Chamäleon-Zauber
ist nicht die Art von Sieg, die ich mir wünsche«, erwiderte Bink. »Ich… hören Sie, Sie könnten so viel Gutes für Xanth tun, wenn Sie doch nur…« Aber Bink wußte, daß es zwecklos war. Es lag einfach nicht in der Natur eines Bösen Magiers, sich dem Guten zu widmen. »Hier ist eine Skizze mit einer Liste, wo sich die Bomben befinden«, sagte er und legte ein Papier auf den Tisch. »Sie brauchen die Beutel und Pakete einfach nur vorsichtig aufzuheben und ins Freie zu tragen.«
Trent schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, daß Ihnen damit die Flucht gelingen wird, Bink. Das Schloß ist nicht in sich selbst intelligent. Es reagiert nur auf bestimmte Reize. Es würde Chamäleon vielleicht ziehen lassen, aber Sie nicht. Seiner Meinung nach sind Sie ein Magier, folglich müssen Sie auch hierbleiben. Mag sein, daß Sie schlauer waren als Schloß Roogna, aber es wird den ganzen Umfang Ihres Plans nicht begreifen. Also werden die Zombies Sie genauso aufhalten wie zuvor.«
»Dann müssen wir es bombardieren.«
»Ganz genau. Sie werden die Kirschen zur Explosion bringen müssen und uns alle gemeinsam vernichten.«
»Nein, wir verlassen erst das Schloß und werfen eine Kirsche darauf. Wenn es sich nicht bluffen läßt…«
»Man kann es nicht bluffen. Es ist kein denkendes Wesen, es reagiert nur. Sie werden gezwungen sein, es zu vernichten – und Sie wissen doch, daß ich das nicht zulassen darf. Ich brauche Roogna!«
Jetzt wurde es schwierig, doch Bink war vorbereitet. »Chamäleon wird die Bomben zünden, wenn Sie mich verwandeln sollten«, sagte er und spürte, wie es ihm kalt den Rücken herunterlief. Diese Art von Machtspiel gefiel ihm gar nicht, aber er hatte ja gewußt, daß es einmal soweit kommen würde. »Wenn Sie sich in irgendeiner Weise einmischen sollten…«
»Oh, ich würde das Abkommen schon nicht verletzen. Aber…«
»Sie können das Abkommen gar nicht verletzen. Entweder kehre ich allein zu Chamäleon zurück, oder sie wirft eine Kirsche in eine Bombe hinein. Sie ist zu dumm, um irgend etwas anderes zu tun, als Anweisungen zu befolgen.«
»Hören Sie mir zu, Bink! Mein Ehrenwort ist es, was mich daran hindert, das Abkommen zu verletzen, nicht Ihre taktischen Vorbereitungen. Ich könnte Sie in einen Floh und dann eine Schabe in Ihre Gestalt verwandeln und sie zu Chamäleon hinunterschicken. Wenn sie die Kirsche erst einmal weggelegt hat, dann…«
Binks Gesichtsausdruck verriet seine Betroffenheit. Der Böse Magier konnte seinen Plan tatsächlich zunichte machen. Chamäleon, die Dumme, würde alles erst merken, wenn es zu spät war. Ihre mangelnde Intelligenz war seine Stärke, aber auch seine Schwäche zugleich.
»Ich werde es nicht tun«, sagte Trent. »Ich erzähle Ihnen lediglich von dieser Möglichkeit, um Ihnen zu beweisen, daß auch ich so etwas wie einen Ehrenkodex besitze. Der Zweck heiligt nicht die Mittel. Ich bin der Ansicht, daß Sie diesen Grundsatz einen Augenblick außer acht gelassen haben, und wenn Sie mir einmal zuhören, dann werden Sie Ihren Fehler bestimmt erkennen
und rückgängig machen. Ich darf es nicht zulassen, daß Sie dieses herrliche und historisch so wertvolle Gebäude vernichten, um keinen Preis!«
Bink fühlte sich bereits schuldig. Wollte der andere ihm eine Sache ausreden, von der er doch wußte, daß sie richtig war?
»Es ist Ihnen doch sicherlich klar«, fuhr der Magier eindringlich fort, »daß sich das ganze Gebiet vor Rache auflehnen würde, wenn Sie Ihren Plan durchführten. Sie wären dann zwar vielleicht nicht mehr im Schloß, aber Sie wären immer noch in der Umgebung von Roogna, und Sie würden eines entsetzlichen Todes sterben. Und Chamäleon auch.«
Chamäleon auch – das tat weh. Dieses schöne Mädchen, von einem Gewirrbaum aufgefressen, von Zombies zerrissen… »Dieses Risiko muß ich eingehen«, entgegnete Bink grimmig, obwohl er einsah, daß der Magier recht hatte. So wie man sie in dieses Schloß getrieben hatte – niemals würde man sie gehen lassen. »Vielleicht könnten Sie ja das Schloß davon überzeugen, daß es uns gehen lassen soll, anstatt eine solche Kettenreaktion auszulösen.«
»Sie sind vielleicht ein sturer Kopf!«
»Stimmt.«
»Hören Sie mir wenigstens zu, bis ich fertig bin. Wenn ich Sie nicht überzeugen kann, dann muß eben geschehen, was geschehen muß, sosehr ich das verhindern möchte.«
»Machen Sie’s kurz.« Bink war von seiner eigenen Frechheit erstaunt, aber er wußte nun einmal, was er zu tun
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