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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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seinen Augen hätte vortäuschen können. Dies war die einzige Gnade an diesem Tag – wenn es eine Gnade war: Dondo mochte Teidez getäuscht haben, doch hatte er ihn offenbar nicht verdorben, zumindest nicht in diesem Maße. Teidez war ein Werkzeug, kein Mitverschwörer, kein vorsätzlicher Brudermörder. Leider hatte dieses Werkzeug immer noch funktioniert, nachdem die Hand, die es führte, schon niedergesunken war. Und wessen Schuld ist es, dass der Junge Lügen geschluckt hat, wenn niemand da war, der ihn von der Wahrheit kosten ließ?
    Die blasse Gestalt, die dem Jungen als Privatschreiber und Tutor diente, schaute überrascht vom Schreibpult auf, als Cazaril den Jungen ins Arbeitsgemach schob.
    »Kümmert Euch um Euren Herrn«, befahl Cazaril ihm knapp. »Er ist verletzt. Er darf das Gebäude nicht verlassen, ehe nicht Kanzler dy Jironal von den Vorgängen unterrichtet wurde und ihm die Erlaubnis erteilt.« Mit bitterer Befriedigung fügte er hinzu: »Wenn Ihr von seiner Schandtat wusstet und nichts unternommen habt, um sie zu verhindern, wird der Kanzler nicht gut auf Euch zu sprechen sein.«
    Der Mann erbleichte. Cazaril kehrte ihm den Rücken zu. Und jetzt erst einmal nachsehen, was mit Umegat geschah …
    »Aber Lord Cazaril!« Teidez’ Stimme zitterte. »Was kann ich tun?«
    Während er hinausging, sagte Cazaril über die Schulter: »Beten.«
     

 
18
     
     
    A
    ls er sich der Treppe am Ende des Gangs zuwandte, hörte er leichte Frauenschuhe rasch über die Stufen scharren. Er blickte auf und sah Lady Betriz die Treppe hinab und auf ihn zueilen. Ihre lavendelfarbenen Röcke flatterten hinter ihr.
    »Lord Cazaril! Was geht da vor? Wir haben Schreie gehört – eines der Dienstmädchen hat gerufen, Prinz Teidez sei verrückt geworden und habe versucht, sämtliche Tiere des Königs zu erschlagen!«
    »Er ist nicht verrückt, sondern irregeführt. Und er hat es nicht versucht, sondern getan!« Mit wenigen knappen, schmerzlichen Worten schilderte Cazaril die grauenhaften Vorfälle bei den Stallungen.
    »Aber weshalb?« Betriz’ Stimme war schrill vor Entsetzen.
    Cazaril schüttelte den Kopf. »Eine Lüge Lord Dondos, soweit ich sagen kann. Er hat den Prinzen davon überzeugt, dass Umegat ein Zauberer der Roknari ist und die Tiere auf irgendeine Weise dazu benutzt, den König zu vergiften. Was eine genaue Umkehrung der Wahrheit ist: Die Tiere haben Orico am Leben erhalten, und nun ist er zusammengebrochen. Bei den fünf Göttern, ich kann das nicht alles hier auf der Treppe erklären. Lasst die Prinzessin wissen, dass ich bald zu ihr komme, aber zunächst einmal muss ich nach den verletzten Tierpflegern schauen. Bleibt weg – haltet Iselle von der Menagerie fern.« Er musste Iselle etwas zu tun geben, um sie von eigenmächtigen Unternehmungen abzuhalten. »Kümmert Euch um Sara, alle beide. Sie ist kaum noch bei Sinnen!«
    Cazaril setzte seinen Weg die Treppen hinunter fort, vorbei an der Stelle, an der früher am Tag seine eigenen Schmerzen ihn fortgelockt hatten – absichtlich? Jetzt machte Dondos dämonischer Geist jedenfalls keinen Versuch, ihn aufzuhalten. Zurück bei der Menagerie stellte Cazaril fest, dass der vortreffliche Palli und seine Leute Umegat und den schlimmer verwundeten der Hilfstierpfleger bereits zum Siechenhaus der Mutter gebracht hatten. Der verbliebene Tierpfleger stolperte umher und versuchte, einen aufgeregten kleinen, blaugelben Vogel zu fangen, der dem Hauptmann der baocischen Wache irgendwie entkommen war. Das Tier hatte sich nach oben auf einen Mauervorsprung geflüchtet. Einige Knechte waren aus den Ställen hinzugekommen und versuchten ungeschickt zu helfen. Einer hatte seinen Überwurf abgelegt und schwang ihn nach oben, um den Vogel aus der Luft zu schlagen.
    »Halt!« Cazaril unterdrückte seine Panik. Soweit er es beurteilen konnte, war dieses kleine, gefiederte Geschöpf der letzte Faden, der Orico noch am Leben hielt. Er wies die Möchtegern-Helfer an, stattdessen die Körper der erschlagenen Tiere einzusammeln, sie auf dem Vorplatz der Stallungen auszulegen und anschließend das blutige Durcheinander auf den Fliesen der Menagerie zu säubern. Dann holte er eine Hand voll Körner aus dem Stall der Vellas – die Überreste ihrer letzten unterbrochenen Mahlzeit – und lockte den Vogel damit auf seine Hand. Cazaril zwitscherte, wie er es bei Umegat gesehen hatte. Sehr zu seinem Erstaunen kam der Vogel zu ihm und ließ sich wieder zurück in den Käfig

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