff genommen. Die Fußtruppen sind nach wie vor angeworbene Verbündete. Wir hatten noch keine Zeit, uns damit zu befassen!“
    „Gibt es Probleme?“
    „Nur die üblichen: Häuptlinge, die in ihrer Stammesehre gekränkt sind, weil sie Befehle von Römern erhalten, Centurionen, die in ihrer Standesehre gekränkt sind, weil sie Auxiliareinheiten kommandieren, Soldaten, die sich an die Disziplin nicht gewöhnen können. Zu alledem findet man kaum einen Römer, der sich mit Reitereinheiten oder zumindest mit Pferden auskennt.“
    Er nahm einen Schluck aus dem Becher, der vor ihm stand. Augustus lächelte nachsichtig.
    „Das ist so, als ob man griechischen Seeleuten einen römischen Admiral vorsetzt!“
    Augustus musterte ihn mit seinen durchdringenden Augen. Der Junge machte sich gut. Er war zwar durch und durch ein schwerblütiger Claudier und republikanisch angehaucht, aber ein harter, unermüdlicher Arbeiter und patriotisch bis ins Mark. Er würde jede ihm anvertraute Aufgabe bis zum bitteren Ende ausführen.
    „Hast du schon Pläne für den Feldzug gemacht?“, fragte er ihn.
    Tiberius rollte eine Karte aus und beschwerte ihre Ränder, damit sie liegen blieb.
    „Nur einige grobe!“ Er zeigte mit dem Finger auf zwei Punkte. „Die Gallica wird von Basilia operieren und die Augusta wird Vindonissa als Basis nehmen. Zuerst werden wir die letzten helvetischen Stämme, die Caluconen und Suaneten, unterwerfen. Danach werden wir uns die Briganten vornehmen. Sobald Varus eintrifft, werde ich mich zur Gallica begeben und mich verstärkt um die Vorbereitung kümmern. Ich werde mit den Tigurinen, Verbigenen und Toygenen Kontakt aufnehmen. Sie haben schon Verträge mit Rom

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