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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Verantwortung. Noch mehr die ihres Lehrers. Ich nehme das sehr ernst.«
    »Das überrascht mich nicht – Ihr habt immer alles viel zu ernst genommen. Auch die Übertreibung des Guten kann eine menschliche Schwäche sein, müsst Ihr wissen.«
    Cazaril zuckte mit den Schultern.
    Dondo lehnte sich zurück und verschränkte die Beine an den Knöcheln, ganz so, als würde er es sich für eine Plauderei unter Freunden bequem machen. »Um ein Beispiel zu nennen …« Er wedelte mit der Hand in Richtung des Turmtrakts, der nun vor ihnen aufragte. »Ein Mädchen ihres Alters und ihres Ranges sollte allmählich Interesse fürs andere Geschlecht entwickeln, und doch wirkt sie auf mich seltsam unterkühlt. Eine solche Stute ist für die Zucht geboren – sie hat gute, breite Hüften, die einen Mann wohl aufnehmen können.« Er deutete mit den eigenen Hüften zwei kleine Stöße an, um seine Ausführungen zu untermalen. »Bleibt zu hoffen, dass sie vom unglücklichen Makel ihrer Linie verschont geblieben ist und ihr Verhalten kein frühes Anzeichen für die Art von … hm, geistigen Problemen ist, die ihre arme Mutter zerrüttet haben.«
    Cazaril beschloss, sich nicht auf dieses Thema einzulassen. »Hm«, machte er nur.
    »Es bleibt zu hoffen. Und doch – wenn es nicht der Grund ist, muss man sich fast zwangsläufig die Frage stellen, ob nicht irgendeine übertrieben ernsthafte Person sich daran gemacht hat, sie gegen mich einzunehmen.«
    »An diesem Hof gibt es viel Geschwätz. Und viele Schwätzer.«
    »Allerdings. Und wie sprecht Ihr nun über mich in ihrer Gegenwart, Cazaril?«
    »Vorsichtig.«
    Dondo lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Gut. Das ist sehr gut.« Es dauerte einen Augenblick, bis er weitersprach. »Und doch, irgendwie würde ich es vorziehen, wenn Ihr herzlich von mir sprechen würdet. Ja, herzlich wäre besser.«
    Cazaril befeuchtete seine Lippen. »Iselle ist ein gescheites und verständnisvolles Mädchen. Würde ich lügen, würde sie’s gewiss bemerken. Besser, wir belassen es so, wie es ist.«
    Dondo schnaubte. »Ah, endlich kommen wir zur Sache. Ich habe stets geargwöhnt, Ihr könntet wegen des kleinen, bösartigen Spielchens, das der verrückte Olus mit uns getrieben hat, noch einen Groll gegen mich hegen.«
    Cazaril machte eine abwehrende Handbewegung. »Nein. Das ist vergessen, Lord Dondo.« Dondos Nähe, so dicht wie in Olus’ Zelt, und sein etwas eigenartiger Körpergeruch brachten die Erinnerung mit schmerzlicher Deutlichkeit zurück: die wilde Verzweiflung, das Kreischen von Stahl auf Stahl, der harte Schlag … »Es ist lange her.«
    »Ah. Ich schätze Leute mit einer gefügigen Erinnerung, und doch … Ich habe den Eindruck, Ihr brauchtet einen größeren Anreiz. Ich nehme an, Ihr seid immer noch ein mittelloser Bursche, so wie früher. Mancher versteht nie, mit welchen Kniffen man in der Welt vorankommt.« Dondo nahm seine Arme auseinander und zog mit ein wenig Mühe einen Ring von einem seiner dicken, feuchten Finger. Es war nur ein dünner Goldreif, doch in der Fassung glühte eine große, geschliffene grüne Gemme. Dondo hielt das Schmuckstück Cazaril entgegen. »Vielleicht lässt Euch das herzlicher von mir denken. Und reden.«
    Cazaril rührte sich nicht. »Alles was ich benötige, erhalte ich von der Prinzessin, Herr.«
    »Allerdings.« Dondos schwarze Brauen verengten sich. Im Licht der Laternen funkelten seinen dunklen Augen zwischen den zusammengekniffenen Lidern. »Eure Stellung bietet Euch reichlich Gelegenheit, Euch die Taschen zu füllen, nehme ich an.«
    Cazaril biss die Zähne zusammen und verbarg sein zorniges Zittern. »Wenn Ihr nicht an meine Rechtschaffenheit glaubt, mögt Ihr zumindest über die Zukunft von Prinzessin Iselle nachdenken und darauf vertrauen, dass ich immer noch meinen Verstand beisammen habe, mit dem die Götter mich gesegnet haben. Heute hat sie einen Haushalt. Morgen wird es ein Königreich sein, oder ein Fürstentum.«
    »So, so, glaubt Ihr?« Mit einem merkwürdigen Grinsen lehnte Dondo sich zurück, dann lachte er laut auf. »Oh, armer Cazaril. Wer den Spatz in der Hand für die Taube auf dem Dach hergibt, geht am Ende oft leer aus. Was ist klug?« Wie zufällig legte er den Ring zwischen ihnen auf den Stein.
    Cazaril breitete beide Hände aus und hielt sie sich in einer abwehrenden Geste mit den Handflächen nach außen vor die Brust. Dann legte er sie bestimmt auf seine Knie und sagte in belehrendem Tonfall: »Spart Euch Eure

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