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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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sortieren musste. Cazaril verbrachte den Rest des Nachmittags damit, das wahllos zusammengepackte Zeug zu ordnen und sich mit dem Inhalt vertraut zu machen.
    Die Aufzeichnungen über die Finanzen waren noch recht einfach – der Kauf des einen oder anderen Spielzeugs oder billigen Schmucks; Listen mit Geschenken, die ausgegeben oder empfangen worden waren; eine etwas ausgefeiltere Aufstellung der Juwelen von echtem Wert, geerbt oder geschenkt. Kleidung. Iselles Reitpferd, das Maultier Schneeflocke und was alles an Material zu den Reittieren gehörte. Dinge wie Bettwäsche oder Möbel waren derzeit vermutlich noch in den Büchern der Herzogin verzeichnet, würden in Zukunft aber auch in Cazarils Verantwortung fallen. Eine Dame von Rang wurde im Allgemeinen mit Wagenladungen feinster Güter zur Hochzeit gesandt – Cazaril hoffte nur, dass es keine Bootsladungen sein würden! Und Iselle musste allmählich damit anfangen, die Güter für diese bevorstehende Reise zu beschaffen. Sollte er sich selbst als das erste Objekt auf diese Liste der Hochzeitsgüter setzen?
    Er stellte sich den Eintrag vor: Priv. Sekr./Tutor, 1 Stk.; Geschenk der Großmutter. Alter 35. Deutliche Wasserschäden. Wert …?
    Der Hochzeitszug ging nur in eine Richtung, für gewöhnlich, wenngleich Iselles Mutter, die Königinwitwe, wieder zurückgekehrt war … gebrochen. Cazaril bemühte sich, diesen Gedanken zu unterdrücken. Lady Ista verwirrte und beunruhigte ihn. Wie es hieß, vererbte sich der Wahnsinn in manchen edlen Familien. In Cazarils Familie war das nicht der Fall – sie litt eher unter finanzieller Verantwortungslosigkeit und ungeschickten politischen Allianzen, was sich auf lange Sicht ebenso verheerend auswirkte. Aber war Iselle in Gefahr? Gewiss nicht!
    Iselles Korrespondenz war dünn, aber interessant. Einige frühe und freundliche Briefe von ihrer Großmutter, aus der Zeit, ehe die Königinwitwe mit ihrer Familie vom Hofe zurück nach Hause gezogen war. Diese Briefe waren voller guter Ratschläge, die sich im Großen und Ganzen zusammenfassen ließen mit: Sei ein braves Kind, hör auf deine Mutter, sprich deine Gebete und hilf, auf deinen kleinen Bruder Acht zu geben. Ein, zwei kurze Schreiben stammten von Onkeln oder Tanten, den anderen Kindern der Herzogin – Iselle hatte keine weiteren Verwandten von der Seite ihres Vaters, des früheren Königs Ias. Dieser war das einzige überlebende Kind seines eigenen unglücklichen Vaters gewesen. Eine regelmäßige Folge von Briefen zum Geburtstag und zu den Feiertagen war allerdings von ihrem sehr viel älteren Ha lbbruder eingegangen, dem derzeitigen König O rico.
    Diese Schreiben waren vom König eigenhändig verfasst, wie Cazaril anerkennend feststellte; zumindest konnte er sich kaum vorstellen, dass der König einen Schreiber mit einer derart winzigen und unleserlichen Handschrift in Dienst gestellt hätte. In weiten Teilen handelte es sich um steif formulierte, kurze Sendschreiben, wie ein erwachsener Mann sie zu Stande brachte, der einem Kind etwas Nettes sagen wollte. Eine Ausnahme war allerdings, wenn Orico begeisterte Beschreibungen seiner geliebten Menagerie einflocht: Diese Abschnitte lasen sich ganz natürlich und flossen ein, zwei Absätze lang dahin, vor Begeisterung und vielleicht auch im Vertrauen darauf, dass hier zumindest ein Interesse vorlag, das die beiden Halbgeschwister teilen konnten.
    Spät am Nachmittag wurde Cazarils angenehme Arbeit unterbrochen, als ein Page die Botschaft überbrachte, dass ein Ausritt der Prinzessin und Lady Betriz’ seine Anwesenheit erforderlich machte. Hastig schnallte er sein geliehenes Schwert um und fand die Pferde bereits gesattelt und vorbereitet im Schlosshof vor. Fast drei Jahre lang hatte Cazaril nicht mehr auf einem Pferd gesessen. Als er nach einer Trittbank fragte, um leichter aufsteigen zu können, musterte der Page ihn überrascht und missbilligend. Man hatte ein nettes, sanftmütiges Tier für ihn ausgewählt, denselben braunen Wallach, auf dem er am ersten Nachmittag die Kammerfrau der Prinzessin hatte reiten sehen. Als sie aufbrachen, lehnte die Kammerfrau sich aus einem Fenster des Bergfrieds und winkte ihnen zu, mit einem Leinentüchlein und offensichtlichem Wohlwollen. Doch der Ritt erwies sich als sehr viel ruhiger und gemächlicher, als Cazaril befürchtet hatte, nur ein kleiner Ausflug hinunter zum Fluss und wieder zurück. Da er zu Beginn der Exkursion verkündet hatte, jedes Gespräch der kleinen Gruppe habe auf

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