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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Angenommen, daß sie ihn
    nach dieser Anhörung beschuldigte, sie…?
    Der Gerichtsdiener blickte ihn verständnisvoll an. »Keine Sorge, mein Sohn. Wynne lügt nie, und sie überlegt es sich auch nie anders. Benimm dich, so schwer das auch sein mag, dann bekommst du keinen Ärger.«
    Verlegen nahm Bink das Angebot an. Wenn sie ihm einen schnellen, sicheren Pfad um den Abgrund zeigen könnte, dann würde ihn das sehr viel weiterbringen.
    Sie schritten nach Osten, und die Sonne schien ihnen ins Gesicht. »Ist es weit?« fragte Bink und war aus verschiedenen Gründen immer noch verlegen.
    »Nicht sehr weit«, antwortete sie. Ihre Stimme klang sanft und jagte ihm immer noch unwillkürlich Schauer über den Rücken. Vielleicht war das Magie; er hoffte es, denn der Gedanke, so leicht von reiner Schönheit abgelenkt zu werden, behagte ihm gar nicht. Er kannte dieses Mädchen schließlich überhaupt nicht!
    Schweigend gingen sie eine Weile weiter. Dann versuchte Bink es noch einmal: »Was hast du denn für ein Talent?«
    Sie blickte ihn verständnislos an.
    Na ja, nach dieser Anhörung konnte man es ihr nicht verübeln, wenn sie das nicht gerade für die allerpassendste Frage hielt. »Dein magisches Talent«, erklärte er. »Was kannst du? Zaubern, oder…?«
    Sie zuckte nur mit den Schultern.
    Was war mit diesem Mädchen los? Sie war schön, aber sie wirkte
    gleichzeitig ein bißchen leer.
    »Gefällt es dir hier?« fragte er.
    Wieder zuckte sie mit den Schultern.
    Jetzt war er sich fast sicher. Wynne war sehr schön, aber dumm. Wirklich schade; sie wäre wirklich ein nettes Aushängeschild für einen Bauern gewesen. Kein Wunder, daß sich der Gerichtsdiener ihretwegen keine Sorgen gemacht hatte; sie war nicht zu viel zu gebrauchen.
    Schweigend gingen sie weiter. Als sie um eine Biegung kamen, stolperten sie beinahe über einen Hasen, der auf dem Pfad an einem Pilz mummelte. Erschreckt sprang das Tier in die Luft und blieb dort schweben. Seine Nase schnupperte eifrig.
    Bink lachte. »Wir tun dir schon nichts, Zauberhäschen«, sagte er. Und Wynne lächelte.
    Sie schritten unter dem Hasen hindurch. Doch im nachhinein machte sich Bink wegen dieses Erlebnisses, so läppisch es auch sein mochte, Sorgen. Warum sollte ein einfacher Feld-, Wald- und Wiesenhase die magische Fähigkeit des Schwebens besitzen, während Bink selbst nichts dergleichen konnte? Das war einfach ungerecht.
    Nun hörte er die Klänge einer wunderschönen Melodie, die seine Gedanken ablenkte. Er blickte sich um und sah einen Leiervogel, der auf seinen Saiten spielte. Die Musik erfüllte den Wald und verbreitete ein falsches Entzücken. Ha!
    Er mußte etwas sagen, deshalb fing er wieder an. »Als ich ein Kind war, da haben sie mich immer aufgezogen, weil ich keine magischen Kräfte hatte«, sagte er, und es war ihm gleich, ob sie ihn verstand oder nicht. »Ich habe Wettrennen gegen Jungen verloren, die fliegen konnten oder mir Wände in den Weg stellten oder einfach an einem anderen Ort plötzlich auftauchen konnten.«
    Das hatte er Cherie, der Zentaurin, auch schon alles erzählt, und es tat ihm leid, daß er immer dasselbe sagte, aber irgendwo schien ein unvernünftiger Teil seines Bewußtseins zu glauben, daß er durch die Wiederholung des Ganzen besser damit klarkommen würde. »Oder dafür sorgten, daß plötzlich alles bergab lief, während ich über das flache Land laufen mußte.« Die Erinnerung an all diese Demütigungen ließ ihn stocken.
    »Kann ich mit dir gehen?« fragte Wynne unverhofft.
    Oh! Vielleicht dachte sie, daß er sie unendlich lange mit Geschichten unterhalten könnte. Die Beschwerlichkeiten der Reise schienen ihr überhaupt nicht in den Sinn zu kommen. Nach ein paar Meilen würde ihr hübscher Körper, der nicht so aussah, als sei er harte Arbeit gewöhnt, ermüden, und dann müßte er sie tragen. »Wynne, ich reise weit, zum Magier Humfrey. Da willst du doch nicht mitkommen!«
    »Nein?« Ihr wunderschönes Gesicht verdunkelte sich.
    Da er sich immer noch gut an die Anhörung erinnerte und mögliche Mißverständnisse vermeiden wollte, wählte er seine Worte sehr sorgfältig. Sie stiegen nun einen anstrengenden, gewundenen Pfad in die Schlucht hinab, der sich um die Klapperkraut- und Krallwurzelbäumchen schlängelte. Er ging an der Spitze und stützte sich fest auf seinen Stab, um sie aufzufangen, falls sie stürzen sollte. Als er zu ihr hochblickte, sah er ihre wundervollen Waden. Kein Teil ihres Körpers schien nicht perfekt zu

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