Chamäleon-Zauber
leid. Das ist mir neu.«
»Du erinnerst mich an Chester. Ich wette, daß du auch fürchterlich stur bist.«
»Ja«, sagte Bink reumütig.
Sie lachte, und es klang ein bißchen wie Wiehern. »Ich mag dich, Mensch. Ich hoffe, du findest deine« – sie machte eine angewiderte Schnute – »Magie.« Dann lächelte sie breit und wurde sofort wieder ernst. »Die Erstweller besaßen keine Magie, und als sie herausfanden, was Magie leisten kann, da waren sie fasziniert davon, hatten aber auch etwas Angst. Einige von ihnen ertranken in einem See, der einen Ertrinkenszauber besaß, andere wurden zu Opfern von Drachen, und als sie zum erstenmal einem Basilisken begegneten…«
»Gibt es immer noch Basilisken?« fragte Bink besorgt. Abrupt erinnerte er sich an das Chamäleon. Es hatte ihn kurz vor seiner Vernichtung in der Verkleidung eines Basilisken angestarrt, und sein Zauber war zum Bumerang geworden. Er mußte immer noch herausfinden, was diese Reihenfolge bedeutet hatte.
»Ja, aber nicht mehr viele«, antwortete sie. »Die Menschen und die Zentauren haben sich Mühe gegeben, sie auszurotten. Ihr Blick ist auch für uns tödlich, mußt du wissen. Jetzt verstecken sie sich, weil sie wissen, daß, sobald sie ein intelligentes Wesen töten, eine Armee von Kriegern mit Spiegelmasken ausgeschickt wird, um sie zu vernichten. Ein Basilisk ist kein Gegner für einen Menschen oder einen Zentauren, der vorgewarnt ist; er ist schließlich nur eine kleine, geflügelte Echse, die den Kopf und die Krallen eines Huhns hat. Nicht besonders intelligent. Nicht, daß er das häufig zu sein brauchte.«
»He!« rief Bink. »Vielleicht ist das der fehlende Faktor – die Intelligenz. Ein Wesen kann Magie betreiben oder magisch sein oder Intelligenz besitzen – oder zwei von den dreien, aber niemals alle drei. Deshalb könnte eine Backenmaus vielleicht zaubern, aber nicht ein schlauer Drache.«
Sie drehte sich um, um ihn anzublicken. »Das ist ein neuer Gedanke. Du bist ziemlich klug. Ich werde darüber nachdenken. Aber bis wir uns dessen vergewissert haben, werden wir trotzdem nicht ungeschützt in die mittlere Wildnis gehen; es könnte ja doch sein, daß es dort ein kluges, zauberndes Ungeheuer gibt.«
»Ich werde schon nicht in die Wildnis gehen«, versprach Bink. »Jedenfalls werde ich nicht den gerodeten Pfad verlassen, bis ich zum Schloß des Magiers komme. Ich möchte nicht, daß mich irgendwelche Echsen zu Tode anstarren.«
»Deine Vorfahren waren aggressiver«, meinte Cherie. »Deswegen sind auch so viele von ihnen gestorben. Aber sie haben Xanth erobert und eine Enklave gebildet, in der jede Magie verboten war. Sie mochten das Land und auch den Gebrauch der Magie, verstehst du, aber sie wollten sie auch nicht allzu nahe an ihrem Zuhause haben. Also haben sie den Wald dort abgebrannt, alle magischen Tiere und Pflanzen vernichtet und eine große Steinmauer errichtet.«
»Die Ruinen!« rief Bink. »Ich dachte, diese alten Steine hätten einmal zu einem feindlichen Lager gehört.«
»Sie stammen von der ersten Welle«, beharrte sie. »Aber ich stamme doch von der ersten…« »Ich habe dir ja gesagt, daß dir das nicht gefallen würde.« »Das tut es auch nicht«, stimmte er ihr zu. »Aber ich will es trotzdem hören. Wie können meine Vorfahren denn…«
»Sie haben sich in ihrem ummauerten Dorf niedergelassen und mundanische Feldfrüchte angebaut und mundanisches Vieh gezüchtet. Sie heirateten die Frauen, die sie mitgebracht hatten oder die sie aus den nahegelegensten mundanischen Siedlungen rauben konnten, und bekamen Kinder. Xanth war ein gutes Land, selbst in dem Gebiet, wo die Magie verboten war. Aber dann geschah etwas Erstaunliches.«
Cherie blickte ihn mit einem Ausdruck an, der auch bei einem Menschenmädchen als attraktiv gegolten hätte, wenn er mit den Augen blinzelte, so daß er nur ihren menschlichen Teil sah, dann wirkte sie noch bezaubernder, obwohl er wußte, daß Zentauren länger lebten als Menschen, so daß sie wahrscheinlich fünfzig war. Doch sie sah aus wie zwanzig – so wie nie ein Mensch aussehen konnte. Diese Stute war nicht zu bändigen!
»Was ist denn geschehen?« fragte er, da sie offensichtlich auf eine Erwiderung wartete. Zentauren waren gute Geschichtenerzähler und liebten aufmerksames Publikum.
»Ihre Kinder besaßen magische Fähigkeiten«, sagte sie.
Aha. »Also besaßen die Erstweller doch Magie!«
»Nein, das taten sie nicht. Das Land Xanth ist magisch. Es ist ein Umwelteinfluß.
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