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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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gebracht habe«, warnte sie ihn. »Du besitzt nicht unsere Geschichtskenntnisse.«
    Bink merkte, daß er seinen Ton wohl mäßigen mußte, wenn er Wert darauf legte, weiterreiten zu dürfen. Und das wollte er durchaus. Cherie war eine angenehme Gefährtin und kannte offenbar alle örtlichen Zauber, so daß sie alle Gefahren vermeiden konnte. Und nicht zuletzt gab sie ihm auch Gelegenheit, seine müden Beine auszuruhen, während sie ihn schnell weiterbeförderte. Sie hatte ihn schon jetzt gute zehn Meilen weit gebracht. »Entschuldigung. Es war eine Frage von Familienstolz.«
    »Na ja, das ist ja eigentlich auch nichts Schlechtes«, sagte sie beschwichtigt. Vorsichtig stapfte sie über einen hölzernen Steg, der über einen gurgelnden Bach führte.
    Plötzlich war Bink durstig. »Können wir mal eben etwas trinken?« fragte er.
    Sie schnaubte wieder, ganz wie ein Pferd. »Nicht hier! Jeder, der von diesem Wasser trinkt, wird in einen Fisch verwandelt.«
    »In einen Fisch?« Plötzlich war Bink doppelt froh, sie als Führerin zu haben. Sonst hätte er bestimmt getrunken. Wenn sie ihm das nicht bloß sagte, um ihn an der Nase herumzuführen oder ihm Angst einzujagen.
    »Warum denn?«
    »Der Fluß versucht, seinen Bestand wieder aufzustocken. Der Böse Magier Trent hat ihn vor einundzwanzig Jahren einmal ausgeräumt.«
    Bink war immer noch etwas skeptisch, was die Magie unbelebter Dinge anging, besonders wenn sie so mächtig sein sollte. Wie konnte ein Fluß irgend etwas wollen? Aber er erinnerte sich auch daran, wie sich der Ausblicksfelsen davor geschützt hatte, zertrümmert zu werden. Es war besser, auf Nummer Sicher zu gehen und zu glauben, daß manche Bestandteile der Landschaft zaubern konnten.
    Der Hinweis auf Trent lenkte seine Aufmerksamkeit ab. »Der Böse Magier war hier? Ich dachte, daß er nur eine Erscheinung unseres Dorfes gewesen wäre.«
    »Trent war überall«, gab sie zur Antwort. »Er wollte, daß wir Zentauren ihn unterstützen, und als wir uns weigerten – wegen des Bundes, weißt du, der uns verpflichtet, uns nicht in menschliche Angelegenheiten einzumischen –, da hat er uns seine Macht gezeigt, indem er jeden Fisch in diesem Fluß in einen Blitzkäfer verwandelte. Dann ist er fortgegangen. Ich nehme an, daß er glaubte, daß uns diese Käfer dazu zwingen würden, unsere Meinung zu ändern.«
    »Warum hat er die Fische denn nicht in eine menschliche Armee verwandelt und versucht, euch damit zu bezwingen?«
    »Das hätte nichts getaugt, Bink. Sie hätten vielleicht menschliche Körper gehabt, aber nur Fischverstand. Es wären Wischi-Waschi-Soldaten geworden, und selbst wenn es gute Soldaten geworden wären, dann hätten sie wohl kaum dem Mann gedient, der sie verzaubert hätte. Sie hätten Trent angegriffen.«
    »Hm, ha. Ich habe nicht richtig darüber nachgedacht. Also er hat sie in Blitzkäfer verwandelt und ist fortgegangen, damit sie ihm keinen Schlag verpassen. Da haben sie sich wohl auf die nächstgrößeren Wesen gestürzt.«
    »Ja. Das waren schlimme Zeiten für uns. Oh, diese Käfer waren vielleicht eine Plage! Sie haben uns in ganzen Wolken heimgesucht und uns mit ihren winzigen Blitzen versengt. Ich habe immer noch Narben auf meinem…« Sie brach ab und zog eine Grimasse. »An meinem Schweif.« Das war offensichtlich ein Euphemismus.
    »Was habt ihr dann getan?« fragte Bink und blickte fasziniert nach hinten, um zu sehen, ob er die Narben nicht erkennen konnte. Was er sah, wirkte jedoch makellos.
    »Trent ist kurz darauf ins Exil geschickt worden, und wir haben uns von Humfrey den Zauber beseitigen lassen.«
    »Aber der Gute Magier ist doch gar kein Verwandler!«
    »Nein, aber er hat uns gesagt, wo wir einen Abwehrzauber finden könnten, der die Käfer abhielt. Als sie unser elektrogegartes Fleisch nicht mehr bekamen, sind sie schnell ausgestorben. Gute Information ist genausogut wie gutes Handeln, und der Gute Magier besaß jedenfalls die richtige Information.«
    »Deswegen will ich auch zu ihm«, stimmte Bink zu. »Aber er verlangt einen Jahresdienst für einen Zauber.«
    »Wem sagst du das? Dreihundert Zentauren – jeder ein Jahr. Das war vielleicht eine Arbeit!«
    »Ihr mußtet alle bezahlen? Was habt ihr denn tun müssen?«
    »Das dürfen wir nicht sagen«, erwiderte sie ausweichend.
    Jetzt war Binks Neugier erst richtig geweckt, aber er war zu klug, um nachzuhaken. Wenn ein Zentaur sein Wort gab, dann hielt er es auch – felsenfest. Aber was hatte Humfrey wohl gebraucht, das

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