Chamäleon-Zauber
den
letzten paar Jahrhunderten bemerkenswerte Fortschritte gemacht, dank einer Reihe von Leuten, die Entdeckungen gemacht und Informationen verbreitet haben. In mancher Hinsicht ist es ein viel zivilisierteres Gebiet als Xanth. Leider ist auch die Kampfkraft der Mundanier gewachsen. Das müssen Sie mir einfach glauben, denn ich kann es Ihnen jetzt nicht beweisen. Mundania besitzt Waffen, die mit Leichtigkeit alles Leben in Xanth auslöschen können, trotz des Schilds!«
»Das ist eine Lüge!« rief Bink. »Nichts kann den Schild durchdringen!«
»Außer uns dreien, vielleicht«, murmelte Trent. »Aber der Schild schützt vornehmlich vor Lebewesen. Sie könnten den Schild durchdringen, Ihr Körper würde ganz leicht hindurchgelangen, aber Sie wären tot, wenn Sie auf der anderen Seite ankämen.«
»Das ist dasselbe.«
»Das ist gar nicht dasselbe, Bink! Sehen Sie, es gibt dort große Kanonen, die Projektile verschießen, die von Anfang tot sind, zum Beispiel mächtige Bomben, wie Ihre Kirschbomben, nur noch viel schlimmer, die man so einstellen kann, daß sie bei Berührung explodieren. Wenn die Mundanier es darauf angelegt hätten, so könnten sie Xanth damit bepflastern. Dabei würde selbst der Schildstein vernichtet werden. Das Volk von Xanth kann es sich einfach nicht mehr erlauben, die Mundanier zu ignorieren. Es gibt viele von ihnen, wir können nicht auf alle Zeiten unentdeckt bleiben. Sie können uns auslöschen und werden es eines Tages auch tun. Es sei denn, daß wir jetzt Beziehungen mit ihnen
anknüpfen.«
Bink schüttelte ungläubig und verständnislos den Kopf.
Trent fuhr jedoch ohne jede Bissigkeit fort. »Was nun Xanth angeht, da sieht es ganz anders aus. Es stellt für Mundania keine Bedrohung dar, weil die Magie dort nicht wirkt. Aber es stellt selbst eine schleichende und doch gewaltige Bedrohung für das Leben dar, wie wir es in Xanth kennen.«
»Xanth stellt eine Bedrohung für Xanth dar? Das ist ja der reine Unsinn!«
Jetzt lächelte Trent ein wenig herablassend. »Ich sehe schon, daß Sie wohl einige Schwierigkeiten mit der Logik der neuesten mundanischen Wissenschaft hätten.« Doch bevor Bink nachhaken konnte, wurde er wieder ernst. »Nein, ich bin nicht unfair zu Ihnen. Diese innere Bedrohung Xanths ist etwas, das ich selbst erst in den letzten Tagen in dieser Bibliothek erfahren habe, und es ist eine sehr wichtige Angelegenheit. Schon dieser Aspekt allein rechtfertigt die Notwendigkeit, dieses Schloß zu erhalten, denn seine Sammlung alter Überlieferungen ist lebenswichtig für die Gesellschaft Xanths.«
Bink zweifelte immer noch. »Wir haben achthundert Jahre ohne diese Bibliothek gelebt, wir können es auch jetzt tun.«
»Ah, aber was für ein Leben!« Trent schüttelte den Kopf, als fehlten ihm die Worte. Er erhob sich und ging an ein Regal, das hinter ihm stand, wo er ein Buch hervorholte und es vorsichtig durchblätterte. Schließlich legte er es geöffnet vor Bink auf den Tisch. »Was ist das für ein Bild?«
»Ein Drache«, sagte Bink prompt.
Trent blätterte um.
»Und das hier?«
»Eine Manticora.« Was sollte das? Die Bilder waren ja ganz hübsch, auch wenn sie sich nicht genau mit dem Aussehen der heutigen Wesen deckten. Die Proportionen und Einzelheiten wiesen feine Unterschiede auf.
»Und das?« Es war eine Darstellung eines menschköpfigen Vierbeiners mit
Hufen, einem Pferdeschweif und katzenartigen Vorderbeinen.
»Eine Lamia.«
»Und das?«
»Ein Zentaur. Hören Sie, wir können den ganzen Tag Bilder
bestaunen, aber…«
»Was haben diese Wesen gemeinsam?« fragte Trent.
»Sie besitzen menschliche Köpfe oder Vorderteile, bis auf den Drachen, obwohl der hier im Buch eine beinahe menschliche kurze Schnauze hat. Manche davon besitzen auch menschliche Intelligenz. Aber…«
»Genau! Und jetzt denken Sie doch mal über die Konsequenzen nach. Wenn man einen Drachen durch die verschiedenen ähnlichen Arten zurückverfolgt, dann wird er immer menschenähnlicher. Fällt Ihnen dazu irgend etwas ein?«
»Nur, daß manche Wesen eben menschenähnlicher sind als andere. Aber das ist noch keine Bedrohung für Xanth. Außerdem sind die meisten dieser Abbildungen veraltet. Heute stehen diese Wesen etwas anders aus.«
»Haben die Zentauren Sie in der Evolutionstheorie unterrichtet?«
»Oh, sicher. Daß die Wesen von heute sich von primitiveren Formen entwickelt haben, daß nur die stärksten überlebten. Wenn man weit genug zurückgeht, dann findet man einen
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