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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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reiten?
    Aber so sollte es offenbar sein. Der Magier verschwendete seine Zeit nicht mit Leuten, die es nicht ernst meinten. Wenn er nicht einmal die Nerven besaß, auf einem Seepferd zu reiten, dann verdiente er es auch nicht, Humfrey zu Diensten zu sein. Auf perverse Weise ergab das durchaus Sinn.
    Wollte Bink wirklich die Antwort auf seine Frage? Um den Preis eines einjährigen Dienstes?
    Sabrina erschien vor seinem inneren Auge, und sie war so wirklich, so betörend, daß alles andere unwichtig wurde. Er schritt zu dem Hippocampus, das erwartungsvoll am Rand des Grabens im Wasser stand, und kletterte in den Sattel.
    Das Geschöpf hob ab. Wiehernd jagte es um den Graben, anstatt sich auf die gegenüberliegende Seite zuzubewegen. Der Hengst war ausgesprochen fröhlich und aufgekratzt und benutzte das Wasser als regelrechte Rennbahn, während Bink sich verzweifelt am Sattelknauf festhielt. Die Vorderbeine des Tiers endeten nicht in Hufen, sondern in Flossen, mit denen es nach rechts und links Wasserfontänen emporwarf, die ihn durchnäßten. Der Schweif, der sich muskulös zusammenrollte, wenn das Wesen nicht in Bewegung war, streckte sich und peitschte das Wasser mit einer solchen Heftigkeit, daß der Sattel hin und her schaukelte und Bink jeden Augenblick hinunterzustürzen drohte.
    »Wiiiiiaaaa! Wiiiiaaa!« brüllte das Ungeheuer freudig. Es hatte ihn genau dort, wo es ihn hinhaben wollte, im Sattel, bereit, abgeworfen zu werden. Sobald er die Wasseroberfläche berührte, würde es sich nach ihm umdrehen und ihn abwerfen. Was war er doch nur für ein Narr gewesen!
    Moment mal! Solange er im Sattel blieb, konnte es ihm nichts anhaben. Und dazu mußte er sich nur festhalten, bis es ermüdete.
    Doch das war leichter gesagt als getan. Das Hippocampus bäumte sich auf und tauchte wieder hinab, so daß er erst hoch in die Luft gehoben wurde, um dann im schäumenden Wasser unterzugehen. Es rollte seinen Schweif zu einer Spirale zusammen und schlingerte auf und ab, so daß er immer und immer wieder ins Wasser getaucht wurde. Bink fürchtete sich davor, daß es mit ihm am Boden des Grabens verweilen würde, so daß er nur die Wahl hatte, entweder loszulassen oder zu ertrinken. Doch der Sattel war gut befestigt, und sein Pferdekopf blickte stets in die gleiche Richtung wie Bink, so daß es genauso die Luft anhalten mußte wie er. Das Ungeheuer strengte sich ununterbrochen an, während Bink sich nur festzuhalten brauchte. Es verbrauchte mehr Kraft als er, folglich mußte es auch eher wieder atmen. Also konnte es ihn gar nicht ertränken – nachdem er erst darauf gekommen war.
    Er brauchte also nur einen kühlen Kopf zu bewahren, dann mußte er einfach gewinnen. Was immer das auch wert sein mochte…
    Schließlich gab das Tier es auf. Es plantschte zum Innentor hinüber und blieb still, während Bink abstieg. Er hatte die erste Hürde überwunden.
    »Danke, Hip!« sagte er und verneigte sich leicht vor dem Seepferd. Es schnaubte und platschte schnell außer Reichweite.
    Nun stand Bink vor einem riesigen Holztor. Es war verschlossen, und er hämmerte mit einer Faust dagegen. Doch es war so hart, daß seine Hand weh tat, und so dick, daß sein Hämmern stark gedämpft wurde und lediglich als leises Tipp-tipp-tipp zu hören war.
    Er zog sein Messer und klopfte mit dem Griff gegen das Tor, da er seinen neuen Stab im Graben verloren hatte, doch das war auch nicht viel besser. Wenn eine Höhlung am lautesten widerhallte, dann war dieses Tor hier zweifellos aus dickem Holz. Es gab keinerlei Möglichkeiten, es aufzubrechen.
    Vielleicht war der Magier nicht da? Aber dann müßte es doch Diener geben, die das Schloß bewachten.
    Langsam wurde Bink wütend. Er hatte eine lange, gefährliche Reise hinter sich gebracht, um hierherzukommen, und er war bereit, einen Wucherpreis für ein kleines bißchen Information zu zahlen, und da war dieser verdammte Magier nicht einmal höflich genug, die Tür zu öffnen, wenn man anklopfte!
    Nun, er würde trotzdem hineingelangen, irgendwie. Er würde einfach verlangen, empfangen zu werden.
    Er musterte das Tor. Es war gute zehn Fuß hoch und fünf Fuß breit. Es schien aus handbehauenen Bohlen von acht mal acht zusammengesetzt worden zu sein und mußte mindestens eine Tonne wiegen. Scharniere besaß es nicht, was wiederum bedeutete, daß es nur zur Seite gleiten konnte. Doch das schied aus, denn das Portal war aus dickem Stein. Vielleicht, daß es hochgehoben wurde? Es waren keine Zugseile zu sehen.

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