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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Mittdreißiger und sah genauso hausbacken aus wie seine Frau, doch um Mund und Augen hatte er ein paar tiefe Lachfalten. Er war dünn, aber offensichtlich kräftig, ein harter Arbeiter. Während er sprach, wurde er scharlachrot und dann grün; sein ganzer Körper wechselte nahtlos die Farbe. Das war wohl sein Talent. »Wie bist du denn dann vom Norddorf in einem Tag hierhergekommen?«
    »Eine Zentaurin hat mich ein Stück getragen.«
    »Eine Stute? Das sieht ihr ähnlich! Woran hast du dich denn festgehalten, als sie gesprungen ist?«
    Bink lächelte reumütig. »Na ja, sie hat gesagt, wenn ich das noch mal täte, würde sie mich in einen Graben schmeißen.«
    »Hahaha!« dröhnte der Mann. Da Bauern vergleichsweise ungebildet waren, neigten sie zu einem sehr derben Sinn für Humor. Bink merkte, daß die Frau nicht lachte und daß der Junge nur verständnislos zuschaute.
    Der Bauer kam zur Sache. »Hör mal, ich brauche hier keine Knechte. Aber ich muß zu einer Verhandlung und habe keine Lust dazu. Regt mein Frauchen zu sehr auf, verstehst du?«
    Bink nickte, obwohl er nichts verstand. Er sah, wie die Frau grimmig nickte. Worum ging es dabei?
    »Wenn du dir deine Unterkunft abarbeiten willst, dann kannst du an meiner Stelle dort auftreten«, fuhr der Bauer fort. »Dauert kaum ’ne Stunde, keine Arbeit damit verbunden, du mußt nur zu allem ja sagen, was der Gerichtsdiener meint. Ist die leichteste Arbeit, die du nur finden kannst, und für dich ist sie auch noch leichter, weil du ein Fremder bist. Gegen ein hübsches junges Ding zu spielen…« Er fing den grimmigen Blick seiner Frau auf und beendete den Satz nicht. »Wie wär’s damit?«
    »Ist in Ordnung«, sagte Bink unsicher. Was sollte das heißen, gegen ein hübsches junges Ding zu spielen? Solange die Frau anwesend war, würde er es nie erfahren. Würde Sabrina etwas dagegen haben?
    »Schön. Auf dem Dachboden liegt Heu, und es steht auch ein Eimer dort, so daß du nicht nach draußen mußt. Du darfst nur nicht zu laut schnarchen, das mag Frauchen nicht.«
    Das Frauchen mochte anscheinend eine ganze Menge Dinge nicht. Wie konnte ein Mann nur eine solche Frau heiraten? Würde Sabrina nach der Heirat auch zu einem Hausdrachen werden? Der Gedanke beunruhigte ihn. »Werde ich nicht«, sagte Bink. Der Eintopf schmeckte zwar nicht besonders gut, aber er war nahrhaft. Eine gute Grundlage für die Reise.
    Er schlief bequem im Heu, und der Wolf hatte sich neben ihm zusammengerollt. Er mußte den Eimer tatsächlich benutzen, und es stank die ganze Nacht hindurch, da er keinen Deckel hatte – aber das war immer noch viel besser, als in die magische Nacht hinaus zu müssen.
    Zum Frühstück gab es Brei, der ohne Feuer aufgewärmt wurde. Das war das Talent der Frau, etwas sehr Nützliches auf einem Bauernhof. Danach meldete er sich im Nachbarhaus, das eine Meile die Schlucht entlang entfernt war, um an der Verhandlung teilzunehmen.
    Der Gerichtsdiener war ein großer, grobschlächtiger Mann, über dessen Kopf sich immer eine Wolke bildete, wenn er sich konzentrierte. »Weißt du etwas darüber?« fragte er Bink, als dieser ihm alles erklärt hatte.
    »Nichts«, gestand Bink. »Sie müssen mir alles erklären.«
    »Gut! Es ist ein kleines Spielchen, das dazu dient, ein Problem zu lösen, ohne irgend jemandes Ruf zu schaden. Wir nennen es Ersatzmagie. Denk daran, du darfst keinerlei echte Magie anwenden.«
    »Das werde ich nicht«, sagte Bink.
    »Du stimmst einfach nur allem zu, was ich dich frage. Das ist alles.«
    Bink wurde nervös. »Ich denke nicht daran, zu lügen.«
    »Junge, das hier ist kein richtiges Lügen. Es dient einer guten Sache. Du wirst schon sehen. Ich bin erstaunt, daß ihr das im Norddorf nicht auch macht.«
    Bink schwieg beunruhigt. Er hoffte, daß er sich da nicht auf irgend etwas Häßliches eingelassen hatte.
    Die anderen trafen ein: zwei Männer und drei junge Frauen. Die Männer waren gewöhnliche, bärtige Bauern, der eine war jung, der andere in seinen mittleren Jahren; die Mädchen waren unterschiedlich: von nichtssagend bis betörend. Bink zwang sich, die Schönste nicht anzustarren. Sie hatte die üppigste Figur von allen dreien und war die schönste schwarzhaarige Frau, die er je gesehen hatte.
    »Jetzt setzt ihr sechs euch mal einander gegenüber an diesen Tisch«, sagte der Beamte. »Ich werde das Reden übernehmen, sobald der Richter kommt. Denkt daran, das hier ist ein Spiel – aber es ist geheim. Wenn ich euch vereidige, dann gilt

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