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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Stuhl, der besser geeignet war, die fehlende Anmut seiner Bewegungen zu verbergen. Palli setzte sich auf die Bettkante, deponierte seinen Mantel gefaltet neben sich und legte die Hände locker zwischen die Knie.
    »Der Kurier der Tochter muss auf dem Weg nach Palliar eine hervorragende Zeit hingelegt haben, trotz der verschlammten Wege«, sagte Cazaril, der im Kopf die Tage abzählte.
    Palli hob seine dunklen Brauen. »Du weißt schon davon? Ich dachte, es wäre ein … hm, vertraulicher Aufruf zum Generalkapitel. Obwohl es bald deutlich genug werden wird, sobald die anderen Kapitelherrn in Cardegoss eintreffen.«
    Cazaril zuckte die Achseln. »Ich habe meine Quellen.«
    »Daran zweifle ich nicht. Und ich habe die meinen.« Palli deutete mit dem Finger auf ihn: »Du bist der einzige Informant im Zangre, dem ich im Augenblick vertrauen würde. Was, bei den Göttern, ist hier bei Hofe geschehen? Was das plötzliche Ableben unseres vormaligen Großmeisters betrifft, kursieren die wildesten Gerüchte. Und so verführerisch die Vorstellung auch sein mag – ich nehme nicht an, dass er leibhaftig von einer Schar Dämonen mit lodernden Schwingen davongetragen wurde, die von den Gebeten der Prinzessin Iselle herabgerufen wurden.«
    »Ah … nicht ganz. Er erstickte während eines Trinkgelages in der Nacht vor seiner Hochzeit.«
    »An seiner giftigen, lügnerischen Zunge.«
    »Das trifft es in etwa.«
    Palli rümpfte die Nase. »Viele Kapitelherrn sind über Lord Dondo aufgebracht – nicht nur diejenigen, die sich nicht sofort von ihm kaufen ließen, sondern auch die, denen ihre Bestechlichkeit seither zunehmend peinlich geworden ist. Alle diese Herren haben seine Abberufung als Zeichen genommen, dass der Wind sich gedreht hat. Sobald unsere Versammlung hier in Cardegoss beschlussfähig ist, wollen wir dem Kanzler zuvorkommen und Orico unseren eigenen Kandidaten für das Amt des Großmeisters präsentieren. Oder, besser noch, eine Auswahl dreier annehmbarer Kandidaten, von denen der König einen bestimmen kann.«
    »Das wäre vermutlich besser, ja. Es ist ein emp findliches Gleichgewicht zwischen …« Cazaril unterbrach seinen Satz, bevor er die Worte Treue und Verrat aussprach. »Zudem hat dy Jironal selbst einigen Einfluss, sowohl in der Kirche wie auch im Zangre. Es liegt gewiss nicht in eurem Interesse, dass diese Machtkämpfe allzu hässliche Formen annähmen.«
    »Selbst dy Jironal würde es nicht wagen«, meinte Palli zuversichtlich, »die Kirche zu spalten, indem er Ritter des Sohnes gegen die Ritter der Tochter einsetzt.«
    »In der Tat«, sagte Cazaril.
    »Außerdem wollen einige Kapitelherrn – ich möchte im Augenblick noch keine Namen nennen – noch weiter gehen: Womöglich ausreichend Beweise sammeln, die sowohl die Bestechungen, Drohungen und Unterschlagungen der dy Jironals bestätigen, wie auch ihren Amtsmissbrauch. Das dürfte Orico dazu zwingen, dy Jironal als Kanzler zu entlassen. Der König muss Stellung beziehen!«
    Cazaril rieb sich die Nase und sagte warnend: »Den König zur Stellungnahme zu zwingen wäre wie der Versuch, einen Turm aus Pudding zu errichten. Davon rate ich ab. Auch wird er sich nicht ohne weiteres von dy Jironal trennen lassen. Der König vertraut auf ihn … und zwar sehr viel mehr, als ich erklären kann. Eure Beweise müssten schon überwältigend sein.«
    »Ja, und das bringt uns zum Grund meines Besuchs.« Eindringlich beugte Palli sich vor. »Wärst du willens, unter Eid vor dem Generalkapitel der Tochter die Geschichte zu wiederholen, die du mir in Valenda erzählt hast – wie die Jironals dich auf die Galeeren verkauft haben?«
    Cazaril zögerte. »Ich habe nur mein Wort als Beweis, Palli. Und das ist zu wenig, um dy Jironal zu stürzen, das versichere ich dir.«
    »Für sich genommen reicht das nicht, das stimmt. Aber es mag das Körnchen sein, das die Waagschale zum Kippen bringt … der Strohhalm, um das Feuer zu entfachen.«
    Oder der Strohhalm, der auffällig aus dem Bündel hervorragt? Wollte er wirklich als Schlüsselfigur dieser Verschwörung bekannt werden? Voller Unbehagen verzog Cazaril das Gesicht.
    »Immerhin bist du eine Person von einigem Ruf«, strapazierte Palli weiterhin seine Überredungskünste.
    Cazaril zuckte zusammen. »Aber gewiss nicht von sonderlich gutem.«
    »Wie bitte? Jeder kennt den gerissenen Schreiber der Prinzessin Iselle, den Mann, der seine Meinung – und ihre! – für sich behält! Das Bollwerk von Gotorget! Der Mann, der sich nichts

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