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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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aufzustehen und eine Weile auf dem Hof in der Frühlingssonne zu sitzen. Dieses Unterfangen schien eine große Menge an Dienstboten und Helfern zu erfordern, doch schließlich hatte man ihn behutsam die Treppen hinuntergeführt und auf einem Stuhl gesetzt, der mit wollgepolsterten und federgefüllten Kissen ausgelegt war. Seine Füße waren hochgelegt und auf einem weiteren gepolsterten Stuhl gebettet. Er scheuchte seine Helfer fort und gab sich dem süßen Nichtstun hin. Der Brunnen plätscherte beruhigend. Die Bäume in den Kübeln entfalteten weitere duftende Blüten. Zwei kleine, orange und schwarze Vögel stießen durch die Luft und brachten trockenes Gras und Zweige heran, um ein Nest zu bauen, das zwischen den Schnitzereien in einem der Stützpfosten der Galerie festgesteckt war. Cazaril beobachtete, wie die Vögel vor und zurück flatterten. Ein wildes Durcheinander von Papier und Schreibfedern lag vergessen auf einem kleinen Tischchen neben seinem Ellbogen.
    Der Palast der dy Baocias war sehr ruhig, nach dem die königlichen Gäste sowie der Herr des Hauses und seine Dame allesamt nach Cardegoss aufgebrochen waren. Deshalb lächelte Cazaril vor Freude, als das schmiedeeiserne Tor am Ende des Innenhofs aufschwang und Palli hindurchkam. Dem Grafen war von seiner neuen Königin die langweilige Aufgabe übertragen worden, über ihren genesenden Schreiber zu wachen, während alle anderen sich zu den großartigen Ereignissen aufmachten, die in der Hauptstadt anstanden. Ein ziemlich ungerechter Lohn für Pallis tapfere Dienste, fand Cazaril.
    Palli grinste, salutierte spöttisch und setzte sich auf den Brunnenrand. »Nun, Kastellan? Ihr seht schon viel besser aus. Aber was ist das?« Er zeigte auf den Beistelltisch. »Arbeit? Bevor sie gestern abgereist sind, haben deine Damen mir noch eine ziemlich lange Liste von Dingen anvertraut, die du nicht tun darfst. Zum Glück habe ich das meiste davon vergessen, aber ich bin mir sicher, dass Arbeit ganz weit oben auf der Verbotsliste stand!«
    »Es ist keine Arbeit«, sagte Cazaril. »Ich wollte mich ein wenig an Poesie im Stile Behars versuchen, doch dann kamen diese Vögel … da fliegt einer von ihnen!« Er hielt kurz inne und wies auf das orangeschwarze Tierchen. »Man sagt den Vögeln nach, sie seien große Baumeister. Aber diese beiden wirken schrecklich ungeschickt. Vielleicht sind es junge Vögel, und es ist ihr erster Versuch. Jedenfalls sind sie hartnäckig. Obwohl ich annehme, dass ich keine bessere Figur machen würde, müsste ich eine Hütte nur mit dem Mund bauen. Ich sollte ein Gedicht schreiben, um die Vögel zu rühmen. Wenn Materie umherläuft, so wie du, schon etwas Wunderbares ist – wie viel großartiger ist dann Materie, die sich vom Boden erhebt und fliegt!«
    Verständnislos verzog Palli den Mund. »Ist das nun Poesie oder Fieber, Caz?«
    »Oh, das ist ein schwerer Anfall von Poesie, eine Ansteckung mit Hymnen. Die Götter finden Gefallen an Dichtern, musst du wissen. Lieder und Lyrik sind aus demselben Stoff gemacht wie Seelen, und beide erreichen ihre Welt fast unbehindert. Bildhauer hingegen … nun, selbst die Götter haben Respekt vor Bildhauern.« Er blinzelte in die Sonne und grinste Palli an.
    »Wie dem auch sei«, stellte Palli fest. »Ich habe den Eindruck, dein Vierzeiler gestern früh über die Nase von Lady Betriz war ein taktischer Fehler.«
    »Ich habe mich nicht über sie lustig gemacht!«, protestierte Cazaril. »War sie immer noch wütend auf mich, als sie abgereist ist?«
    »Nein, nein, sie war nicht wütend! Sie war überzeugt davon, dass du unter Fieber leidest, und das machte sie sehr besorgt. Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich es auf das Fieber schieben.«
    »Ich bin noch nicht imstande, ein Gedicht zu schreiben, das Lady Betriz in ihrer Gesamtheit gerecht wird. Ich habe es versucht. Es ist zu überwältigend.«
    »Na, wenn du schon Loblieder auf ihre Körperteile dahinkritzeln musst, dann schreib von ihren Lippen. Lippen sind romantischer als Nasen.«
    »Weshalb?«, wollte Cazaril wissen. »Ist nicht alles an ihr ein Wunder?«
    »Ja, aber Lippen küsst man, Nasen hingegen nicht. Normalerweise jedenfalls nicht. Man schreibt Gedichte über die Objekte der Begierde, in der Hoffnung, sie damit näher heranzulocken.«
    »Wenn dem so wäre, sollte man annehmen, dass Männer mehr Gedichte über die weiblichen Geschlechtsteile schrieben.«
    »Das würde den Damen wohl wenig gefallen. Die Lippen sind ein guter Kompromiss,

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