Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
unersetzlich gewesen und hatte ihre unverbrüchliche Treue gegenüber Xanth unter Beweis gestellt. Ohne sie wäre er den Fängen des Bösen Magiers niemals entkommen. Was Intelligenz und Persönlichkeit anging, war sie allen anderen Mädchen, denen er jemals begegnet war, weit überlegen. Wirklich schade, daß sie nicht…
    Da erblickte er sie, wie sie gegen einen Baum lehnte.
    »Fanchon!« rief er froh.
    »Hallo Bink«, erwiderte sie.
    Jetzt verwandelte sich seine Sorge in Wut. »Hast du nicht gesehen, wie ich von diesen Ungeheuern angegriffen wurde? Hast du mich nicht gehört?«
    »Ich hab’s gesehen und gehört«, sagte sie ruhig.
    Bink war verblüfft und wütend. »Warum hast du mir dann nicht geholfen? Du hättest doch wenigstens einen Stock holen oder Steine werfen können. Ich bin ja beinahe bei lebendigem Leib aufgefressen worden!«
    »Es tut mir leid«, sagte sie.
    Er trat einen Schritt näher an sie heran. »Es tut dir leid! Du stehst hier rum, ruhst dich aus und tust nichts, und…« Er beendete seinen Satz nicht, weil ihm plötzlich die Worte fehlten.
    »Vielleicht, wenn du mich von dem Baum fortbringen könntest…« sagte sie.
    »Ins Meer werde ich dich schmeißen!« rief er. Er schritt zu ihr hinüber, beugte sich vor, um sie grob am Arm zu packen und spürte, plötzlich, wie ihn eine Welle der Mattigkeit durchflutete.
    Da begriff er: Der Baum hatte einen Lethargiezauber über sie gelegt und fing jetzt an, auch ihn in Beschlag zu nehmen. Wie bei dem fleischfressenden Gras war es auch hier eine Frage der Zeit, bis der Zauber voll zur Wirkung gelangte. Sie mußte sich erschöpft hier zur Ruhe gelegt haben, so unvorsichtig und achtlos, wie er es auch gewesen war, und nun war sie kaum noch bei Bewußtsein. Es gab hier keinerlei Gefühl der Bedrohung, durch das unachtsame Opfer gewarnt worden wären, nur ein langsames, unmerkliches Absaugen der Vitalität, der Kraft und des Willens, bis alles vorüber war. Eigentlich genau wie bei dem Gras, nur weniger greifbar.
    Er schüttelte den Einfluß ab, kauerte sich neben ihr nieder und fuhr mit den Armen unter ihren Rücken und ihre Beine. Er war noch nicht sonderlich geschwächt. Wenn er schnell handelte…
    Er versuchte, sie aufzuheben – und entdeckte, daß ihm seine Kauerstellung ein trügerisches Gefühl des Wohlbefindens verliehen hatte.
    Er konnte sie nicht aufheben. Er war sich nicht einmal mehr sicher, ob er allein stehen konnte. Er wollte sich einfach nur hinlegen und sich einen Augenblick ausruhen.
    Nein! Das wäre das Ende. Er durfte es nicht riskieren, dem nachzugeben. »Tut mir leid, daß ich dich angeschrien habe«, sagte er. »Ich wußte ja nicht, was mit dir los ist.«
    »Schon gut, Bink. Nimm’s nicht so tragisch.« Sie schloß die Augen.
    Er ließ sie los und kroch auf allen vieren zurück. »Lebwohl«, sagte sie matt und öffnete wieder ein Auge. Sie war schon fast erledigt.
    Er ergriff einen ihrer Füße und zerrte daran. Wieder überfiel ihn ein Schwächegefühl und machte sein Vorhaben zunichte. Es war genausosehr seelisch wie körperlich. Er konnte sie nicht hervorziehen oder wegtragen. Er versuchte es dennoch und überwand mit seiner Sturheit die Magie, doch ohne Erfolg. An dieser Stelle war sie zu schwer für ihn.
    Er wich weiter zurück, und prompt kehrten mit wachsendem Abstand zum Baum Energie und Willenskraft zurück. Doch jetzt war sie außerhalb seiner Reichweite. Er stand auf und machte einen Schritt nach vorn – und verlor wieder jede Kraft, so daß er zu Boden stürzte. Auf diese Weise würde er niemals Erfolg haben.
    Wieder kroch er zurück. Vor Anstrengung war er nun schweißgebadet, doch wenn er nicht diese Sturheit besessen hätte, wäre er niemals so weit gekommen. »Ich kriege dich von dort nicht weg und verschwende nur Zeit«, sagte er. »Vielleicht kann ich dich mit einem Seil herausziehen.«
    Doch er besaß kein Seil. Er schritt den Dschungelrand entlang, bis er eine herabhängende Liane entdeckte. Wenn er die abreißen könnte, dann würde sie ihren Zweck schon erfüllen. Er packte sie mit einer Hand – und schrie auf. Das Ding zuckte in seinem Griff und wickelte sich um sein Handgelenk. Oben vom Baum schlängelten sich weitere Lianen auf ihn herab. Das war ja ein Landkrake, eine Abart des Gewirrbaums! Noch immer war er viel zu unvorsichtig und lief in Fallen hinein, die er eigentlich sofort als solche hätte erkennen müssen.
    Bink ließ sich fallen und riß mit ganzer Kraft an der Liane. Sie dehnte sich nur und

Weitere Kostenlose Bücher