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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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den Weg stellte. »Hau ab, Argus!« kreischte sie. »Er ist mein, ganz mein, besonders sein Magen!« Dann stürzte sie wieder auf ihn hinab und vergaß dabei seinen freien Arm. Diesmal hatte Bink nichts
    dagegen. Den schmutzigen Vogel konnte er abwehren, doch dieses andere Ding war zuviel für ihn. Sollte sie sich doch einmischen, soviel sie wollte!
    Das Wesen schnaubte und machte einen Satz. Mit überraschender Gelenkigkeit sprang es über Bink hinweg. Jetzt sah er, wen er vor sich hatte: den Körper und den Schwanz eines großen Fisches, vier stämmige Beine, die in Flossen endeten, einen gehörnten Eberkopf ohne Hals. Auf seinem Torso waren drei Augen zu sehen, das mittlere lag etwas tiefer als die anderen. Bink hatte noch nie ein solches Ungeheuer gesehen – es war ein Landgeherfisch.
    Die Harpyie flog gerade noch rechtzeitig davon, um nicht von den halbkreisförmigen Hörnern des Dings aufgespießt zu werden. Wieder fiel eine stinkende Feder herab. Voll Zorn kreischte sie einige wirklich üble Schimpfwörter und ließ Kot herabfallen, doch das Ungeheuer beachtete sie nicht mehr und drehte sich wieder zu Bink um. Es öffnete sein Maul, und Bink ballte die Hand zur Faust, um auf seine Schnauze zu schlagen, was immer das auch noch helfen mochte. Doch plötzlich hielt es inne und starrte unheilvoll über Binks Schulter.
    »Jetzt kriegst du Keile, Argus!« kreischte die Harpyie schadenfroh. »Selbst ein fischiger Schlagetot wie du kann keine Catoblepas ignorieren.«
    Bink hatte weder von Argus noch von Catoblepas gehört, doch er hatte sofort eine böse Vorahnung. Er spürte, wie die Schnauze des versteckten Ungeheuers ihn stupste. Sie war seltsam weich, aber doch kräftig genug, um ihn zur Hälfte aus dem Gras zu reißen.
    Dann stürmte der Argus mit der Schweineschnauze wütend vor, um seine Mahlzeit zu retten. Bink ließ sich wieder flach auf den Boden fallen und spürte, wie die schleimigen Flossen über seinen Körper glitten und ihn immer weiter aus den Fängen des Grases rissen. Langsam wurde er frei!
    Die beiden Tiere rammten gegeneinander. »Immer drauf, ihr Monster!« gellte die Harpyie, die in der Luft über der Szene schwebte. Aufgeregt ließ sie erneut Kot fallen, der Bink nur um Haaresbreite verfehlte. Wenn er doch nur einen Stein hätte, den er nach ihr werfen könnte!
    Er setzte sich auf. Ein Bein war noch vom Gras gefangen, aber nun hatte er genügend Hebelwirkung, um es mühelos freizubekommen. Es tat nicht einmal mehr weh. Er blickte zu den kämpfenden Ungeheuern hinüber und sah, wie sich das schlangenartige Haar der Catoblepas um den Kopf, die Hörner, die Ohren, Schuppen und Augenbälle des Argus wickelten – um alles, was an ihm greifbar war. Der Leib der Catoblepas war mit reptilischen Schuppen bedeckt, die von ihrem Gorgonenhaupt bis zu ihren Spalthufen reichten und sie für den Argus unangreifbar machten. Ansonsten glich sie einem gewöhnlichen Vierbeiner, und es war nichts Außergewöhnliches an ihr – bis auf dieses tödliche, schlängelnde Greifhaar am Kopf.
    Hatte er wirklich in das magische Land Xanth zurückkehren wollen? Er hatte seine häßlichen Aspekte bequemerweise vergessen. In der Magie steckte ebensoviel Böses wie Gutes. Vielleicht wäre Mundania doch besser gewesen.
    »Narren!« schrie die Harpyie, als sie sah, daß Bink frei war. »Er haut ab!« Doch die Ungeheuer waren jetzt zu sehr in ihren Kampf vertieft und beachteten sie nicht. Der Sieger würde sich zweifellos an dem Besiegten gütlich tun, so daß Bink hier überflüssig war.
    Ohne jede Vorsicht stürzte sie sich wieder auf ihn, doch inzwischen stand er aufrecht und konnte sich wehren. Er packte einen ihrer Flügel und versuchte, ihren Hals zu umgreifen. Nur zu gerne hätte er sie erwürgt und mit ihr all die Bösartigkeit Xanths, doch sie flatterte und krächzte so wild, daß er schließlich nur noch ein Büschel klebriger Federn in den Händen hielt.
    Bink nutzte die Gelegenheit und rannte davon. Einen Augenblick lang verfolgte ihn die wüst schimpfende Harpyie, doch schließlich gab sie es auf. Allein hatte sie keine Chance gegen ihn.
    Harpyien waren im Grunde Aasfresser und Diebe, keine Jäger. In der Regel schnappten sie anderen die Nahrung weg.
    Wo war Fanchon? Warum war sie ihm nicht zu Hilfe geeilt? Seine Schreie mußte sie doch gehört haben, es sei denn, sie war tot.
    Nein, sie mußte irgendwo sein. Vielleicht unten am Meer, außer Hörweite, beim Fischen. Während der letzten beiden Tage war sie ihm

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