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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Schlussfolgerungen, die der Badehausbesitzer aus den Narben auf seinem Rücken gezogen hatte. »Das ändert nichts am heutigen Vorfall, aber es mag sie künftig zur Zurückhaltung mahnen.« Trocken fügte er hinzu: »Und Ihr selbst könntet ein wenig mehr darüber nachdenken, was für Tratsch man in ihrer Gegenwart ausbreiten sollte.«
    Dy Ferrej zuckte zusammen.
    »In Gegenwart jeder der beiden«, ergänzte die Herzogin. »Vier Ohren, aber nur ein Geist – oder ein Komplott!« Sie schürzte die Lippen und fasste Cazaril schärfer ins Auge. »Cazaril … Ihr beherrscht Darthacan in Wort und Schrift, ist es nicht so?«
    Cazaril blinzelte angesichts dieser plötzlichen Wendung des Gesprächs. »Ah … .ja.«
    »Und Roknari?«
    »Mein … ähm, höfisches Roknari ist im Augenblick ein wenig eingerostet. Aber ich kann Euch versichern, vulgäres Roknari spreche ich fließend.«
    »Und wie steht es um die Landeskunde? Seid Ihr vertraut mit der Geographie von Chalion, von Ibra und den Fürstentümern der Roknari?«
    »Bei den Göttern, das bin ich, Herrin! Wo ich nicht langgeritten bin, da war ich zu Fuß unterwegs. Und wo ich nicht zu Fuß war, da wurde ich entlanggeschleppt. Oder hindurch. Ein Teil der Geographie hat sich sogar in meiner Haut festgesetzt. Und ich habe zumindest das halbe Archipel der Roknari umrudert.«
    »Und Ihr könnt schreiben, verschlüsseln, Bücher führen, nicht wahr? Ihr habt Briefe verfasst, Berichte, Verträge und Materialanforderungen …«
    »Im Augenblick mögen meine Hände ein wenig zittrig sein, aber ansonsten … Ja, ich habe Erfahrung in all diesen Dingen«, räumte er mit zunehmendem Misstrauen ein. Wohin führte diese Befragung?
    »In der Tat, in der Tat!« Sie klatschte in die Hände. Cazaril zuckte bei dem scharfen Laut zusammen. »Gewiss haben die Götter Euch zu mir geführt. Und die Dämonen des Bastards sollen mich holen, wenn ich nicht Verstand genug habe, Euch festzuhalten!«
    Cazaril lächelte verwirrt.
    »Cazaril, Ihr habt mich wissen lassen, dass Ihr auf der Suche nach einer Anstellung seid. Jetzt habe ich eine für Euch!« Triumphierend lehnte sie sich zurück. »Privatschreiber und Tutor der Prinzessin Iselle!«
    Cazaril fiel die Kinnlade herab. Mit dümmlichem Gesichtsausdruck blinzelte er die Herzogin an. »Wie bitte?«
    »Teidez verfügt bereits über einen eigenen Schreiber, der die Buchführung für seine Kanzlei besorgt und seine Briefe verfasst, soweit sie anfallen … Es ist an der Zeit, dass Iselle ihren eigenen Verwalter erhält, als Mittelsmann zwischen ihrem weiblichen Umfeld und der größeren Welt, mit der sie es zu tun bekommen wird. Außerdem ist bisher keine dieser einfältigen Erzieherinnen mit ihr zurechtgekommen. Sie benötigt männliche Autorität, das ist es! Ihr habt den Rang, Ihr habt die Erfahrung …« Die Herzogin grinste, nur so konnte man ihren beängstigend fröhlichen Gesichtsausdruck bezeichnen. »Was sagt Ihr dazu, Herr Kastellan?«
    Cazaril schluckte. »Ich sage … leiht mir lieber eine Rasierklinge, damit ich mir die Kehle durchschneiden kann, dann könnten wir uns viel Mühe sparen.«
    Die Herzogin schnaubte. »Gut, Cazaril, gut. Ich habe einiges übrig für einen Mann, der seine Aufgabe nicht unterschätzt.«
    Dy Ferrej hatte zunächst erschrocken und besorgt dreingeschaut. Nun beäugte er Cazaril mit neu erwachter Aufmerksamkeit.
    »Ich möchte wetten, Ihr könntet Iselles Interesse für die Deklinationen des Darthacan wecken! Immerhin seid Ihr schon mal in Darthaca gewesen, was keine dieser närrischen Lehrerinnen von sich behaupten kann«, fuhr die Herzogin mit zunehmender Begeisterung fort. »Das gilt auch für Roknari, obwohl wir alle beten, dass sie diese Sprache niemals benötigen wird. Ihr könntet ihr brajarische Lyrik vorlesen – das hat Euch Vergnügen bereitet, wenn ich mich recht entsinne. Und gutes Benehmen! Ihr habt am Hof des Königs Dienst getan, bei den Göttern! Kommt schon, Cazaril, schaut mich nicht an wie ein verlorenes Schaf! Das sollte eine einfache Aufgabe für Euch sein, während der Zeit Eurer Genesung. Glaubt ja nicht, mir wäre entgangen, wie krank Ihr gewesen sein müsst«, fügte sie hinzu, als Cazaril zu einer abwehrenden Geste ansetzte. »Ihr werdet in der Woche höchstens zwei Briefe zu beantworten haben. Und Ihr wart als berittener Bote unterwegs – wenn Ihr mit den Mädchen ausreitet, muss ich mir später kein Jammern und Klagen von wundgerittenen, teighüftigen Frauen anhören. Und was die

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