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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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die Stimme des Magiers von unten, »mein Talent nutzt mir nichts im Dunkeln, weil ich meine Opfer nicht sehen kann. Wecken Sie mich also nicht, wenn es nicht unbedingt nötig sein sollte. Wir hängen von Ihrer Wachsamkeit und von Ihrem Urteilsvermögen ab.« Mehr sagte er nicht.
    Fanchon berührte Binks freien Arm. »Ich werde mich hinter dich stellen«, sagte sie. »Ich möchte nicht, daß du mich aus Versehen durchbohrst.«
    Bink war froh, sie so nahe bei sich zu haben. Er hielt das Schwert in seiner schwitzenden Hand, hielt mit der anderen seinen Stock fest und blickte im Dunkeln umher. Draußen wurde der Lärm des Regens immer lauter. Schließlich hörte er, wie Trent leise schnarchte.
    »Bink?« fragte Fanchon endlich.
    »Hm.«
    »Was ist das wohl für ein Mann, der seinem Feind sein Schwert
    überreicht und sich dann schlafen legt?«
    Darüber hatte Bink auch schon nachgedacht. Eine zufriedenstellende Antwort wußte er jedoch nicht darauf. »Ein Mann mit eisernen Nerven«, sagte er nach einer Weile, obwohl ihm klar war, daß dies nur ein Teilaspekt der Sache sein konnte.
    »Ein Mann, der so viel Vertrauen entgegenbringt, muß doch damit rechnen, daß man es ihm auch gewähren wird«, sagte sie nachdenklich.
    »Na ja, wenn wir vertrauenswürdig sind, und er ist es nicht, dann weiß er eben, daß er uns trauen kann.«
    »So funktioniert das nicht, Bink. Nur Leute, die nicht vertrauenswürdig sind, mißtrauen anderen, weil sie sich nämlich an sich selbst messen. Ich verstehe nicht, wie ein notorischer Lügner und Umstürzler wie dieser Böse Magier sich so verhalten kann.«
    »Vielleicht ist er gar nicht der historische Trent, sondern jemand anders, ein Hochstapler vielleicht…«
    »Ein Hochstapler wäre immerhin noch ein Lügner. Aber wir haben seine Macht miterlebt. Es gibt niemals zweimal dasselbe Talent. Er muß einfach Trent der Verwandler sein.«
    »Aber irgend etwas stimmt da nicht.«
    »Genau. Irgend etwas ist in Ordnung, und genau das ist es, was nicht in Ordnung ist. Du könntest ihn jetzt durchbohren, wo er am Schlafen ist. Selbst wenn du ihn mit dem ersten Hieb nicht töten solltest, könnte er dich im Dunkeln trotzdem nicht
    verwandeln.«
    »So etwas würde ich nie tun!« rief Bink entsetzt.
    »Eben. Du hast Ehrgefühl. Ich auch. Und es fällt schwer, zu dem Schluß zu kommen, daß er keins haben sollte. Und doch wissen wir, daß er der Böse Magier ist.«
    »Er muß vorhin einfach die Wahrheit gesagt haben«, entschied Bink. »Allein schafft er es nicht durch die Wildnis, und da er sich ausrechnet, daß er unserer Hilfe bedarf, und weiß, daß wir auch nicht ohne ihn überleben können, meint er es ernst mit dem Abkommen.«
    »Aber was ist, wenn wir hier herausgekommen sind und das Abkommen endet?«
    Bink antwortete nicht, und sie verfielen in brütendes Schweigen. Wenn sie diese Nacht in der schrecklichen Burg überlebten, dann würden sie wahrscheinlich auch den nächsten Tag überleben. Trent mochte zu dem Schluß kommen, daß das Abkommen dann abgelaufen sei. Bink und Fanchon könnten den Magier die Nacht über schützen und bewachen, während Trent sie am Morgen beide ermorden könnte, während sie noch schliefen. Wenn Trent die erste Wache übernommen hätte, dann wäre das nicht möglich gewesen, da er sonst die Leute hätte umbringen müssen, die ihn die Nacht über beschützen sollten. Also war es nur zu einleuchtend, daß er die letzte Wache übernahm.
    Nein, das konnte er nicht glauben. Bink hatte schließlich selbst die erste Wache gewählt. Er mußte einfach auf das Abkommen vertrauen.
    Wenn er sich darin täuschte, dann war er zwar verloren, aber er würde lieber auf diese Weise verlieren, als durch Ehrlosigkeit zu gewinnen. Diese Entscheidung gab ihm seine innere Ruhe wieder.
    Bink erblickte keine weiteren Gespenster. Schließlich gab er das Schwert an Fanchon weiter und konnte zu seiner eigenenÜberraschung sogar einschlafen.
    Als er aufwachte, dämmerte es gerade. Fanchon schlief an seiner Seite und sah weniger häßlich aus, als er es in Erinnerung gehabt hatte. Eigentlich sah sie überhaupt nicht mehr abstoßend aus. Ja, er gewöhnte sich wohl recht schnell daran. Würde er jemals den Punkt erreichen, an dem Trent ihm als ehrenvoll und Fanchon als schön erscheinen würden?
    »Gut«, sagte Trent. Er trug wieder sein Schwert. »Jetzt, da Sie auf sie aufpassen können, sehe ich mich hier einmal ein bißchen um.« Er schritt die matt erleuchtete Halle entlang.
    Sie hatten die Nacht

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