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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Sonnenwärme konnte ihre Magie nicht widerstehen. Das machte Bink erneut nachdenklich. War die Sonne der Magie vielleicht feindlich gesonnen? Wenn die Magie aus den Tiefen entstammen sollte, dann waren die Oberfläche des Landes und der Boden nur ihre äußerste Grenze. Wenn man wirklich tief ins Innere vordrang, dann konnte man vielleicht zu der Urquelle dieser Kraft gelangen. Ein betörender Gedanke.
    Bink wünschte sich eigentlich, seine eigene Suche nach seiner persönlichen Magie beiseite schieben zu können, um nach der letztinnigen Realität Xanths zu suchen. Dort, tief unten, mußte doch die Antwort auf alle seine Fragen liegen.
    Aber das ging nicht. Zum einen, weil er jetzt erst mal Dee aufspüren mußte. Wenige Minuten später waren die Hagelkörner restlos verschwunden. Das Mädchen allerdings auch. »Sie muß den Hang hinunter in den Wald hineingerutscht sein«, meinte Crombie. »Sie weiß, wo wir sind. Also kann sie uns auch finden, wenn sie will.«
    »Es sei denn, sie steckt in Schwierigkeiten«, erwiderte Bink besorgt. »Setz doch dein Talent ein. Finde sie.«
    Crombie seufzte. »Also gut.« Er schloß die Augen, drehte sich um sich selbst und zeigte zur Südseite des Grats.
    Sie schritten dorthin und entdeckten ihre Spur am Rand des Dschungels. Bald hatten sie sie erreicht.
    »Dee!« rief Bink froh. »Es tut uns leid. Geh nicht allein durch den Dschungel, es ist zu gefährlich.«
    Sie stapfte entschlossen weiter. »Laßt mich allein«, sagte sie. »Ich will nicht mit euch gehen.«
    »Aber Crombie hat das doch nicht so gemeint…« fing Bink an.
    »Doch, das hat er. Du traust mir nicht. Also halte dich auch von mir fern. Ich will es lieber allein schaffen.«
    Das war’s auch schon. Sie blieb standhaft, und Bink wollte sie ganz bestimmt nicht zwingen. »Na gut. Aber wenn du Hilfe brauchst oder so, dann ruf uns… oder so…«
    Sie ging weiter, ohne zu antworten.
    »Eine besonders große Gefahr kann sie ja nicht gewesen sein«, meinte Bink traurig.
    »Die ist wohl eine Gefahr«, beharrte Crombie. »Aber keine Gefahr ist noch eine volle Gefahr, wenn sie sich woanders aufhält.«
    Sie gingen weiter. Einen Tag später kamen sie in Sichtweite des Schlosses des Magiers an, dank der Fähigkeit des Soldaten, sich im Gelände zu orientieren und allen Gefahren auszuweichen. Er hatte ihm wirklich sehr geholfen.
    »Na, das war’s dann wohl«, meinte Crombie. »Ich habe dich sicher bis hierhergebracht, und ich glaube, damit sind wir einigermaßen quitt. Ich habe noch ein paar Sachen zu erledigen, bevor ich dem König Bericht erstatte und um einen neuen Auftrag bitte. Ich hoffe, du findest deine Magie.«
    »Das hoffe ich auch«, entgegnete Bink. »Danke für die Wurftechniken, die du mir beigebracht hast.«
    »Das war nicht besonders viel. Du mußt sie noch ziemlich viel üben, bevor sie dir wirklich etwas nützen. Tut mir leid, daß ich das Mädchen dazu gebracht habe, wütend auf dich zu werden. Vielleicht habe ich mich in ihr ja doch getäuscht.«
    Bink stand nicht der Sinn danach, über diesen Punkt zu diskutieren, also gab er ihm die Hand und eilte auf das Schloß des Guten Magiers zu.

  
6 Der Magier
     
    Das Schloß war beeindruckend. Es war nicht sonderlich groß, aber hoch und gut geschnitten. Es besaß einen tiefen Graben, eine dicke Außenmauer und einen hohen Innenturm mit einer Brüstung mit Zinnen. Es mußte wohl mit magischen Mitteln erbaut worden sein, denn sonst hätte auch eine ganze Armee von ausgezeichneten Handwerkern mindestens ein Jahr dazu gebraucht, es zu errichten.
    Und doch sollte Humfrey nur ein Magier des Wissens, nicht des Bauens oder der Illusion sein. Wie konnte er mit Magie ein solches Bauwerk errichtet haben?
    Egal, hier stand jedenfalls ein Schloß. Bink schritt zum Graben hinunter. Er hörte ein fürchterliches, galoppierendes Platschen, und kurz darauf kam ein Pferd hinter der Mauer hervor, das auf dem Wasser lief. Nein, kein Pferd, ein Hippocampus oder Seepferd, mit dem Kopf und den Vorderbeinen eines Pferdes und dem Schwanz eines Delphins. Bink kannte Delphine nur von Abbildungen her. Es war eine magische Fischart, die Luft atmete, anstatt Wasser.
    Bink trat einen Schritt zurück. Das Ding sah gefährlich aus. Es konnte ihn zwar nicht an Land verfolgen, aber im Wasser konnte es ihn zu Staub zertrampeln. Wie sollte er nur den Graben überqueren? Es schien keine Zugbrücke zu geben.
    Dann bemerkte er, daß das Hippocampus einen Sattel trug. O nein! Auf dem Wasserungeheuer

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