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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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tatsächlich ein Basilisk! Bink wandte hastig die Augen ab, um nicht von dem tödlichen Blick des Ungeheuers getroffen zu werden.
    Der Soldat warf das Wesen in den Käfig, und ein zweiter Soldat mit geschwärzter Schutzbrille deckte ihn ab. Die anderen Soldaten entspannten sich sichtlich. Der Basilisk krabbelte im Käfig umher und versuchte zu fliehen, doch das war hoffnungslos. Er starrte den Draht wütend an, doch sein Blick wirkte nicht auf Metall. Ein dritter Soldat warf ein Tuch über den Käfig und versperrte damit dem kleinen Ungeheuer die Sicht. Jetzt entspannte auch Bink sich. Das Ganze war offensichtlich sorgfältig geplant und geübt worden.
    Die Soldaten hatten genau gewußt, was sie zu tun hatten.
    »Bink, treten Sie vor!« sagte Trent im gleichen Ton wie zuvor.
    Bink war entsetzt. Doch ein Teil seines Verstandes bäumte sich auf: Es ist immer noch ein Bluff! Sie steckt mit ihnen unter einer Decke. Sie haben alles so eingerichtet, daß ich glauben muß, sie sei verwandelt worden. Alle ihre Einwände waren nur dazu gedacht, mich in Sicherheit zu wiegen, diesen Augenblick vorzubereiten.
    Aber das glaubte er nur halb. Das Omen verlieh dem Ganzeneine ganz besondere, unheimliche Überzeugungskraft. Wie auf den Schwingen eines Mottenhabichts schwebte der Tod über ihm und kam immer näher…
    Und doch durfte er seine Heimat nicht verraten. Mit weichen Knien trat er vor.
    Trent blickte ihn an – da machte die Welt einen Satz. Verwirrt und verängstigt krabbelte Bink auf einen nahe stehenden Busch zu, um in Sicherheit zu gelangen. Die grünen Blätter verwelkten, als er sich ihnen näherte. Dann fiel das Netz über ihn, und er wäre fast gefangengenommen worden. Er entsann sich seiner Flucht vor dem Spaltendrachen und schlug im letzten Augenblick einen Haken, wich zurück – und das Netz verfehlte ihn knapp. Er starrte den Soldaten an, dem in seiner Verwirrung die Brille heruntergerutscht war. Ihre Blicke trafen sich – und der Mann stürzte getroffen hintüber zu Boden.
    Das Schmetterlingsnetz flog hoch, doch da sprang ein weiterer Soldat vor und ergriff es. Wieder wollte Bink auf den Busch krabbeln, doch diesmal erwischte ihn das Netz. Er wurde emporgerissen, seine Flügel flatterten hilflos umher, sein peitschender Schwanz verfing sich im Netz, genau wie seine Klauen, und sein Maul schnappte ins Leere.
    Dann warf man ihn in den Käfig. Das Netz wurde mehrere Male geschüttelt, um den Schwanz freizubekommen, und er fiel mit ausgebreiteten Flügeln auf den Rücken. Er stieß einen Schmerzenskrächzer aus.
    Als er sich wieder aufgerappelt hatte, wurde es um ihn herum dunkel. Er befand sich im Käfig, und man hatte ihn gerade abgedeckt, damit niemand von seinem Blick getroffen würde. Jetzt war er ein Drachenhahn.
    Das war aber eine Vorführung! Er hatte nicht nur zugesehen, wie Fanchon verwandelt wurde, es war ihm sogar selbst widerfahren, und er hatte einen Soldaten einfach dadurch getötet, daß er ihn anblickte. Wenn es unter Trents Trupp noch Skeptiker gegeben haben sollte, so gab es jetzt mit Sicherheit keine mehr.
    Er erblickte den gebogenen Stachelschwanz eines Wesens seiner Art. Es war ein Weibchen. Doch sie hatte ihm den Rücken zugekehrt. Sein Hühnerechsencharakter setzte sich durch. Er wünschte keine Gesellschaft.
    Wütend hackte er auf sie ein und biß sie, während er seine Klauen in sie verkrallte. Sofort drehte sie sich um. Der muskulöse Schwanz bildete einen guten Bewegungshebel. Einen Augenblick lang blickten sie sich gegenseitig an.
    Sie war schrecklich, furchteinflößend, widerlich, scheußlich und abstoßend. Noch nie hatte er etwas so Ekelhaftes gesehen. Und doch war sie weiblichen Geschlechts und hatte deswegen auch etwas fundamental Anziehendes. Das Paradoxon des Abgestoßen-und des Angezogenseins überwältigte ihn schließlich, und er verlor das Bewußtsein.
    Als er aufwachte, hatte er Kopfschmerzen. Er lag auf dem Heu in der Grube. Es war später Nachmittag.
    »Sieht so aus, als würde der Blick eines Basilisken stark überschätzt«, meinte Fanchon. »Wir sind beide nicht gestorben.«
    Es war also wirklich passiert. »Nicht ganz«, stimmte Bink ihr zu. »Aber ich fühle mich doch ein bißchen tot.« Während er sprach, wurde ihm etwas klar, was er zuvor nie erkannt hatte: Der Basilisk war ein magisches Wesen, das auch selbst Magie ausüben konnte. Er war eine intelligente Hühnerechse gewesen, die einen Feind magisch niedergestreckt hatte. Wie stand es denn jetzt um seine

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