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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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mühelos unter Beweis stellen kann. Da ich sowieso regelmäßig üben muß, um mein volles Talent nach dem langen Exil in Mundania wiederzuerlangen, kommt mir eine solche Vorführung durchaus gelegen.« Er schnippte mit den Fingern. »Lassen Sie die Gefangenen ihre Mahlzeit beenden«, befahl er dem Wächter, der herbeigeeilt war. »Dann bringen Sie sie aus der Zelle.« Er verschwand.
    Jetzt war Fanchon aus einem anderen Grund betrübt. »Vielleicht blufft er ja nur, aber wenn sie hier herunterkommen, dann werden sie die Ziegel entdecken, dann sind wir sowieso erledigt.«
    »Nicht, wenn wir sofort kommen, ohne ihnen Schwierigkeiten zu machen«, meinte Bink. »Sie werden nicht herunterkommen, wenn es sich vermeiden läßt.«
    »Wollen wir’s hoffen«, sagte sie.
    Als die Wachen kamen, kletterten Bink und Fanchon sofort die Strickleiter empor, die man ihnen hinunterließ. »Wir werden den Bluff des Magiers entlarven!« sagte Bink. Die Soldaten reagierten nicht auf seine Bemerkung. Zusammen marschierten sie über den Isthmus gen Osten, auf Xanth zu.
    Als sie in Sichtweite des Schilds waren, erblickten sie Trent, der neben einem Drahtkäfig stand. Um ihn herum standen Soldaten mit gespannten Bogen und angelegten Pfeilen. Sie trugen geschwärzte Brillen, und alles sah sehr grimmig aus.
    »Ich warne Sie«, sagte Trent, als sie bei ihm ankamen, »Blicken Sie einander nicht in die Augen nach der Verwandlung. Ich kann keine Toten mehr lebendig machen.«
    Wenn dies wieder nur eine Taktik war, um ihnen Angst einzuflößen, dann hatte der Magier jedenfalls Erfolg damit. Fanchon mochte vielleicht noch zweifeln, doch Bink glaubte seinen Worten. Er erinnerte sich an Justin Baum, das Erbe, das Trents Zorn vor zwanzig Jahren zurückgelassen hatte. Er sah das Omen wieder vor sich. Erst ein Basilisk werden, dann sterben…
    Trent fing Binks bekümmerten Blick auf. »Wollen Sie mir irgend etwas sagen?« fragte er in beiläufigem Ton.
    »Ja. Wie haben sie Sie eigentlich ins Exil schaffen können, ohne in Kröten, Steckrüben oder noch Schlimmeres verwandelt zu werden?«
    Trent runzelte die Stirn. »Das habe ich eigentlich nicht gemeint, Bink. Aber im Interesse der allgemeinen Harmonie und Verständigung will ich Ihre Frage beantworten. Einer meiner Gefolgsleute, dem ich vertraut habe, wurde bestochen, um einen
    Schlafzauber über mich zu verhängen. Während ich schlief, hat man mich dann durch den Schild getragen.«
    »Und woher wollen Sie wissen, daß das nicht noch einmal vorkommt? Sie können nicht die ganze Zeit wachbleiben.«
    »Ich habe lange über dieses Problem nachgedacht, während der ersten Jahre meines Exils. Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß ich selbst daran schuld gewesen bin. Ich habe mich anderen gegenüber treulos verhalten, also haben andere mich auch verraten. Ich war keineswegs völlig ehrlos, ich habe mein Wort nur gebrochen, wenn es wirklich notwendig zu sein schien, aber…«
    »Das ist dasselbe wie zu lügen«, warf Bink ein.
    »Das habe ich damals nicht so gesehen. Aber ich nehme an, daß mein diesbezüglicher Ruf in der Zwischenzeit nicht besonders gut geworden ist. Es ist das Vorrecht des Siegers, den Verlierer der völligen Korrumpiertheit zu beschuldigen, um seinen Sieg zu rechtfertigen. Trotzdem: mein Ehrenwort war kein unumstößliches Gesetz, und mit der Zeit sah ich ein, daß es diese grundlegende Charakterschwäche war, die meinen Sturz verschuldet hat. Die einzige Möglichkeit, eine Wiederholung zu vermeiden, bestand darin, mein Vorgehen zu ändern. Und deswegen betrüge ich nicht mehr – nie mehr. Und mich betrügt auch keiner mehr.«
    Das war eine offene, vernünftige Antwort. Der Böse Magier war in vielerlei Hinsicht das genaue Gegenteil von dem, als was er gemeinhin dargestellt wurde. Anstatt häßlich, schwächlich und kleinkariert zu sein – eine solche Beschreibung hätte besser auf Humfrey gepaßt –, sah er gut aus, war kräftig und weltgewandt. Und doch war er ein Bösewicht, und Bink war zu gewitzt, um sich von seinen wohlklingenden Worten betören zu lassen.
    »Fanchon, treten Sie vor!« befahl Trent.
    Fanchon trat ihm mit zynischem Gesichtsausdruck entgegen. Trent machte keinerlei Gesten, und er murmelte auch keine Formeln. Er blickte sie lediglich konzentriert an.
    Sie verschwand.
    Ein Soldat kam mit einem Schmetterlingsnetz angerannt und warf es über irgend etwas am Boden. Dann hob er es wieder auf: Darin zappelte ein unheilvolles, echsenähnliches Wesen mit Flügeln.
    Es war

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