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Cevdet und seine Soehne

Cevdet und seine Soehne

Titel: Cevdet und seine Soehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orhan Pamuk
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schon!«
    »Nein, wirklich! Na ja, du warst ja
in lang in Erzincan, das hat mir Muhittin erzählt. Seit wann bist du denn
zurück?«
    »Schon lang, seit vier Monaten. Im
November bin ich zurück.«
    »Was hast du denn dort gemacht? Beim Eisenbahnbau
warst du, nicht wahr?«
    »Ja! Und ich habe etwas vom Land
gesehen!«
    »Ach, schön!« seufzte Nurettin.
»Wenn ich das doch auch mal könnte! Beim Eisenbahnbau gäbe es so viele
Möglichkeiten. Jeder geht da hin und verdient sich eine goldene Nase. Aber ich
sitze hier fest und komme nicht so schnell weg.«
    Es kamen immer mehr Leute aus dem
Tor heraus. Einer stieß Refık an. Aus dem Kasernenhof ertönte ein dumpfes
Stöhnen.
    »Jetzt ist es wohl aus!« sagte
Nurettin. Er zog Refık am Ärmel. »Bevor wir nach Hause gehen, sollten wir
noch …« Er ballte die Faust und steckte den Daumen in den Mund, als würde er
daran nuckeln. »Na komm schon!«
    »Ich muss in den Tennisclub!«
    Mit der Faust, die er gerade noch
zur Geste des Trinkens geformt hatte, boxte Nurettin Refık ein paarmal so fest
an die Schulter, wie es sich für ein früheres Mitglied der
Schulfußballmannschaft gebührte. »Zu den feinen Pinkeln gehst du also?« Er
sagte das ganz unbefangen; Refık würde schon nicht beleidigt sein.
    Refık verzog auch nur verlegen
das Gesicht, als wollte er sagen: »Tja, was soll man machen!«
    »Du kommst also nicht mit? Schade,
ein paar Schluck hätten uns gutgetan!« Refıks Miene war unverändert. »Na
schön, geh nur in deinen Luxusclub! Übrigens, weißt du was von Ömer?«
    »Der heiratet demnächst.«
    »Tatsächlich? Dann bin ja bloß noch
ich übrig!« Von den herausströmenden Zuschauern gingen nun manche zwischen
ihnen hindurch. »Na dann bis bald! Nächste Woche spielt Fenerbahçe gegen Güneş. Ich stehe auf der
Friedhofsseite, hinter dem Tor!«
    Refık lächelte. Er sah dem in
der Menge verschwindenden Nurettin noch ein wenig nach und ging dann an der
Trambahnlinie entlang bis zum Taksimgarten. Er löste ein Billett und betrat den
Garten, der am Sonntag nachmittag nicht so still und einsam war wie sonst, aber
genauso nach Urin roch. Von draußen hörte er noch die davonziehenden
Fußballfans. »Ein miserables Spiel. Und nur ein einziges Tor. Na ja, gesehen
habe ich es. Ich habe frische Luft geschnappt, wie gewollt, und jetzt friert
mich!« Er sah das Holzgebäude vor sich, in dem ein Restaurant und der
Tennisclub untergebracht waren. »Jetzt fahren wir nach Hause ins Warme!« Er war
nach dem Mittagessen mit Osman, Nermin und Perihan hierhergekommen, und während
die anderen im Club geblieben waren, war er zu dem Fußballspiel gegangen. Da
sie vereinbart hatten, gemeinsam nach Hause zu fahren, musste er nun zurück in
den Club, den er früher oft genug aufgesucht hatte. Beim Betreten des
Gebäudes dachte er an das, was Nurettin über den Club gesagt hatte. Er ging
rasch die Treppe hinauf, und als er den immer noch nicht reparierten Türgriff
wiedersah, das unveränderte Lächeln des Kellners, die seit eh und je am
gleichen Platz hinter Glas vergilbenden Clubstatuten, wäre er fast wehmütig
geworden. Er ging zügig an den Räumen vorbei, in denen bei geöffneter Tür
Karten gespielt und geraucht wurde, und erblickte auch gleich Nermin und Osman.
Er begrüßte ein paar Leute und setzte sich dann neben Perihan, die einen Tee
vor sich stehen hatte. Diskret bestellte er sich auch einen bei dem müden
Kellner und lauschte dann dem Gespräch, froh darüber, es nicht gestört zu
haben.
    Osman gegenüber saß der
Clubvorsitzende Mükrimin, ein Medizinprofessor, der vor allem wegen seiner
Beziehungen zu Regierungs- und Gesellschaftskreisen gewählt worden war. Sein
Interesse an Sport ging über das Verfassen diverser Artikel über
Sportlergesundheit kaum hinaus. Er war gerade dabei, der Tischgesellschaft zu
erläutern, welche Gefahr dem Tennisclub droht. Der neue Gouverneur habe nämlich
vor, das Gebäude abreißen zu lassen und dem Club ein neues Terrain auf dem
Gelände des Surp-Agop-Friedhofs nebenan zuzuweisen, wobei auch letzteres noch
nicht gesichert sei. Des weiteren habe der Gouverneur behauptet, der Club sei
eigentlich mehr eine Spielhalle als ein Sportzentrum, und damit habe er alle
Mitglieder beleidigt. Einige am Tisch mahnten daraufhin zur Mäßigung, während
andere dafür waren, zur Verteidigung des türkischen Tennissports einen Brief an
den Ministerpräsidenten zu schreiben. Die Debatte wurde immer hitziger, bis
jemand mit einem Scherz alle zum

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