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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Mutmaßungen über seine Abstammung ausgelöst.«
    »Zu Unrecht, Majestät. Er war gewiss ein Kind von Ias. Ich denke, der Bastard war schon seit Fonsas Herrschaft der besondere Schutzpatron des Hauses. Deshalb hat der Gott diesmal als Erster seinen Anspruch vorgebracht, nicht als Letzter.«
    Sie zuckte mit den schmalen Schultern. »Falls dem so ist, war er ein jämmerlicher Schutzherr. Am Tag vor seinem Tod sagte Orico mir, er wäre lieber als Sohn eines Holzfällers zur Welt gekommen denn als Sohn des Königs von Chalion. Von allen Grabinschriften scheint mir dies die Passendste für ihn zu sein.« Ihre Stimme wurde noch ein wenig bitterer. »Wie es heißt, wurde Martou dy Jironal vom Vater aufgenommen.«
    »Das habe ich auch gehört. Man hat den Leichnam seiner Tochter in Thistan überstellt, damit sie sich um ihn kümmern kann. Nun, auch er hatte seine Rolle zu spielen, und am Ende hat sie ihm wenig eingebracht.« Nach einer kurzen Pause fügte er tröstend hinzu: »Zumindest kann ich persönlich dafür garantieren, dass sein Bruder Dondo nun endlich in der Hölle des Bastards gelandet ist.«
    Saras Lippen verzogen sich zu einem grimmigen Lächeln. »Vielleicht bringt man ihm dort bessere Manieren bei.«
    Dem war nichts mehr hinzuzufügen, wie bei Grabinschriften üblich.
    Cazaril erinnerte sich an eine offene Frage und räusperte sich. »An welchem Tag starb Orico, Majestät?«
    Ruckartig sah sie ihm in die Augen und hob ihre dunklen Brauen. Nach einer Weile meinte sie: »Am Tag nach Iselles Hochzeit natürlich!«
    »Nicht am Tag davor? Wie es aussieht, war Martou dy Jironal ungewohnt schlecht unterrichtet. Um nicht zu sagen voreilig in manchen seiner Handlungen. Und ist es nicht ein besonders tragisches Unglück, wenn man nur einen Tag vor seiner Rettung stirbt?«
    »Ich, Oricos Arzt und der Erzprälat Mendenal haben an seinem Bett gewacht und können beschwören, dass Orico an diesem Nachmittag und Abend noch am Leben war und zu uns gesprochen hat. Erst am frühen Morgen des folgenden Tages tat er seinen letzten Atemzug.« Sie erwiderte seinen Blick eindringlich und zeigte noch immer das grimmige Lächeln. »Und damit ist Iselles Heirat mit Prinz Bergon unbestreitbar gültig.«
    Und damit entfiel auch eine juristische Spitzfindigkeit, die unzufriedene Edle als Vorwand zur Auflehnung hätten nutzen können. Cazaril stellte sich ihre lange, geheime Totenwache an der Seite des kalten und aufgedunsenen Leichnams ihres Ehegatten vor. Was hatte sie dabei gedacht, worüber hatte sie gegrübelt, während die Stunden in dem Gemach dahinkrochen? Und doch hatte sie aus diesem Grauen ein sinnvolles Geschenk für Iselle und Bergon gemacht, für das gesamte Haus von Chalion, das sie selbst nun hinter sich ließ. Cazaril sah sie als ordentliche Hausfrau vor sich, die ein letztes Mal ihre vertrauten Räumlichkeiten ausfegte und für die neuen Besitzer eine Blumenvase auf dem Kamin zurückließ.
    »Ich glaube, ich verstehe.«
    »Das glaube ich auch. Ihr wart stets sehr verständig, Kastellan.« Dann fügte sie noch hinzu: »Und sehr verschwiegen.«
    »Das gehört zu meinem Dienst, Majestät.«
    »Ihr habt dem Hause Chalion gut gedient. Vielleicht besser, als dieses Haus es verdient.«
    »Aber nicht halb so gut wie nötig war.«
    Sie seufzte und nickte.
    Er erkundigte sich höflich nach ihren weiteren Plänen. Sie wollte tatsächlich in ihr heimatliches Herzogtum zurückkehren, um sich dort auf einem Landsitz niederzulassen; sie war glücklich, nun ihre eigene Herrin zu sein. Sie schien nicht nur ihr Amt niedergelegt zu haben, sie wirkte regelrecht begierig, aus Cardegoss fortzukommen und die Stadt ihren Nachfolgern zu überlassen. Cazaril erhob sich und wünschte ihr von ganzem Herzen alles Gute und eine sichere Reise. Er küsste ihr die Hände. Sie küsste die seinen und berührte kurz seine Stirn mit den Fingerspitzen, als er sich vor ihr verbeugte.
    Dann beobachtete er, wie ihr Wagenzug polternd davonzog. Voller Mitgefühl zuckte er zusammen, wenn die Räder über die Furchen sprangen. Die Straßen Chalions konnten eine Ausbesserung vertragen: Cazaril war lange genug auf diesen Straßen geritten, um dies beurteilen zu können. Auf den Inseln von Roknar hatte er Straßen gesehen, die breit und eben waren und jedem Wetter standhielten – vielleicht sollten Iselle und Bergon ein paar Steinmetze der Roknari ins Land holen. Bessere Straßen, auf denen sich weniger Räubern herumtrieben, würden Chalion ein gutes Stück

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