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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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er sie in das kühle Steingebäude.
    An diesem Morgen wirkte der Ort noch vollkommener als bei Cazarils erstem Aufenthalt, und sehr viel ordentlicher als die Speisesäle in Oricos Palast. Der König entschuldigte sich und bog unverzüglich zur Seite in einen seiner Bärenkäfige ab. Der Bär erwachte und setzte sich sogleich auf. Orico hockte sich neben dem Tier auf das schimmernde Stroh, und die beiden betrachteten einander. Tatsächlich besaß Orico beinahe dieselbe Statur wie der Bär. Er wickelte seine Serviette auseinander und brach ein Stück der Honigwabe ab. Der Bär roch daran und leckte dann mit einer langen rosa Zunge über die Finger des Monarchen. Iselle und Betriz stießen entzückte Rufe aus über das dichte und wunderschöne Fell des Bären, trafen aber keine Anstalten, dem König im Käfig Gesellschaft zu leisten.
    Umegat geleitete sie zu den offensichtlicher vegetarischen Ziegenkreaturen, und diesmal wagten sich auch die Damen in die Gehege. Sie streichelten die Tiere und äußerten neidische Komplimente über deren große braune Augen und die langen Wimpern. Umegat erläuterte, dass die Tiere als Vellas bezeichnet wurden und irgendwo jenseits des Archipels beheimatet waren. Er brachte Rüben herbei, welche die Damen mit viel Gekicher und zu beiderseitigem Vergnügen an die Vellas verfütterten. Iselle wischte die letzten mit Vella-Speichel vermischten Karottenstückchen an ihrem Rock ab, und gemeinsam folgten sie Umegat zum Vogelhaus. Orico verblieb noch bei seinem Bären und bedeutete ihnen träge, ohne ihn weiterzugehen.
    Ein dunkler Umriss stieß aus der Sonne herab in den Bogengang und landete mit einem Flügelschlag und einem Keckern auf der Schulter Cazarils, der beinahe aus seinen Stiefeln gesprungen wäre. Er reckte den Hals und erkannte die Krähe, die am Morgen an sein Fenster gekommen war – zumindest schloss er das aus der zerrupften Lücke zwischen den Schwanzfedern. Sie drückte ihre Krallen fester in seine Schulter und rief: »Caz, Caz!«
    Cazaril brach in Gelächter aus. »Das wurde auch Zeit, du dummer Vogel! Aber jetzt hast du nichts mehr davon – es ist kein Brot mehr da.« Er zuckte mit den Schultern, doch der Vogel hielt sich starrsinnig fest und schrie ein weiteres Mal: »Caz, Caz!«, genau in Cazarils Ohr, und schmerzhaft laut.
    Betriz lachte mit erstaunt offenem Munde. »Wollt Ihr uns Euren Freund nicht vorstellen, Lord Caz?«
    »Er kam heute Morgen zu meinem Fenster, und ich habe versucht, ihm … äh, ein paar Worte beizubringen. Eigentlich hatte ich an meinem Erfolg gezweifelt.«
    »Caz, Caz!«, machte die Krähe beharrlich weiter.
    »Wenn ihr nur dieselbe Aufmerksamkeit für Darthacan zeigen würdet, meine Damen!«, schloss Cazaril. »Nun kommt schon, Ser dy Vogel, schert Euch fort! Ich habe kein Brot mehr. Sucht Euch einen Fisch unter dem Wasserfall, oder ein hübsches, stinkendes totes Schaf, oder irgendwas anderes … husch!« Er senkte die Schulter, aber der Vogel klammerte sich eigensinnig fest. »Das sind die raffgierigsten Vögel, die es gibt, diese Burgkrähen. Die Krähen auf dem Land müssen noch umherfliegen und sich ihr eigenes Essen suchen. Aber diese trägen Viecher erwarten, dass man sie mit mundgerechten Brocken füttert.«
    »Allerdings«, bemerkte Umegat mit einem belustigten Lächeln. »Die Vögel des Zangres sind wahre Höflinge unter den Krähen.«
    Ein wenig zu spät unterdrückte Cazaril ein lautes Auflachen. Er warf dem mustergültigen Roknari-Tierpfleger – dem ehemaligen Roknari – einen weiteren verstohlenen Blick zu. Nun gut, wenn Umegat schon länger hier beschäftigt war, hatte er sicherlich ausreichend Gelegenheit gehabt, die Höflinge kennen zu lernen. »Eure Verehrung wäre sehr viel schmeichelhafter, wenn Ihr nur ein etwas geschmackvollerer Vogel wärt. Husch!« Er stieß die Krähe von seiner Schulter, doch sie flog nur kurz auf und landete dann wieder mitten auf seinem Kopf, wo sie ihre Klauen in seine Kopfhaut grub. »Au!«
    »Cazaril!«, schrie die Krähe schrill von ihrem neuen Hochsitz herunter.
    »Ihr müsst in der Tat ein begnadeter Lehrer der Sprachen sein, Lord dy Cazaril.« Umegat grinste noch breiter. »Ich verstehe dich schon«, versicherte er dann der Krähe. »Wenn Ihr einen Augenblick Euer Haupt senken wollt, Herr, so werde ich mich bemühen, Euren Passagier fortzunehmen.«
    Cazaril tat, wie ihm geheißen. Umegat murmelte etwas auf Roknari und konnte den Vogel auf diese Weise überreden, auf seinen Arm

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