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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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mit seinem Erben zu Gunsten des eigenen Sohnes schürte. Doch Bergon schien sie liebevoll in Erinnerung zu haben. Als Kind hatte er zwei Belagerungen mit ihr durchlebt, abgeschnitten von den Truppen seines Vaters im immer wieder aufflammenden Krieg gegen seinen Halbbruder. Offensichtlich war er willensstarke Frauen gewöhnt, die im Rat der Männer ihre Stimme erhoben. Als er und Cazaril die Ruderbank teilten, hatte er – obgleich verschleiert – von seiner toten Mutter geredet, um sich Mut zu machen. Doch nie sprach er von seinem noch lebenden Vater.
    Bergons frühreife Klugheit und Selbstbeherrschung, die er während der furchtbaren Tage auf der Galeere gezeigt hatte, waren nicht nur ein Erbe des Fuchses, dachte Cazaril bei sich.
    Sein Lächeln wurde breiter. »Also«, setzte er an, »lasst mich Euch alles über die Prinzessin Iselle dy Chalion erzählen …«
    Bergon hing an Cazarils Lippen, als dieser Iselles bernsteinfarbenes Haar beschrieb und ihre strahlenden grauen Augen, ihren vollen, fröhlichen Mund, ihre Reitkünste und ihre Gelehrsamkeit, ihren unerschütterlichen Mut und ihre rasche Einschätzung von Notlagen. Iselle an Bergon zu vermitteln schien in etwa so schwierig zu sein, wie einem Verhungernden etwas zu essen oder einem Verdurstenden etwas zu trinken zu verkaufen. Dabei war Cazaril noch gar nicht darauf zu sprechen zu kommen, dass Iselle im Begriff stand, ein Königreich zu erben. Der Junge wirkte bereits halb verliebt. Der Fuchs war gewiss eine größere Herausforderung; der Fuchs würde einen Haken an der Sache vermuten. Cazaril hatte nicht die geringste Absicht, dem Fuchs diesen Haken anzuvertrauen. Bei Bergon war das etwas anderes. Für dich die Wahrheit.
    »Es gibt da noch eine weitere Dringlichkeit bei I selles Bitte«, fuhr Cazaril fort, als sie am Ende des Strandabschnitts angelangt waren und sich in die andere Richtung wandten. »Ich erzähle es Euch in größter Vertraulichkeit, da Iselle Euch als Ihrem Gemahl vertrauen muss. Es ist nur für Eure Ohren bestimmt.« Er atmete tief die Seeluft ein und nahm all seinen Mut zusammen. »Alles nahm seinen Anfang mit dem Krieg von Fonsa dem Halbwegs-Weisen und dem Goldenen Heerführer …«
    Zwei weitere Male wendeten sie auf dem Sandstreifen und liefen auf ihren eigenen Spuren zurück, bevor Cazaril mit seiner Geschichte fertig war. Die Sonne, die als rote Kugel herabsank, berührte fast schon den glatten Meereshorizont, und die anbrandenden Wellen schimmerten in düsteren, eindrucksvollen Farben, während sie sich mit dem Wechsel der Gezeiten ihren Weg den Strand emporbahnten. Cazaril sprach ebenso frei und ausführlich zu Bergon, wie er mit Ista gesprochen hatte. Abgesehen von Istas Geständnis verschwieg er nichts, nicht einmal seine eigene Heimsuchung durch Dondo. Als er zum Ende kam, war Bergons Gesicht, gerötet vom Licht, in tiefer Nachdenklichkeit versunken.
    »Lord Cazaril, hätte ich das von einem anderem Menschen als von Euch gehört, hätte ich’s wohl kaum geglaubt. Ich hätte den Erzähler für verrückt gehalten.«
    »Auch wenn Wahnsinn eine Folge all dieser Ereignisse sein kann, Hoheit, so ist er doch nicht der Anlass. Das alles ist wirklich. Ich habe es erlebt. Mir ist beinahe so, als würde ich darin ertrinken. «Das war eine unglückliche Wortwahl, aber das in der Nähe rauschende Meer machte Cazaril nervös. Stets achtete er darauf, dass der Prinz zwischen ihm und der Brandung ging. Er fragte sich, ob Bergon das wohl aufgefallen war …
    »Ihr würdet mich dastehen lassen wie den Helden eines Märchens, der die verzauberte Dame mit einem Kuss erlöst.«
    Cazaril räusperte sich. »Nun, ein wenig mehr als ein Kuss muss es schon sein. Eine Ehe muss vollzogen werden, damit sie rechtlich bindend ist. Und bei der theologischen Verbindlichkeit verhält es sich ähnlich, würde ich annehmen.«
    Der Prinz warf ihm einen undeutbaren Blick zu. Während der nächsten Schritte sagte er kein Wort. Schließlich meinte er: »Ich habe Eure Integrität erlebt, als sie auf die Probe gestellt wurde. Sie hat meinen Horizont erweitert. Ich wurde von meinem Vater erzogen, der ein kluger, vorsichtiger Mann ist und stets nach den verborgenen, eigennützigen Beweggründen eines Menschen Ausschau hält. Niemand kann ihn betrügen. Aber mitunter betrügt er sich selbst … wenn Ihr versteht, was ich damit sagen will.«
    »Ja.«
    »Es war dumm von Euch, diesen üblen Kerl auf der roknarischen Galeere anzugreifen.«
    »Ja.«
    »Und dennoch, unter

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