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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Jahrhunderten«, fügte Bink hinzu.
    »Warum sollte ein Wald uns in ein verlassenes Gebäude scheuchen?« fragte Fanchon. »Selbst wenn hier irgend etwas Schreckliches lauern sollte, was hätte der Wald von unserem Tod? Wir sind doch nur hindurchgegangen und wären viel schneller vorangekommen, wenn der Wald uns in Ruhe gelassen hätte. Wir wollen ihm doch gar nichts tun.«
    »Einen Grund gibt es immer«, erwiderte Trent. »Es gibt keine ungezielte Magie.«
    Als sie am vorderen Fallgatter angekommen waren, brach der Sturm vollends los. Das bewegte sie dazu, einzutreten, obwohl im Inneren fast völlige Finsternis herrschte.
    »Vielleicht finden wir ja eine Fackel«, meinte Fanchon. »Tasten wir uns die Wand entlang. Meistens gibt es bei Burgen in der Nähe des Eingangs…«
    Krach! Das scheinbar eingerostete Fallgitter krachte hinter ihnen nieder. Die Eisenstangen waren viel zu schwer, als daß sie sie wieder hätten emporstemmen können. »Das Maul ist zugeklappt«, bemerkte Trent, wirkte aber nicht sonderlich beunruhigt. Doch er hatte sein Schwert gezogen, wie Bink bemerkte.
    Fanchon gab einen halberstickten Schrei von sich und packte Bink am Arm. Er blickte nach vorn und entdeckte ein Gespenst. Es war keine Frage: das Ding bestand aus einem buckeligen weißen Laken mit totenschwarzen Augenlöchern. Es stöhnte laut, ohne einen Mund dafür zu besitzen.
    Trents Schwert zischte durch die Luft, als er vortrat. Die Klinge durchschnitt das Laken – ohne jede sichtbare Wirkung. Das Gespenst schwebte durch eine Wand davon.
    »Diese Burg wird bespukt, kein Zweifel«, sagte Bink nüchtern.
    »Wenn Sie das wirklich glauben würden, dann wären Sie nicht so ruhig«, erwiderte Trent. »Bei Gespenstern darf man nie außer acht lassen, daß sie sich nicht stofflich manifestieren können. Sie können auch nicht wie die Schatten in lebende Wesen eindringen. Folglich können sie gewöhnlichen Leuten auch nichts anhaben. Sie wirken nur durch die Furcht, die sie auslösen, folglich ist es auch lediglich nötig, sich nicht vor ihnen zu fürchten. Außerdem war dieser Geist hier mindestens ebenso erstaunt, uns zu sehen, wie wir es waren. Wahrscheinlich wollte er nur mal nachsehen, weshalb das Fallgitter heruntergedonnert ist. Schaden wollte er uns bestimmt nicht.«
    Es war offensichtlich, daß Trent keine Angst hatte. Er hatte sein Schwert nicht aus Furcht benutzt, sondern um nachzuprüfen, ob es sich wirklich um ein echtes Gespenst handelte. Das war eine Art von Mut, wie Bink ihn niemals aufbrachte; er zitterte vor Furcht und Entsetzen.
    Fanchon hatte sich besser in der Gewalt, nachdem sie sich erst einmal durch einen Schrei Erleichterung verschafft hatte. »Wenn wir diese Burg hier im Dunkeln erkunden, dann können wir noch in eine Menge richtiger Fallen laufen. Immerhin sind wir hier vor dem Regen sicher. Warum schlafen wir also nicht abwechselnd bis zum Morgen?«
    »Sie haben einen bewundernswerten Sinn fürs Praktische, meine Liebe«, erwiderte Trent. »Sollen wir Halme ziehen, wer die erste Wache übernimmt?«
    »Das mache ich schon«, sagte Bink. »Ich bin sowieso noch viel zu erschreckt, um jetzt schlafen zu können.«
    »Ich auch«, sagte Fanchon, und Bink war von ganzem Herzen dankbar für dieses Geständnis. »Was Gespenster angeht, so finde ich sie leider noch nicht ausreichend langweilig, als daß sie mich innerlich nicht berühren würden.«
    »Es ist eben zuwenig Böses in Ihnen«, meinte Trent leise lachend. »Also gut, dann schlafe ich als erster.« Er machte eine Bewegung, und plötzlich fühlte Bink etwas Kaltes, das in seine Hand gedrückt wurde. »Nehmen Sie mein Schwert, Bink, und schlagen Sie damit auf alles ein, was sich zeigen sollte. Wenn es keinen körperlichen Widerstand bietet, dann können Sie beruhigt sein, dann ist es ein echter Geist; und wenn es etwas Stoffliches sein sollte, dann wird Ihr Hieb es schon abwehren. Aber achten Sie darauf« – Bink konnte förmlich hören, wie er lächelte – »daß Sie nicht das falsche Opfer erwischen.«
    Bink hielt verblüfft das Schwert fest. »Ich…«
    »Machen Sie sich keine Sorgen, weil Sie mit der Waffe vielleicht nicht vertraut sind. Mit einem geraden, kühnen Stoß verschaffen Sie sich trotzdem jederzeit Respekt«, beruhigte ihn Trent. »Wenn Ihre Wache vorbei ist, dann reichen Sie die Klinge an die Dame weiter. Ich werde sie dann ablösen. Bis dahin bin ich wohl ganz gut ausgeruht.«
    Bink hörte, wie er sich niederlegte. »Und vergessen Sie nicht«, sagte

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