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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Kostbarkeiten für einen Mann mit niedrigerem Preis, Lord Dondo. Ich bin sicher, Ihr werdet einen finden.«
    Dondo klaubte seinen Ring wieder auf und musterte Cazaril finster. »Ihr habt Euch nicht verändert. Immer noch derselbe scheinheilige Tugendbold. Ihr und dieser Dummkopf dy Sanda habt viel gemeinsam. Kein Wunder, wenn man an diese alte Frau in Valenda denkt, die euch beide ausgewählt hat.« Er erhob sich und stapfte nach drinnen. Die beiden wartenden Männer blickten neugierig zu Cazaril hinüber, ehe sie sich umdrehten und Dondo folgten.
    Cazaril seufzte. Er fragte sich, ob dieser Augenblick zorniger Genugtuung nicht allzu teuer erkauft war. Es wäre womöglich klüger gewesen, die Bestechung anzunehmen und Lord Dondo beruhigt zurückzulassen, zufrieden in dem Glauben, dass er einen weiteren Mann gekauft hatte – einen Mann wie ihn selbst, leicht zu durchschauen und leicht zu kontrollieren. Cazaril fühlte sich müde. Schwerfällig stemmte er sich hoch und ging hinein, um die Stufen zu seiner Schlafkammer emporzusteigen.
    Eben steckte er den Schlüssel ins Schloss, als dy Sanda gähnend auf dem Gang an ihm vorüberkam. Sie tauschten höfliche, gemurmelte Grüße.
    »Wartet einen Moment, dy Sanda.«
    Dy Sanda wandte ihm den Kopf zu. »Kastellan?«
    »Haltet Ihr dieser Tage auch sorgsam Eure Tür verschlossen, und ist der Schlüssel stets sicher bei Euch verwahrt?«
    Dy Sanda hob die Brauen und drehte sich um. »Ich besitze eine Truhe mit einem guten, festen Schloss, in der ich alles verstaue, was ich sicher verwahren möchte.«
    »Das ist nicht genug. Ihr müsst Euer Gemach sichern.«
    »Damit nichts gestohlen wird? Ich besitze nur wenig, das …«
    »Nein. Damit nichts Gestohlenes dort versteckt werden kann.«
    Dy Sanda blieb der Mund offen. Eine ganze Weile stand er still da, während er diesen Gedanken auf sich wirken ließ, dann schaute er auf und suchte Cazarils Blick. »Oh«, sagte er endlich. Langsam nickte er Cazaril zu; es war beinahe eine Verbeugung. »Habt Dank, Kastellan. Daran hatte ich nicht gedacht.«
    Cazaril erwiderte das Nicken, bevor er in sein Gemach trat.
     

 
10
     
     
    C
    azaril saß in seiner Schlafkammer, mit einem verschwenderischen Vorrat an Kerzen und dem klassischen brajarischen Versepos Die Legende vom Grünen Baum. Er seufzte zufrieden. In den Tagen König Fonsas des Weisen war die Bibliothek des Zangres weithin berühmt gewesen, doch seither wurde sie vernachlässigt. Dem Staub nach zu urteilen, war der vorliegende Band seit dem Ende von Fonsas Herrschaft nicht mehr aus dem Regal genommen worden. Aber erst der Luxus einer hinreichenden Menge an Kerzen verhinderte, dass das Lesen spät in der Nacht zu einer Anstrengung wurde und trug damit ebenso zu Cazarils Erbauung bei wie Behars Verskunst, die sein Herz mit Freude erfüllte. Zu der Freude gesellte sich allerdings ein wenig Schuldgefühl, denn die Kosten für gute Wachskerzen summierten sich im Laufe der Zeit in den Abrechnungen von Iselles Haushalt zu ansehnlichen Beträgen.
    Cazaril nahm den Blick von Behars Versen und schaute nach oben, als er rasche Schritte und Scharren vernahm, die durch die Decke drangen, vermischt mit gedämpftem Gelächter und lauten Stimmen. Nun gut, in Iselles Haushalt für vernünftige Schlafenszeiten zu sorgen war Nan dy Vrits Aufgabe, nicht die seine – den Göttern sei Dank! Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Visionen des Dichters zu, die voller theologischer Andeutungen waren, und beachtete den Lärm nicht weiter, bis plötzlich das Schwein schrill quiekte!
    Mit diesem Mysterium konnte es selbst der große Behar nicht aufnehmen. Cazarils Lippen verzogen sich zu einem unwillkürlichen Grinsen. Er legte den Gedichtband auf der Tagesdecke ab und schwang seine immer noch bekleideten Beine aus dem Bett. Dann richtete er seine Tunika, schob seine Füße in die Schuhe und nahm den von einem Glaszylinder geschützten Kerzenständer, um den Weg die Hintertreppe hinauf zu beleuchten.
    Dort begegnete er Dondo dy Jironal, der soeben auf dem Weg nach unten war. Dondo war in seinen üblichen höfischen Ornat gekleidet: eine Tunika aus blauem Brokat und Hosen aus Leinen und Wolle. Seinen weißen Überwurf trug er allerdings über dem Arm, zusammen mit seinem Waffengürtel und dem Schwert, das in der Scheide steckte. Sein Gesicht war starr und gerötet. Cazaril öffnete den Mund zu einem höflichen Gruß, doch angesichts Dondos mörderischem Blick erstickten seine Worte. Dondo stürmte an ihm

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