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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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aufzufordern, ihre Information zu bestätigen. Selbst wenn sie wirklich eine Gefangene sein sollte, dann hätte man sie getrennt voneinander einsperren müssen. Dann könnten die Wächter jedem der beiden erzählen, der andere habe ausgepackt.
    Wenn sie wenigstens schön gewesen wäre, dann hätten sie ja vielleicht darauf hoffen können, daß sie ihn mit weiblichen Waffen zum Reden bringen würde, aber zu dieser Hoffnung bestand ja nun wirklich nicht die geringste Veranlassung. Das alles ergab keinen Sinn.
    »Warum haben Sie ihm nicht von dem Schildstein erzählt?« fragte Bink, ohne sich über die Art seiner eigenen Ironie völlig im klaren zu sein. Wenn sie nur spielte, dann konnte sie nichts verraten haben – aber dann hätte man sie auch nicht hier
    hinunterwerfen dürfen. Wenn sie echt war, dann mußte sie Xanth treu sein. Aber warum hatte sie dann gesagt, daß sie den Standort des Schildsteins verraten wolle?
    »Ich habe es ihm gesagt«, erwiderte sie.
    Sie hatte es ihm gesagt? Jetzt hoffte Bink inständig, daß sie nicht echt war.
    »Ja«, antwortete sie und sah ihm geradewegs dabei in die Augen. »Ich habe ihm gesagt, daß er sich unter dem Thron im Königspalast im Norddorf befindet.«
    Bink versuchte, diese Aussage richtig einzuschätzen. Es war der falsche Ort – aber wußte sie das auch? Oder versuchte sie nur, ihn zu einer Reaktion zu überlisten, zu einer Preisgabe der begehrten Information, während die Wächter ihrem Gespräch lauschten? Oder war sie wirklich eine Verbannte, die den Standort kannte und gelogen hatte? Das würde Trents Reaktion erklären. Denn wenn Trents Katapult eine Elixierbombe auf den Palast von Xanth warf, dann würde er nicht nur den Schild verfehlen, sondern den König aufschrecken – oder zumindest die wacheren Minister, die keine Narren waren –, so daß sie merkten, mit welcher Bedrohung sie es zu tun hatten. Wenn die Magie dort in der unmittelbaren Umgebung gedämpft oder neutralisiert wurde, dann würden sie schon wissen, was gespielt wurde.
    Hatte Trent etwa seine Bombe bereits geschleudert und nun alle Hoffnung, nach Xanth einzufallen, verloren? Sobald man dort wußte, welche Gefahr drohte, würde man den Schildstein an einen anderen geheimen Ort schaffen, so daß keine Informationen, die Trent von Exilanten erhielt, wirklich zuverlässig sein konnten. Nein, wenn das passiert wäre, dann würde Trent Fanchon in eine Kröte verwandeln und auf ihr herumtrampeln. Und er würde sich auch nicht länger mit Bink abgeben. Man würde ihn töten oder freilassen, aber nicht weiterhin gefangenhalten. Also war nichts derart Drastisches geschehen. Außerdem war dafür noch gar nicht genügend Zeit verstrichen.
    »Ich sehe, daß du mir nicht traust«, bemerkte Fanchon.
    Eine zutreffende Beobachtung. »Das kann ich mir nicht leisten«, gab er zu. »Ich will nicht, daß Xanth etwas zustößt.«
    »Warum sollte es dir etwas ausmachen, wo sie dich doch rausgeworfen haben?«
    »Ich kannte die Regel. Ich hatte einen fairen Prozeß.«
    »Einen fairen Prozeß!« rief sie wütend. »Der König hat ja nicht mal Humfreys Nachricht gelesen oder das Wasser vom Quell des Lebens probiert!«
    Bink schwieg. Woher konnte sie das erfahren haben?
    »Ach, hör doch auf!« sagte sie. »Ich bin nur wenige Stunden nach deinem Prozeß durch dein Dorf gekommen. Alle haben darüber geredet. Wie der Magier Humfrey deine Magie bestätigt hat, der König aber…«
    »Schon gut, schon gut«, erwiderte Bink. Sie kam also offenbar wirklich aus Xanth, aber er wußte trotzdem nicht, inwieweit er ihr trauen konnte. Und doch mußte sie ja dann den Standort des Schilds kennen und hatte ihn nicht verraten. Es sei denn, daß sie ihn verraten hatte und Trent ihr nicht glaubte. Dann würde er wohl nun darauf warten, daß Bink mit ihm zusammenarbeitete. Aber sie hatte den falschen Ort angegeben. Das war sinnlos. Bink könnte ihre Aussage anfechten, ohne den richtigen Ort zu erwähnen. Es gab Tausende von möglichen Standorten. Also meinte sie es wohl ernst: Sie hatte versucht, Trent hinters Licht zu führen, und war gescheitert.
    Die Waagschale in Binks Geist senkte sich nun zur anderen Seite. Jetzt glaubte er, daß sie wirklich aus Xanth war und ihr Land nicht verraten hatte. Darauf deutete das bisher vorhandene Beweismaterial hin. Wie raffiniert konnte Trent wohl vorgehen? Vielleicht besaß er ja eine mundanische Maschine, die irgendwie Nachrichten hinter dem Schild abfangen konnte. Oder er hatte, was wahrscheinlicher

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