Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
er nicht mit einem seiner hundert Zauber hätte erledigen können? Oder wenigstens mit Hilfe seines Wissens? Humfrey war im Grunde ein Hellseher; alles, was er nicht wußte, konnte er irgendwie herausbekommen, und das verlieh ihm gewaltige Kräfte
    und Macht. Wahrscheinlich hatten die Ältesten Humfrey deswegen nicht um Rat gebeten, weil sie wußten, was er zu ihrem senilen König zu sagen hatte: Schafft den alten König ab und setzt einen neuen frischen Magier an seine Stelle. Das wollten sie nicht tun. Selbst wenn sie einen solchen jungen Magier zur Verfügung gehabt hätten.
    Nun ja, in Xanth gab es viele Geheimnisse und viele Probleme, und es war gewiß nicht Binks Sache, sie alle zu kennen oder gar zu lösen. Er hatte schon lange gelernt, sich, wie beschämend dies auch immer sein mochte, in das Unvermeidliche zu fügen.
    Sie hatten den Fluß nun hinter sich gelegt und kletterten höher. Die Bäume um sie herum wurden immer dichter, und ihre großen runden Wurzeln erstreckten sich über den Pfad. Hier machten keine feindlichen Zauber das Gehen unsicher; entweder hatten die Zentauren die Gegend hier gesäubert, oder Cherie kannte diesen Pfad so gut, daß sie den Zaubern instinktiv aus dem Weg ging, ohne daß man es merkte. Wahrscheinlich beides.
    Das Leben, dachte er, bot viele verschiedene Erklärungen für verwirrende Fragen und bestand in der Regel immer aus ›etwas von beidem‹. In Xanth waren nur wenige Dinge eindeutig festgelegt.
    »Was ist das für ein Geschichtswissen, das du mir voraus hast?« fragte Bink, den die Reise zu langweilen begann.
    »Über die Wellen und die menschliche Kolonisierung? Wir haben über alles Aufzeichnungen. Seit dem Schild und dem Bund haben sich die Dinge beruhigt; die Wellen waren der reinste Terror.«
    »Aber nicht die Erstweller!« sagte Bink voller Loyalität. »Wir waren friedlich.«
    »Das meine ich ja. Jetzt seid ihr friedlich, bis auf ein paar von euren jungen Halbstarken, und deswegen meint ihr, daß eure Vorfahren auch friedlich gewesen wären. Aber meine Vorfahren haben das anders erlebt. Sie wären glücklicher gewesen, wenn kein Mensch jemals Xanth entdeckt hätte.«
    »Mein Lehrer war ein Zentaur«, sagte Bink. »Er hat nie etwas davon gesagt, daß…«
    »Man hätte ihn gefeuert, wenn er euch die Wahrheit erzählt hätte.«
    Bink war beunruhigt. »Du machst doch keine Scherze mit mir, oder? Ich bin nicht auf der Suche nach Ärger. Ich bin zwar recht neugierig, aber Ärger habe ich schon mehr als genug.«
    Sie drehte ihren Kopf zu ihm herum und blickte ihn sanft an.
    »Dein Lehrer hat dich nicht belogen, das tun Zentauren nie. Er hat seine Informationen lediglich gut ausgesucht, auf Anweisung vom König, damit die leicht zu beeindruckenden Kinder nicht etwas zu hören bekommen sollten, was ihre Eltern nicht für richtig hielten. So war das schon immer mit der Schulausbildung.«
    »Oh, ich wollte damit nicht seine Ehrlichkeit in Zweifel ziehen«, beeilte Bink sich zu sagen. »Ich mochte ihn sogar; er war der einzige, der meine dauernde Fragerei nie leid bekam. Ich habe viel von ihm gelernt. Aber ich schätze, daß ich in Geschichte nie sehr viele Fragen gestellt habe. Ich war mit etwas anderem beschäftigt, was er mir nicht erklären konnte – aber er hat mir wenigstens vom Magier Humfrey erzählt.«
    »Was willst du Humfrey denn fragen, wenn ich das erfahren darf?«
    Was machte es schon für einen Unterschied, wenn er es ihr sagte? »Ich besitze keine magischen Fähigkeiten«, gestand er. »Jedenfalls sieht es so aus. Während meiner ganzen Kindheit war ich deswegen im Nachteil, weil ich mich nie mit magischen Mitteln wehren konnte. Ich konnte schneller laufen als jeder andere, aber der Junge, der durch die Luft schweben konnte, gewann trotzdem das Rennen. Solche Sachen.«
    »Zentauren kommen ausgezeichnet ohne Magie aus«, meinte sie. »Wir würden Magie nicht einmal annehmen, wenn man sie uns kostenlos geben wollte.«
    Bink glaubte ihr nicht, aber er ließ es lieber dabei bewenden. »Ich schätze, daß Menschen eine andere Einstellung dazu haben. Als ich älter wurde, ist es noch schlimmer geworden. Jetzt werde ich ins Exil geschickt, wenn ich nicht irgendein magisches Talent nachweisen kann. Ich hoffe, daß der Magier Humfrey… na ja, wenn ich doch magische Fähigkeiten haben sollte, dann bedeutet das, daß ich hierbleiben kann, mein Mädchen heiraten und meinen Stolz wiedererlangen kann.«
    Cherie nickte. »So etwas hatte ich schon vermutet. Ich glaube,

Weitere Kostenlose Bücher